Indien und England im Zaum halten!
Nun ist es zwar schon 10 Monate her, doch ich denke immer wieder gerne zurück an das 8-Nationenturnier im August des vergangenen Jahres. Als mich Michael Steinmann damals fragte, ob ich bereit sei die Betreuung einer Mannschaft während des Turniers zu übernehmen, zögerte ich nicht lange. Denn wann bekommt man schon mal wieder die Chance eine Nationalmannschaft so nah durch ein Turnier zu begleiten?
Wenige Wochen vor Turnierbeginn staunte ich nicht schlecht, als mir per Mail nicht nur die Engländer, für die ich mich beworben hatte, sondern auch das indische Nationalteam zugeteilt wurde.
So machte ich mich zwei Tage vor Turnierbeginn auf den Weg nach Mönchengladbach, nicht jedoch ohne am Düsseldorfer Flughafen vorbeizuschauen und dort die Engländer in Empfang zu nehmen. Im Vorfeld hatte ich mich bereits mit Roger Farren in Verbindung gesetzt, der den Transport der Teams organisierte. Ohne Probleme und Zwischenfälle (von den 45 Minuten Verspätung der englischen Maschine einmal abgesehen) kamen wir schließlich am Hotel der Engländer in Mönchengladbach an. Vor Ort merkte ich schnell, dass mein Augenmerk wohl eher auf den Indern liegen würde. Kurz nach der Ankunft mit den Engländern fuhr der Bus mit den Indern vor. Wenige Minuten später war die Lobby des Hotels mit rund 70 Menschen gefüllt, die sich gegenseitig im Weg standen, über Gepäck stolperten und fragende Blicke in die Menge warfen. Glücklicher Weise hatten die Engländer den Check-In bereits abgeschlossen und machten sich zügig auf den Weg zu ihren Zimmern. Schnell noch die Abfahrtszeit zum Trainingsgelände mit dem englischen Teammanager geklärt und dann sämtliche Aufmerksamkeit auf die Inder gerichtet.
Tilman Schulz-Klingner berichtet!
5 Minuten später machte sich bei mir allerdings erste Ratlosigkeit breit. Die Indischen Offiziellen hatten keine Probleme mich zu verstehen. Andersherum gestaltete sich dies allerdings als schwierig, da die Aussprache doch eher in den Bereich „undeutlich und genuschelt“ einzuordnen war und auch manch englische Grammatik sehr abenteuerlich wirkte. Meine Rettung kam ein paar Minuten Später in Person des indischen Mannschaftsarztes im Hotel an. Zu meiner großen Verwunderung sprach dieser perfektes Deutsch. Nachdem auch der Check-In der Inder dann doch reibungslos verlief, fand ich mich auch schon im Hotelzimmer des Mannschaftsarztes zum Tee. Er erläuterte mir einige Dinge zur indischen Kultur, wir besprachen spezielle Probleme der indischen Mannschaft (angefangen bei Problemen mit Rind- und Schweinefleisch beim Essen bis hin zum dringenden Kauf von Souvenirs für die Daheimgebliebenen) und ich lernte sämtliche Offizielle des Teams kennen. Das Ritual des Teetrinkens sollte sich bei jedem meiner Besuche im Hotel wiederholen. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich bis heute keine Nation kennen gelernt, die so freundlich und umgänglich ist wie eben jene 30 Inder die ich in Mönchengladbach betreuen durfte.
Nun begann der alltägliche Turnierwahnsinn. Hier wurden Wasserkästen benötigt, für die Englischen Jungs musste ein Eisbad nach dem Spiel organisiert werden, Spielerlisten für die Spiele mussten zur Turnierleitung, etc. Ich könnte diese Liste jetzt noch deutlich verlängern, würde dabei allerdings den Rahmen sprengen. Während die Engländer sich bei Bestellungen noch darauf verließen, dass sie auch das bekommen was bestellt wurde, wollten meine Indischen Freunde nichts dem Zufall überlassen. So wurde ich vom Teambetreuer immer wieder zum privaten Chauffeur der Offiziellen aus dem fernen Osten. Ob zu Aldi um Verpflegung und Tee zu kaufen oder ein Trip in die Innenstadt Mönchengladbachs. Ich musste dabei sein. So negativ die letzten Zeilen vielleicht klingen mögen, ich hätte nie gedacht, dass es mir soviel Spaß machen kann als Fremdenführer in einer mir auch unbekannten Stadt zu wirken. Ich merkte schnell wie dankbar mir unsere Gäste waren, dass ich wirklich immer für sie als Ansprechpartner und Helfer bereit stand. Dies äußerte sich unter anderem in einem ständigen Platz auf der Mannschaftsbank, in den „Teepartys“ und letztendlich in einem Polohemd, einer Krawatte des indischen Hockeyverbandes und dem Trikot des indischen Keepers.
Die für mich größte Herausforderung war allerdings das Aufeinandertreffen der deutschen und der indischen Nationalmannschaft. Da ich die Inder mittlerweile auch in mein Herz geschlossen hatte, aber eben dieses auch für Deutschland schlug, war es für mich nahezu unmöglich eine Mannschaft anzufeuern. Letztendlich sah ich es als glücklichen Zufall, dass ich mich freuen konnte, egal wer weiterkam. Indien gewann letztendlich 2:1.
Den Schlusspunkt des Turniers setzte dann die von den Teambetreuern organisierte „Players Night“ in einer Mönchengladbacher Kneipe. Dort konnten die Jungs sämtlicher Nationen sowie die Offiziellen noch einmal auf das gelungene Turnier anstoßen und miteinander feiern.
Am nächsten Morgen war dann auch schon der Moment des Abschiedes gekommen. Dieser fiel dann auch schwerer als ich gedacht hätte. Es wurden noch schnell E-Mailadressen getauscht um auch in Zukunft in Kontakt zu bleiben. (Mit dem Indischen Keeper stehe ich heute manchmal noch in Kontakt).
Abschließend muss ich sagen, dass ich mir nie hätte träumen lassen, jemals eine solche Erfahrung machen zu dürfen und meinen Horizont so erweitern zu dürfen.
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