hockey.de Kolumne:


Charlotte on tour

Die deutschen Schweizer

Tobias und Uli Bergmann freuen sich auf das Duell mit ihren deutschen Freunden 

Uli und Tobias Bergmann im Foyer des Miyako-Hotels. Foto: Geiger

Wenn morgen das ungleiche Duell zwischen den Weltmeistern aus Deutschland und den Weltranglisten-Vierunddreißigsten aus der Schweiz ansteht, findet nebenbei auch ein Treffen von Freunden statt. Denn mit den Bergmann-Brüdern aus dem Schweizer Team, dem 28-jährigen Ulrich und seinem vier Jahre jüngeren Bruder Tobias, spielen zwei Mettmanner Jungs gegen ihre langjährigen Teamkollegen oder zumindest Bundesliga-Bekannten aus dem deutschen Herrenteam.

Mit einigen deutschen Nationalspielern sind die Bergmänner sogar so gut befreundet, dass man sich auch am Abend vor der Begegnung in den Zimmern des noblen Miyako-Hotels besucht, in dem neben der deutschen und der Schweizer Mannschaft auch die Polen sowie die Schiedsrichter des Qualifiers untergebracht sind. Schuld an dieser deutsch-schweizerischen Verquickung sind mal wieder die Eltern: Mit einer Schweizer Mutter und einem deutschen Vater hatten Ulrich und Tobias die doppelte Staatsangehörigkeit, obwohl sie ihr Leben lang in Deutschland verbrachten und Hockey spielten.

Doch ein findiger deutscher Trainer der Schweizer Hockeyherren, Jens Lüninghöner, vermittelte zunächst Tobias an den Schweizerischen Hockeyverband, ihm folgte dann sein älterer Bruder, der allerdings zuvor schon für Deutschland gespielt hatte: „Ich fragte bei der FIH an, ob so ein Hockey-Nationalitätenwechsel denn möglich sei. Und das war es: Nach einer Zwei-Jahres-Sperre konnte ich dann für die Schweizer Nationalmannschaft antreten.“

Was es heißt, für die Schweiz zu spielen, bekamen die Brüder dann auch schnell zu spüren. „Wir haben das vor Kurzem mal zusammengerechnet: In der ganzen Schweiz gibt es gerade mal neun Kunstrasenplätze und höchstens 2.000 Hockeyspieler“, berichtet Ulrich und sein Bruder fügt hinzu: „Allein der Düsseldorfer HC hat ja schon 500 Aktive!“ Tobias spielt derzeit für den DHC in der ersten Bundesliga, Ulrich ist Spielertrainer beim Nachbarclub DSD, mit dem er in der Halle in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist.

Für Trainingseinheiten mit der Schweizer Nationalmannschaft ist die Entfernung natürlich schon ein wenig weit, aber bei den wichtigen Veranstaltungen seien sie immer dabei. Für den Qualifier in Japan waren das Lehrgänge in Spanien und Holland, für die sie sich jeweils Urlaub nehmen mussten von ihren Jobs als Vertriebsleiter. „Zusammen mit Japan bleiben mir dann für 2008 gerade mal noch 9,5 Tage Urlaub“, doch seine Kollegen würden immer sehr bereitwillig für ihn einspringen, so Tobias.

Wie wenig finanzielle Unterstützung der Schweizer Hockeyverband seinen Spielern zukommen lassen kann, bekommt jeder Fan des Teams auch gleich im Internet zu spüren: Um sich über das Wohlergehen des Teams in Japan zu informieren, in einem Blog, den die „Herrennati“ eigens für das Turnier einrichtete, wird eine Spende von 50 Franken erbeten – Not macht halt erfinderisch. „Das ist schon eine ganz andere Liga als die deutsche Nationalmannschaft oder andere Top-Teams der Welt“, man könne das eigentlich gar nicht vergleichen, meint Ulrich.

Umso wichtiger sei es dann aber auch, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft stimme, sonst würde man persönlich nicht so viel investieren. „Aber die Stimmung ist auch wirklich super im Team. Wir genießen die Zeit hier in Japan und hoffen sehr, uns während der spielfreien Tage auch ein wenig vom Land anschauen zu können.“ Außerdem sei es schon etwas Besonderes, einmal vor so einer Kulisse wie in Kakamigahara zu spielen, mit Hunderten kreischender japanischer Fans, die teilweise auch Autogramme von einem wollen, verrät Tobias.

Und genauso entspannt sieht er wie auch sein Bruder die morgige Begegnung mit Freunden aus Deutschland: „Natürlich würde es mich freuen, mal einen Timo Weß auszuzocken... Aber eigentlich freuen wir uns einfach nur auf die Erfahrung, gegen so eine tolle Mannschaft wie die Deutschen zu spielen, und wie heute gegen Japan zu zeigen, dass man uns auch nicht unterschätzen sollte.“

Charlotte Geiger

 
Hockey Archiv
» Kolumnen & Serials
Charlotte Geiger

» Charlotte on tour
» Um den Hockeyglobus

Victoria (CAN)

» Sonne über Victoria
» Deut. Titelverteidigung
» Koreas Medaillenträume
» Der erste Schnee
» Road to Beijing
» Hockeyweltenbummler
» Viktorianischer Stil

Kakamigahara (JPN)

» Nach-Spiel in Japan
» Topfschlagen mit Polen
» Auf Hockeydroge
» Shoppen mit Schieris
» Die deutschen Schweizer
» Wenn die Kirschen blühen

Santiago (CHI)

» Great Britain rocks!
» Erwartungen übertroffen
» Russischer Husarenstreich
» Zwillinge im Doppelpack
» Mexikanische Frauenpower
» Deutsch-Chilenisch

Auckland (NZL)

» Qual der Qualifikation
» Amerikanische Träume
» Smile for me, Argentina!
» Waitangi Day
» Karibischer Zauber
» Französ. Problemzonen
» Irisches Notizbuch
» Schwarze Schläger
» Dabei Sein oder nicht

 

» Impressum   » Datenschutz © 2024 • hockey.de