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Fußballschiedsrichter in der Diskussion

Borussias Trainer zur aktuellen Diskussion


"Die Treibjagd auf die Schiedsrichter ist der Skandal"

Die Schiedsrichter sind im Moment im Fußball die Buhmänner der Nation. Auch Borussias Fans ließen am Samstag in Leverkusen an Peter Gagelmann kein gutes Haar, spätestens, nachdem er beim 2:2-Ausgleich Bayers ein Handspiel des Schützen Daniel Bierofka übersehen hatte. Gladbachs Trainer Hans Meyer jedoch ging nach dem Spiel zu den Schiedsrichtern und bedankte sich.

Sie meinten es wirklich ernst, als Sie die Schiedsrichter in Schutz nahmen.

Ich meine es immer Ernst, wenn ich so etwas sage. Und ich gehe nach jedem Spiel zu den Schiedsrichtern und bedanke mich, ob wir nun gewonnen oder verloren haben. In Leverkusen hat Herr Gagelmann zwar am Ende das Handspiel übersehen, aber sonst richtig souverän gepfiffen. So gut, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte.

Borussias Fans sind da allerdings ganz anderer Meinung.

Fans und Fanatismus gehören ja schon ein bisschen zusammen, wenn auch nicht bei jedem. Das muss man im gewissem Rahmen akzeptieren. Auch ich als Trainer auf der Bank und Betroffener bin ja im Moment des Spiels nicht objektiv. Aber ich weiß, dass es Fehlentscheidung gibt, solange es Fußball gibt.

Manche fordern, den Video-Beweis einzuführen, um Fehler der Schiedsrichter zu vermeiden.

Ja, und alle paar Minuten das Spiel zu unterbrechen, um sich die Bilder ein paar Mal anzusehen und zu kontrollieren. Da kann ich doch nur drüber lachen. Der eigentliche Skandal in dieser Frage sind doch nicht ein paar Fehlentscheidungen, sondern die Art, wie damit umgegangen wird, von den Spielern bis zu den Medien. Sie sehen doch heute keine Fernsehübertragung, die sich nicht zu 80 Prozent damit beschäftigt, ob die eine Entscheidung richtig und die andere falsch war, und das aus soundsoviel Kamera-Einstellungen. Dabei geht es beim Fußball doch um viel wichtigere Dinge. Die Spieler sollten sich besser auf ihr Spiel konzentrieren, statt rumzuboxen und rumzustoßen. Und sie sollten dem Schiedsrichter mehr Achtung entgegenbringen.

Im Moment häufen sich aber die Fehlentscheidungen, gibt es an jedem Spieltag mehrere Fälle.

Ich kann nicht sagen, ob es heute mehr oder weniger davon gibt. Aber ich weiß, dass es immer Fehlentscheidungen geben wird, solange Menschen die Spiele leiten. Man muss natürlich versuchen, sie durch Ausbildung so gering wie möglich zu halten. Die Schiedsrichter wissen das selbst. Das brauchen ihnen nicht jede Woche Medien, Trainer, Manager und - das ist der Gipfel - die Spieler vorzuhalten. Die Treibjagd, die momentan auf die Schiedsrichter veranstaltet wird, ist katastrophal. Das müssen auch wir Trainer begreifen und vorleben. Ich habe meinen Spielern noch nie nach einer Niederlage gesagt: Wir haben verloren wegen diesem Blinden.

* O. E. Schütz sprach mit Hans Meyer (60).

Rheinische Post


"Gipfel" wegen Schiedsrichterfrage
Der "vierte Mann" steht schon bereit
von OLIVER HARTMANN und JENS MENDE
Gerhard Mayer-Vorfelder

 

Gerhard Mayer-Vorfelder hat ein sofortiges Ende der "Hetzjagd auf die Schiedsrichter" gefordert und Spitzenvertreter des deutschen Fußballs für morgen zur "Elefantenrunde" nach Gelsenkirchen eingeladen.

"Die Situation ist unerträglich und ein Handeln zwingend erforderlich", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gestern. An die Vereine richtete Mayer-Vorfelder den Appell: "Alle Beteiligten müssen wieder mehr Respekt zeigen, von der Bank bis zu den Spielern."

Bei dem morgigen Gipfeltreffen (14.30 Uhr) vor dem Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden in der Arena "AufSchalke" wird auch der "vierte Mann" zur Diskussion gestellt. Die Einführung dieses zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten an der Seitenlinie, der sich um organisatorische Dinge wie Einwechslungen kümmert und die Trainer im Zaum hält, gilt angesichts der schon jetzt erkennbaren breiten Zustimmung als wahrscheinlich.

DFB-Teamchef Rudi Völler bekräftigte am Montag seine Forderung nach dem "vierten Mann", der bei internationalen Spielen längst eingeführt ist und sich auch bewährt hat. Auch die Referees selbst sind dafür.

Mayer-Vorfelder signalisierte, dass die Schiedsrichter-Verstärkung bereits in der Rückrunde ihren Dienst antreten könnte: "Wenn eine Einigung mit den Beteiligten erzielt wird, kann man dies ganz schnell umsetzen." Die vergleichsweise überschaubaren Kosten von 1534 Euro plus Reisekosten pro Spiel müssten von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) getragen werden.

Zur Sprache sollen auch härtere Sanktionen gegen Spieler kommen. Dies wird von den Schiedsrichtern befürwortet. Auch die Einführung eines (Geld-)Strafenkatalogs für Vereine bei Fehlverhalten ihrer Angestellten soll diskutiert werden. Damit könnte der zusätzliche Referee finanziert werden.

"Die derzeitige Lage bereitet uns Sorge. Es setzt sich nun auch in der Liga die Erkenntnis durch, dass es so nicht mehr weitergehen kann", kommentierte Mayer-Vorfelder die "Rot-Flut" an den letzten beiden Spieltagen.

Am "Runden Tisch" sollen Vertreter aus allen Bereichen Platz nehmen, unter anderem die Manager Rudi Assauer (Schalke 04), Dieter Hoeneß (Hertha BSC), Reiner Calmund (Bayer Leverkusen), die Trainer Matthias Sammer (Borussia Dortmund) und Hans Meyer (Borussia Mönchengladbach) sowie die Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern) und Hellmut Krug (Gelsenkirchen). (dpa)

Kölner Rundschau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto von links nach rechts: Bärbel Aichinger (Baden-Württemberg), Heinz-Wilhelm Bungart (KSR), Willibald Schmidt (KSR), Heike Malina (KSR/Hessen), Ute Conen (West), Richard Wolter (Niedersachsen), Petra Müller (Bremen), Günter Klose (Thüringen), Stefan Brenner (Rheinland-Pfalz/Saar), Michael Niggeloh (Berlin), Peter Jackob (KSR), Claude Seidler (KSR), Markus Meyer (Hamburg), Jan-Jochen Rommel (KSR), Knut Lohrisch (Bayern), Ralf Dietrich (Sachsen) und Christian Deckenbrock (KSR).  

In Offenbach fehlten: Hans-Peter Scheff (Schleswig-Holstein); Denny Reinbothe (Sachsen-Anhalt) und Uwe Krümmling (Mecklenburg-Vorpommern).


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