Waitangi Day
Top-Duell am Tag der englisch-maorischen Einheit
Es war bestimmt kein Zufall, dass die mit Spannung erwartete Begegnung zwischen den beiden Topfavoriten des Qualifiers in Auckland, Neuseeland und Argentinien, genau heute stattfand. Der 6. Februar ist nämlich der neuseeländische Nationalfeiertag, der Tag der englisch-maorischen Einheit: Vor 168 Jahren mittlerweile unterzeichneten maorische Stammesfürsten in Waitangi einen Vertrag, mit dem sie sich der britischen Krone unterstellten. Bis heute ist allerdings umstritten, ob die Maoris sich über den Inhalt des Dokuments genau im Klaren waren, verschiedene Vertragsblätter waren im Umlauf und auch die Übersetzung ins Maori war fehlerhaft. Und das ist auch der Grund dafür, weshalb der sogenannte Waitangi Day immer noch von Protesten begleitet wird. So blieb Premierministerin Helen Clark heute einer Gedenkveranstaltung in Waitangi fern, bei der sie bereits einmal so schlimm beschimpft wurde, dass ihr die Tränen kamen.
Eine Sportveranstaltung wie der Olympic Qualifier brachte am Feiertag also nicht nur viele Zuschauer und somit Unterstütztung für die “Black Sticks” bei ihrem großen Duell ins Stadion, sondern wurde von den Veranstaltern auch dazu genutzt, um die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen. Zu diesem Zweck organisierten sie ein Freundschaftsspiel zwischen den Hockey-Indern und -Maoris des Landes, das am heutigen Tag vor den Turnierspielen ausgetragen wurde. Aber es handelt sich bei ihnen nicht um irgendwelche maorischen Spieler: Während der Maori-Hockeymeisterschaften, bei denen verschiedene für diesen Event zusammengestellte Maori-Mannschaften aus allen Teilen des Landes an einem Wochenende im Jahr gegeneinander antreten, werden die besten Maori-Spieler gewählt, die dann im Maori-Nationalteam spielen duerfen.
Und das sind allesamt Hockeyspieler, die normalerweise in Clubs der ersten Bundesliga Neuseelands spielen. Wie ernst Maori-Hockey genommen wird, zeigt auch, dass die Spieler tatsächlich alle per Stammbaum nachweisen müssen, dass in ihren Adern maorisches Blut fließt, und sei es nur durch die Großmutter väterlicherseits. Maoris mit 100-prozentiger Abstammung gibt es mittlerweile wahrscheinlich eh nicht mehr, und das Aussehen kann sehr irreführend sein: Eine dunkle Hautfarbe und die markante Gesichtsform haben nur rund ein Viertel der Spieler im Maori-Nationalteam.
Dass die Maoris das Spiel gegen die neuseeländischen Inder verloren, war zu erwarten gewesen, obwohl sie sich sehr tapfer schlugen. Ihr großer Auftritt kam erst vor Beginn des Neuseeland-Argentinien-Duells: Sie führten einen Haka vor, den maorischen Kriegstanz, mit dem sie die Südamerikaner einschüchtern und ihre “Black Sticks”, bei denen mit Kosoof und Hari übrigens auch zwei maoristämmige Spieler vertreten sind, motivieren wollten. Doch weder ihre Tanzkünste noch die Feiertagsverwöhnten Zuschauer waren in der Lage, das neuseeländische Team zu beflügeln.
Stattdessen entzückten die Argentinier mit einer solchermaßen eindrucksvollen Performance, dass es dem Publikum vor Schreck die Stimme verschlug. Archibald, Child und Co konnten technisch gesehen gegen jeden einzelnen der Argentinier einpacken, dazu waren sie laufstark und -willig sowie taktisch bestens eingestellt. Erst in der zweiten Halbzeit konnten die Kiwis ein wenig in das Spiel eingreifen, eine Welle wogte zaghaft durch die Stadionrunde, nachdem die Neuseeländer einen Treffer erzielten. Der argentinische 3:1-Sieg war jedoch bis zum Schluss nicht gefährdet – wohl eher die Feiertagsstimmung der Kiwis.
Charlotte Geiger
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