DHB Stiftung
Unabhängiger werden von öffentlichen Fördermitteln
An der Stiftungsgründung war das Kuratorium des Deutschen Hockey-Bundes maßgeblich beteiligt. In erster Linie zuständig für die Entwicklung und Planung waren dafür der Hamburger Christian Wriedt sowie der Kölner Joachim Hürter. Es geht zukünftig stark darum, eine Plattform zu bilden, aus der heraus größere und kleinere Spenden und Mittel eingeworben werden sollen, um den Hockeysport zu unterstützen. „Ziel ist es, uns insgesamt unabhängiger von öffentlichen Fördermitteln zu machen“, so DHB-Präsident Stephan Abel.
Interview zur Stiftungsgründung (geführt 2009)
Stiftung als alternatives Finanzierungsmodell
Beim Bundestag im Mai 2007 wurde mit einstimmigem Votum beschlossen, dass eine DHB-Stiftung ins Leben gerufen wird. Im Kuratorium des Deutschen Hockey-Bundes wurde dieses Projekt entwickelt. Christoph Wüterich, der damalige Kuratoriumsvorsitzende, und Joachim Hürter erläutern im Interview die Ziele der Stiftung.
Was genau ist der Zweck der DHB-Stiftung?
Christoph Wüterich: „Der Zweck soll die ideelle und materielle Förderung des Hockeysports in Deutschland sein und aller damit zusammenhängenden sportlichen Tätigkeiten. Ganz bewusst ist der Zweck breit gehalten, um die Förderung in allen Richtungen offen zu halten. Im Speziellen ist aber auch an die Förderung sportlicher Talente als Entwicklung begleitende Unterstützung vom Nachwuchs- bis zum Spitzensportler gedacht. Hier hat man sich vom holländischen Stiftungsmodell leiten lassen.“
In welchen Bereichen wird die Stiftung fördernd tätig werden?
Joachim Hürter: „Dies wird sich von den Notwendigkeiten des Deutschen Hockey-Bundes in der Zukunft ableiten. In Zeiten rückläufiger Förderungen durch staatliche Institutionen sollen Stiftungsgelder helfen, den Hockeysport und die Sportler weiterhin optimal zu unterstützen.“
Von wem stammt die Idee der Stiftungsgründung?
Christoph Wüterich: „Schon zu Präsidiumszeiten haben Jo Hürter und ich uns nach alternativen Finanzierungsmodellen umgeschaut. Der entscheidende Hinweis kam dann vom Kuratoriumsmitglied Christian Wriedt, der für den UHC Hamburg ebenfalls eine Stiftungsgründung umgesetzt hat. Seine Überlegungen sowie die Diskussionen im Kuratorium haben letztendlich den Anstoß zur Umsetzung gegeben. Wir konnten hier von Christian Wriedts immensem Erfahrungsschatz als Vorsitzender des Vorstands der ‚Körberstiftung Hamburg’ profitieren.“
Wer hat die Gründung im Kuratorium mit vorbereitet?
Joachim Hürter: „Die Umsetzung wurde in die Hände von Christian Wriedt und mir gegeben. Gemeinsam mit dem DHB-Premiumpartner BDO wurden dann Satzungsentwürfe und Abstimmungsverfahren mit der Finanzverwaltung in die Wege geleitet. Der jetzige DHB-Präsident Finanzen, Stefan Friedmann, hat im weiteren die Vorbereitung der satzungsmäßigen Umsetzung für den Bundestag übernommen. Im Zusammenspiel aller Kräfte konnten insoweit recht schnell die formellen Voraussetzungen geschaffen werden.“
Was muss noch passieren, bis die Stiftung die Arbeit aufnehmen kann?
Christoph Wüterich: „Zunächst müssen noch die formalen Zustimmungen der Stiftungsaufsicht und der Finanzverwaltung eingeholt werden. Eine endgültige Fassung der Stiftungssatzung ist einzureichen. Hier wird es noch eine letztmalige Abstimmung aller Beteiligten geben müssen, um den Formalitäten ordnungsgemäß Rechnung zu tragen. Nach erfolgter Eintragung in das Stiftungsregister, kann dann die Arbeit aufgenommen werden.“
Welche Struktur erhält die Stiftung organisatorisch?
Joachim Hürter: „Die Organe der Stiftung sind der Vorstand und der Stiftungsrat. Hierbei soll der Vorstand aus drei Mitgliedern bestehen, der Stiftungsrat aus fünf Mitgliedern. Bei der Zusammensetzung des Vorstands ist darauf geachtet worden, dass der Stifter durch die Gestellung eines Mitgliedes, aber auch nur eines Mitgliedes, vertreten ist. Damit ist gewährleistet, unabhängig von der Person, dass der Stifter sachliche Notwendigkeiten zum etwaigen Einsatz von Stiftungsgeldern erläutern kann. Der Stiftungsbeirat berät, unterstützt und überwacht den Vorstand. Wesentliches Element des Stiftungsrates ist hierbei die Kontroll- und Entlastungsfunktion des Vorstandes.“
Woher kommt das Stiftungskapital?
Und aus welchen Quellen soll die Stiftung in Zukunft gespeist werden?
Christoph Wüterich: „Die erste Dotierung erfolgt durch den Stifter. Durch den geplanten Verkauf der Immobilie in Hürth, also der ehemaligen Geschäftsstelle, wird es zu einem Liquiditätszufluss kommen. Da eine zeitnahe satzungsmäßige Verwendung dieser Mittel nicht geboten ist, bietet sich eine Sicherung dieses Kapitals an. Bei allen Intentionen, die mit der Stiftung verbunden sind, muss man sich immer vor Augen halten, dass die Einlage von Kapital in den Stiftungsstock auf Dauer jeglicher anderen Verwendung entzogen ist. Also muss genau geprüft werden, mit welcher Höhe die Erstdotierung erfolgen soll.
Joachim Hürter: „Zukünftig kann durch Zustiftungen und vertraglichen Regelungen, wie etwa mit potenziellen Sponsoren, eine Anreicherung des Stiftungsstocks erreicht werden. Gerade im Sponsorenbereich trifft man häufig auf mögliche Interessenten, die sich zwar gern einbringen möchten, aber nicht öffentlich in Erscheinung treten wollen. Insoweit ist durch die Gründung der Stiftung eine Plattform geschaffen, die diesen Wünschen Rechnung tragen kann.“
Wer bestimmt, wohin die Stiftungsgelder gehen und nach welchen Kriterien?
Joachim Hürter: „Verantwortlich ist der Stiftungsvorstand. Er hat nach den Kriterien der Satzung die Gelder einzusetzen.“
Ist die Stiftung eine „Konkurrenz“ zum Beispiel zum Verein der Freunde des Hockeys? Macht sie solche Institutionen überflüssig?
Christoph Wüterich: „Ganz im Gegenteil. Die Stiftung ist eine Ergänzung zu allen Institutionen, die sich der Förderung des Hockeysports verschrieben haben. Ich selbst weiß, dass die Freunde des Hockeys durch zielgerichtete Spenden in der Vergangenheit immer wieder die Nationalmannschaften unterstützt haben, wo der DHB keinerlei finanziellen Spielraum hatte. Dies ist nicht Sinn der Stiftung. Die Stiftungsgelder sollen im Wesentlichen, sofern die Höhe es zulässt, verlässliches Surrogat sein für die rückläufigen Mittel der Bundeszuwendungen. Ein wesentlicheres Ziel ist die Unterstützung der Sportler, die aufgrund des immensen Einsatzes Nachteile, zum Beispiel längere Studienzeiten, in Kauf nehmen müssen.
Wie stehen übergeordnete Institutionen, wie DOSB oder BMI, zu der Idee einer DHB-Stiftung?
Joachim Hürter: „Hier haben wir noch kein Feedback. Wir gehen aber davon aus, dass zukunftsweisende Finanzierungsmodelle auch bei diesen Institutionen auf Interesse stoßen werden.“
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