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29. November 2004

Trainersymposium

Klasse Sport und tolle Leute

Eigentlich ist es nur ein Stück bekritzeltes Papier, der 26. August aber hat es zu einem kleinen historischen Dokument werden lassen: Die Mind-Map von Damen-Bundestrainer Markus Weise, die er am 12. August zum Briefing für das Olympische Turnier entworfen hatte. „Was sind unsere Ziele?“ lautet die Ausgangsfrage im Zentrum des Papiers. Aber aus dem Wirrwarr von Linien, Skizzen und Absichtserklärungen sticht nur ein Satz groß und rot hervor: „Wir sind das Team, das überraschen wird.“
Auf dem diesjährigen Trainersymposium in Köln präsentierte Weise die Mind-Map zum Auftakt seiner eindrucksvollen Olympiaanalyse. Zweieinhalb Stunden kommentierte er quasi aus dem Stegreif – wegen der Champions Trophy in Argentinien hatte er sich nur kurz vorbereiten können – Szenen aus den Spielen der deutschen Damen in Athen. Beispiele für richtiges Laufverhalten oder Passspiel ebenso wie eklatante Fehler. Immer wieder tauchten Fragen auf, wie: Warum wird hier ein tausendmal einstudiertes Verhalten nicht richtig umgesetzt? Warum macht dort eine Spielerin nicht das, was ihr kurz zuvor gesagt worden war? Fragen die den anwesenden Trainerinnen oder Trainer in Bezug auf ihre Mannschaften durchaus vertraut waren.

Auch in diesem Jahr hatte DHB-Breitensport-Referentin Otti Bombitzki das Trainer-Symposium mit hochinteressanten Themen bestückt. Bundestrainer Bernhard Peters referierte über das Olympia-Turnier und hatte dafür die vier Herren-Halbfinalisten und ihr Spiel analysiert. Juniorinnen-Trainer Michi Behrmann brachte praktische Beispiele, wie man – besonders mit Kindern – spielerisch (Körper-)Spannung aufbauen kann. Olympia-Schiedsrichterin Ute Conen und der Nachwuchs-Schiedsrichter-Referent Michael von Ameln versuchten sich dem Idealbild „Der perfekte Schiedsrichter“ zu nähern. Und die Trainer konnten endlich mal – was ihnen im Spiel verwehrt bleibt – den Mund öffnen und löcherten die beiden dann auch mit Fragen.

Nachdenklich stimmte manch einen Teilnehmer das hervorragende Referat „Vielseitigkeit – Chance und Herausforderung?“ Junioren-Trainer Uli Forstner setzte sich mit der Problematik auseinander, warum viele junge Spieler dem Hockeysport noch vor dem Erwachsenenalter den Rücken kehren. Sind wir zu einseitig? Zu monoton? Oder sind unsere Jugendlichen schon „Hockey – gesättigt“?
Untersuchungen mit internationalen Spitzensportlern ergaben, dass diese zumeist noch eine zweite Sportart betreiben, viele unterschiedliche Bewegungserfahrungen sammeln konnten und teilweise auch ein recht spätes Einstiegsalter (teilweise zwischen 11 und 13 Jahren) in ihre Hauptsportart gefunden haben. Sicherlich muss man diesen Untersuchungen noch näher auf den Grund gehen, hinterfragen und analysieren, aber nachdenkenswert waren sie schon jetzt allemal.

Ein schönes Highlight bildete der traditionelle „Blick über den Tellerrand“: Lacrosse stand diesmal auf dem Programm. Ulla Bley – Trainerin bei den Hamburg Warriors des HTHC Hamburg und Lacrosse-Nationalspielerin – leitete die Hockeyspieler zu praktischen Übungen mit dem „Schmetterlingsschläger“ an und wies sie in die Grundlagen des alten indianischen Stockspiels ein.

Ein fröhliches, rundum gelungenes Symposium 2004. Bis morgens um halb sechs kamen die Zapfhähne der Kölsch-Fässchen nicht zur Ruhe. Und anders als ursprünglich geplant übernachtete Lacrosse-Trainerin doch noch in der Trainerakademie. Die Hockeyatmosphäre hatte sie regelrecht gefangen genommen. Am nächsten Morgen verabschiedete sie sich mit den Worten: „Klasse Sport und tolle Leute.“

Ralph Bonz
Vizepräsident Breitensport
rbonz@t-online.de


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