Erfahrungsberichte

Anti-Doping-Camp

Erlebnisbericht des ersten DOSB-Anti-Doping-Botschafters Mirco Baumhoff

« T´as la clé ? » In rasantem Tonfall traf mich die Frage eines vermutlichen copain im Centre international de séjour, Albertville, unvorbereitet und ich begriff, dass ich mich die nächsten Tage auf meine sämtlichen schulischen französischen und englischen Kenntnisse würde verlassen müssen.

Am Samstagmorgen des 7.Juli machten sich 21 junge, topmotivierte, erfolgreiche und ambitionierte deutsche Sportler und Sportlerinnen vom Chiemsee bis Emsdetten auf den Weg nach Freiburg, dem deutschen Sammelpunkt. Alle folgten einer Einladung der deutschen Sportjugend, ihrer jeweiligen nationalen Verbände und des Deutsch-Französischen Jugendwerks zum Thema Anti- Doping im Leistungssport.

In unserem Zielort Albertville sollten sich folgende Sportarten binational begegnen:

Badminton, Judo, Fußball, Basketball, Handball, Karate, Kickboxen, Rugby, Football, Radfahren, Trampolinspringen, Tischtennis, Turnen, Biathlon, Skaten, Leichtathletik, Rudern, Segeln, Flossentauchen, Squash und Hockey, dessen Vertreter ich sein durfte. Ziel der Organisatoren war es, uns vierzig 14-17-jährige Nachwuchssportler/Innen zu Juniorbotschaftern der Dopingprävention zu machen.

Am Sonntag erreichten wir nach cirka 5 Std. Busfahrt Albertville in den französischen Alpen, wo wir schon gespannt auf unsere französischen Zimmernachbar/innen und Campteilnehmer/innen waren. Am Abend wurden erste Kontakte geknüpft und, soweit es die Kommunikation zuließ, Interessen ausgetauscht. Dabei waren uns vier sprachgewandte Betreuerinnen, sowie Ferdinand Rissom (DSJ) und Prof. Gerhard Treutlein behilflich. In den folgenden Tagen standen neben den Anti-Doping-Diskussionen auch diverse sportliche Aktivitäten auf dem Programm:

Raften (bei Dauerregen, enormer Strömung und ca. 5° kaltem Wasser) Mountainbiken (matschige Alpenwege und geplatzter Reifen), Wandern (unter Coopertest nahen Bedingungen), Klettern (Hochseilgarten in den Baumkronen), sowie ein olympischer Abend mit Bogenschießen als Highlight. – Vom Wetter abgesehen ein Topprogramm. Ungefähr zwei Stunden täglich verbrachten wir im Seminarraum und der Leitung von „el Chefe“ Patrick Magaloff. Hier vertieften wir unsere Kenntnisse über Dopingmittel, wir lernten die von der NADA (Nationale Anti-Doping Agentur) verbotenen Mittel und Medikamente, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen kennen.

Anhand von Fragebögen, Vorträgen und Diskussionen erörterten wir unsere persönlichen Erfahrungen und Haltungen und diskutierten über alternative Möglichkeiten der Leistungssteigerung (Ernährung, Trainingsoptimierung, allgemeinen Lebensstil etc.). Dabei konnte ich mein Wissen erweitern und feststellen, welche Bedeutung das Thema für Sportler/innen meines Alters in einigen anderen Sportarten schon hat, vor allem in denen, wo Höchstleistungen hinsichtlich Kraft und Ausdauer im Vordergrund stehen oder auch ein hohes Schmerzrisiko besteht. Diese Sportler/innen müssen sich jetzt schon überlegen, wie sie damit umgehen. Im Hockey scheint Doping ja kein wirkliches Problem zu sein? Zu alternativen Leistungssteigerungsmethoden habe ich nicht genug erfahren. Sehr interessant war ein Abend mit drei alpinen Leistungsportlern/innen (leider habe ich mir ihre Namen nicht gemerkt), bei dem wir sie zu ihren Erfahrungen befragen konnten.

Unsere Befürchtungen, dass wir sechs Tage lang ausschließlich gesunde, gemüselastige, Bioprodukte aufgedeckt bekommen würden, waren glücklicherweise unbegründet. Es gab zweimal täglich ein abwechslungsreiches 3-Gänge-Menü - délicieux Hinzu kam noch der von uns mitveranstaltete „Spezialitätenabend“ mit mitgebrachten regionalen Produkten, darunter auch solche wie „Mannemer Dreck“ und „Saarbrikker Klikker“, was zu übersetzen nicht zu den einfachsten Aufgaben unserer Dolmetscherinnen gehörten.

Die parallel laufende „Tour de France“ verschaffte uns einen dreitägigen Besuch von ARD und ZDF, zu der Zeit berichteten sie noch. Am letzten Tag empfing uns noch der Bürgermeister von Albertville und bestätigte uns in unserem Anti-Doping-Engagement. Durch die richtige Mischung von sportlichen Aktivitäten und den Gesprächen war die Stimmung die gesamte Woche über sehr gut und dies wurde auch die deutsch-französischen Gesangsübungen bei unseren Busfahrten ausgedrückt.

Schade war für mich nur, dass kein/e französische/r Hockeyspieler/in dabei war. Auf deutscher Seite freuen wir uns alle auf das Nachtreffen. Nach kurzen Gesten und einer erneuten, für mich in verständlichem Tempo gestellten Frage, konnte ich übrigens am Ankunftstag den Zimmerschlüssel überreichen. Ein erster Erfolg! An das Sprechtempo der französischen Jugendlichen konnte ich mich in den folgenden Tagen dann einigermaßen gewöhnen. Auf der anderen Seite wird es mir immer ein Rätsel bleiben, wie die französischen Jugendlichen, sofern diese Deutsch sprechen können, den schönsten unserer Dialekte verstehen wollen, „wo´ s geppt“...

 
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