Karibischer Hockeyzauber
Über den "besten Spieler der Welt" Kwandwane Browne
Gleich am ersten Tag des Qualifiers in Auckland, als der Gastgeber gegen die Hockeyexoten aus Trinidad und Tobago spielte, gab es eine Spielszene, die kein anwesender Zuschauer mehr so schnell vergessen wird: Einen Meter vom eigenen Torpfosten entfernt fing Trinidads Nummer Sieben einen gegnerischen Ball ab, um dann etwa sechs Neuseeländer auf dem Weg zum Schusskreisrand in aller Seelenruhe zu umspielen und von dort aus einen wuchtigen Schlenzball direkt vor die Füße seines Stürmers am anderen Ende des Platzes zu schicken. Spätestens dann fragte sich jeder im Publikum, wer denn dieser Wunderspieler aus der Karibik ist?
Wenn ich vorstellen darf: Kwandwane Browne, Ausnahmespieler seines Landes und für den argentinischen Trainer Sergio Vigil sogar “der beste Spieler der Welt”. Kwan selbst findet das ganz lustig: “Sergio hat wirklich einen Narren an mir gefressen. Bei mehreren Workshops, an denen ich in Argentinien teilnahm, hat er mir das immer wieder gesagt. Ich denke, er bezieht das vor allem auf meine verantwortungsvolle Rolle, die ich in der Nationalmannschaft habe.”
Und damit untertreibt der 30-Jährige Kwan wohl noch ein wenig: Er ist nicht nur ein hervorragender Verteidiger, der seinen Vorderleuten exzellente Pässe in den freien Raum spielt, sondern auch charismatischer Kapitän und Eckenschütze seines Teams zugleich. Wie wird man zu einem solchen Ausnahmespieler in einem Land, das etwas über eine Millionen Einwohner und dementsprechend wenig Hockeyspieler hat? “Ich habe halt früh angefangen, mit vier Jahren, und als wir später in die Nähe des einzigen Kunstrasenplatzes des Landes gezogen sind, ging ich jeden Tag auf den Platz trainieren, drei Jahre lang. Daneben habe ich mir immer wieder die Videos von Pakistan- oder Indienspielen angeschaut.”
Während er in England studierte, hat er dann auch die Möglickeit genutzt, bei englischen oder holländischen Vereinen zu spielen. Doch es war ihm völlig klar, dass er wieder nach Trinidad zurückkehren wollte, um dort den Hockeysport zu verbreiten und ein international konkurrenzfähiges Team aufzubauen.
Und das hat er wohl schon jetzt geschafft: Auf den Pan American Games 2007, bei dem Kwan übrigens zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, erreichte seine Mannschaft den vierten Platz und qualifizierte sich damit direkt für das Turnier in Neuseeland. Hier haben sie zwar keine Chance, den Qualifier zu gewinnen, doch es ist eine tolle Erfahrung für das junge Team. Sieben Spieler der Mannschaft sind unter 21, einer gerade einmal 16 Jahre. “Wir sind unglaublich glücklich, die Möglichkeit zu haben, gegen so gute Mannschaften zu spielen. Wir können versuchen, die Spiele eng zu gestalten, was uns bislang aber noch nicht gelungen ist.”
In den nächsten beiden Partien sollten sie aber endlich zeigen, was für ein Potenzial in ihnen stecke. Auch um weiterhin die finanzielle Unterstützung durch die Regierung zu haben, bräuchten sie mindestens einen Sieg über ein Team, das in der Weltrangliste über ihnen steht. Aber warum nicht, schließlich haben sie ja den weltbesten Spieler in den eigenen Reihen.
Charlotte Geiger
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