<<< zurück

19. Mai 2001

Bundestag 2001

Rede von Uschi Schmitz und Christoph Wüterich
auf dem Bundestag in Mülheim am 19.05.2001


Sehr geehrte Damen und Herren,


I.

der diesjährige Bundestag sieht für regelmäßige Besucher - einige sind schon über zwanzigmal hier gewesen - neue Abläufe vor. Uschi Schmitz als Generalsekretärin und Vorstandsvorsitzende und ich werden Ihnen gemeinsam über die vergangenen beiden Jahre berichten, die aktuelle Situation beleuchten und einen Ausblick auf die Planungen für die kommenden beiden Jahre aus Sicht von Vorstand und Präsidium geben.

Damit wollen wir auch auf diesem Bundestag erstmals die auf dem vergangenen Bundestag beschlossene neue Struktur umsetzen, die dazu führt, dass unser Vorstand die operative Spitze unseres Verbandes darstellt und das Präsidium - wie es in unserer Satzung seit zwei Jahren steht - für die strategische Ausrichtung und zuständig ist. Nachdem uns vor zwei Jahren noch viele belächelt haben, gibt es spätestens seit der viel diskutierten Bestandsaufnahme des deutschen Sports nach den Olympischen Spielen in Sydney keinen mehr, der uns um dieses zukunftsweisende Modell der Organisation eines Spitzenverbandes nicht beneidet. Als erstem Sportverband ist es dem DHB gelungen, die operative Federführung in die Hände von Profis zu legen. Diesen Weg sind wir noch lange nicht zu Ende gegangen, wie die auf die Struktur bezogenen Anträge zu diesem Bundestag in Mülheim zeigen. Diese alles in allem gelungene Innovation bedarf - auf der Grundlage der Erfahrungen, die wir laufend machen und umsetzen müssen - der weiteren Optimierung in den kommenden Jahren. Eines aber hat sich gezeigt: Wir sind besser geworden, wir sind schneller geworden. Das Bedürfnis nach einer Optimierung der Verwaltungsstrukturen ist insbesondere in einem Verband, dessen Sportart selbst nicht professionalisiert ist, unabweisbar. Denn je weniger professionalisiert der eigentliche Sport ist, desto professioneller müssen die Rahmenbedingungen sein, desto professioneller muss die Verwaltung arbeiten, um die Wettbewerbsnachteile im sportlichen Bereich und im Kampf um Marktanteile zu kompensieren. Uschi Schmitz und ich wollen Ihnen unter anderem zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und dass sich das Experiment, das sie vor zwei Jahren auf den Weg gebracht haben, bereits heute in sehr guten Ergebnissen niedergeschlagen hat. Wir können von einer weiteren Verbesserung der Strukturen sehr viel erwarten. Uschi Schmitz wird also zunächst näheres zu unserem Aufgabenverständnis sagen und die vergangenen beiden Jahre beleuchten.


II.

Kommen wir zu den Aufgaben des DHB, und hier möchte ich voranstellen, dass häufig verkannt wird, was unsere Kernaufgabe ist. Die Vereine haben sich ursprünglich im DHB zusammengeschlossen, um den internationalen Spielverkehr und den nationalen Spitzensport zu organisieren. Es ist also keineswegs so, wie ich oft höre, dass "die da oben" sich ohnehin nur um die Spitze kümmern. Ich will das einmal ganz klar machen: Das ist unsere zentrale Pflicht und darüber hinaus haben wir natürlich viele weitere Aufgaben!

Unsere Besuche auf den Verbandstagen in den vergangenen zwei Monaten und viele Diskussionen in den vergangenen beiden Jahren haben uns gezeigt, dass in weiten Teilen der Hockey-Familie keine klaren Vorstellungen bestehen über den Umfang, den Rahmen und den Inhalt der Tätigkeit unseres Verbandes. Zu unterscheiden sind die internen oder Stabsfunktionen der Geschäftsstelle von den Dienstleistungen, die der DHB für Sie als seine Vereine erbringt. Einiges zu den Arbeitsbereichen können sie ergänzend meinem Bericht im Bundestagsheft entnehmen.

Die Geschäftsstelle hat die aus der Wirtschaft bekannten klassischen Funktionsbereiche:

  • Buchhaltung, Rechnungswesen, Controlling
  • Interne und externe Kommunikation
  • Marketing und Sponsoring
  • Personal und Verwaltung

Für die Bewältigung dieser Aufgaben stehen mir hier als Generalsekretärin Wibke Weisel im Sekretariat und Herr Kraus in der Buchhaltung zur Verfügung. Der Bereich der Pressearbeit wird im Vorstand ehrenamtlich durch Wilfried Cleven mit Unterstützung von Britta Peters und seit kurzem durch die Deutsche Hockey-Agentur erfüllt.

Aufgrund der geringen personellen Ressourcen haben wir begonnen, verschiedene Arbeitsfelder auszulagern, die zum Teil ehrenamtlich oder auf Honorarbasis bearbeitet werden. Für sehr wichtig erachte ich, dass wir hier in unserem kleinen Verband nur Mitarbeiter verpflichten, die aus der Hockeyfamilie stammen, somit kurze Einarbeitungszeiten und vorhandene Grundkenntnisse über die Arbeit des DHB gewährleistet sind. Hier haben wir im letzten Jahr mit Wibke Weisel einen Glücksgriff getan. Es handelt sich hierbei um:

  • die gesamte Reiseorganisation
  • Abwicklung der Ausrüstung unserer 8 Nationalmannschaft und des Betreuerstabes
  • externe Kommunikation
  • Darstellung des DHB im Internet

Wie von Christoph Wüterich bereits angesprochen, liegt der Kernbereich der Aufgaben in der DHB-Zentrale bei der Organisation und Verwaltung der Nationalmannschaften und der Bundesligen. Zur Erfüllung der damit zusammenhängenden Aufgaben ist heute ein große Kapazitäten des Verbandes bindendes Teilunternehmen gewachsen. Bereits der Blick auf den Etat des DHB belegt, dass dieser Bereich etwa die Hälfte der verfügbaren Mittel bindet.

Der damit zusammenhängende Aufgabenkatalog der Geschäftsstelle wird von Lutz Nordmann und Harald Steckelbruck mit Unterstützung von ausschließlich Teilzeitkräften Frau Kraus, Frau Hackel, Frau Jacobs und einer für ein Jahr zur Verfügung stehenden Praktikantin erfüllt. Ich kann Ihnen sagen, dass diese Mitarbeiter ihr vertragliches Soll weit übererfüllen, auch wenn ich die insbesondere im Bereich der Organisation der Bundesligen gegebene enorme ehrenamtliche Unterstützung durch Terminplanung, Staffelleitung, Schiedsgerichte und ähnliches berücksichtige.

Welche Aufgaben sind hier im Einzelnen zu erfüllen:

  • Betreuung von 8 Nationalmannschaften,
  • Zusammenarbeit mit vier hauptamtlichen und den weiteren nebenamtlichen Trainern,
  • die Organisation von jährlich ca. 480 Maßnahmentagen der Nationalmannschaften,
  • die Übungsleiter- und Trainerausbildung für die Vereine mit jährlich ca. 220 Lehrgangstagen,
  • Bearbeitung des gesamten Zuschusswesens, so zum Beispiel die Beantragung, Abwicklung und Abrechnung von jährlich ca. 80 Maßnahmen mit dem Bundesinnenministerium,
  • Sicherung der Sporthilfeförderung für 108 Kaderathleten,
  • Konzeptionelle Arbeit in Zusammenarbeit mit den deutschen Sportinstanzen, die auch Voraussetzung für öffentliche Zuschüsse sind.

Die Neuausrichtung des Verbandes im letzten Jahr ist an den weiteren Dienstleistungen für die Vereine nicht spurlos vorbei gegangen. So konnte nach meinem Wechsel in die Position der Generalsekretärin ab März 2000 die hauptamtliche Stelle im Breitensport nicht besetzt werden. Meine Aufgabenschwerpunkte lagen bis dahin überwiegend im Bereich Vereinshilfe, Schulhockey und Programmen für die Vereine. Nur wenige dieser Aufgaben sind jetzt von mir noch zusätzlich zu erfüllen, die Hauptlast liegt im ehrenamtlichen Bereich bei Dieter Schuermann und seinen Mitarbeitern.

Im Lauf der letzten Jahre haben die Vereine den DHB mehr in seiner Funktion des Dienstleisters verstanden und die Angebote genutzt. Im letzten Jahr haben alleine 150 unserer 400 Vereine bei Dieter Schuermann schriftliche Informationen zur Vereinsarbeit - und das meist mehrfach und zu verschiedenen Themen - abgefordert, unabhängig von seinen vielen telefonischen Kontakten. In der DHB-Geschäftsstelle werden täglich ca. 20 Anfragen von Vereinen bearbeitet. Bedenkt man, das wir zu ca. 50 Vereinen so gut wie keinen Kontakt haben, zeigt sich das erfreuliche Ergebnis, dass viele Vereine die Kommunikation mit ihrem Verband suchen und die Hilfs- und Beratungsangebote nutzen. Hier haben wir in den letzten Jahren eine starke Veränderung beobachtet.


III.

Nun zu einem kurzen Abriss über unsere Tätigkeit in den vergangenen zwei Jahren:


Sport

a) Erwachsene

Schwerpunkt im sportlichen Bereich waren die Olympischen Spiele in Sydney, für die sich unsere Mannschaften souverän qualifizierten. Die Spiele in Sydney selbst sind dann nicht zu unserer Zufriedenheit verlaufen. Die unverzüglich in Angriff genommenen Analysen haben gravierende Defizite im sportlichen Bereich gezeigt, die wir sofort angehen mussten. Neue Konzepte wurden erarbeitet. Hier geht es vor allem um Maßnahmen zur Entlastung der Nationalspieler durch dezentrale Gestaltung der Arbeit der Nationalmannschaften und um die Bemühungen, die entstandene Lücke zwischen der nationalen Leistungsspitze in den Bundesligen und den Nationalmannschaften zu verringern bzw. zu schließen. Die neue Struktur hat sich gerade in diesem Bereich erstmals bewährt. Von allen Sportverbänden war der DHB als erster handlungsfähig. Die getroffenen Maßnahmen und Planungen haben den uneingeschränkten Beifall der für den Spitzensport in der Bundesrepublik zuständigen Gremien insbesondere des DSB gefunden.

b) Jugend

Die Jugend hat erfolgreiche zwei Jahre hinter sich. Einzelheiten entnehmen sie bitte dem abgedruckten Bericht von Wolfgang Hillmann. Der Erfolg unserer Jugendarbeit zeigt sich aber vor allem darin, dass es uns gelingt, Jugendliche beiderlei Geschlechts bereits sehr früh an die internationale Leistungsspitze heranzuführen. Sichtungs- und Ausbildungssystem des DHB sind vorbildhaft und werden in Gremien des DSB als Beispiel für andere Verbände präsentiert.

c) Bundesligen

Beim nationalen Spielverkehr kann eine geordnete Entwicklung bei den gegebenen Entscheidungsstrukturen nicht gelingen. Nach unserer Einschätzung fehlt es hier deutlich an der Konsensfähigkeit. Die Reaktionen auf die Anträge des Vorstands an Bundestag und Bundesrat, die auf breiter Basis der beteiligten Vereine entwickelt wurden, also mit Vertretern aus den verschiedenen Vereinen, sind beispielhaft. Wir werden unsere Bemühungen aber trotz dieser Rückschläge nicht einstellen und hoffen, durch die neue, beantragte Struktur einen entscheidenden Schritt nach vorne zu machen.


Finanzen

Im Vordergrund standen in den vergangenen zwei Jahren natürlich die Restrukturierungs- und Sanierungsarbeiten:

Mit dem Ablauf des Jahres 2000 ist die Sanierungsphase für unseren Verband erfolgreich abgeschlossen.

Zur Erinnerung: Bereits auf dem Bundestag 1999 wurde deutlich, dass die seinerzeit vorgestellten Etatansätze unrealistisch waren. Nach der Überarbeitung ließen die Ansätze für 1999 und 2000 jeweils Defizite von 150 bis 200 TDM erwarten. Aufgrund der 1999 und 2000 auslaufenden Sponsorenverträge schien der Verband vor dem wirtschaftlichen "Aus" zu stehen. Ersatz für die auslaufenden Verträge war nicht in Sicht, Verhandlungen über Anschlussverträge waren nicht begonnen, die Etats der in Frage kommenden Unternehmen waren bereits weitgehend geschlossen. Wir hatten existentielle Sorgen über die Zukunft des Verbandes. Unverzügliche und teilweise sehr schmerzhafte Maßnahmen waren erforderlich, über die Sie - vor allem durch die DHZ - laufend unterrichtet wurden. Wir mussten Personalmaßnahmen treffen und sämtliche vertragliche Bindungen überprüfen - in diesem Rahmen wurde die Zusammenarbeit mit der Agentur Ermistino beendet. In der Geschäftsstelle des DHB haben wir nahezu jeden Pfennig umgedreht und jeden Ausgabenbereich grundsätzlich überprüft. Dadurch wurden letztlich Einsparungen im laufenden Betrieb von ca. 200.000,00 DM erzielt. Nur durch die intensive Arbeit vor allem von Joachim Hürter ist es gelungen, das Ruder herum zu reißen. Das Jahr 2000 endete deshalb auch mit einem leichten Überschuss.

Voraussetzung für den Erfolg der Sanierung war die Implementierung eines Controllings, durch das mittlerweile ein laufender, das heißt auch unterjähriger Abgleich der geplanten mit den tatsächlichen Ausgaben gewährleistet ist, so dass uns die unliebsamen Überraschungen der Vergangenheit zukünftig erspart bleiben werden.

Entscheidend für den erfolgreichen Abschluss der Sanierungsphase war schließlich, dass mit dem Haus Apollinaris/Schweppes ein neuer Hauptsponsor gewonnen werden konnte, der sich entschlossen hat, Hockey auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Athen des Jahres 2004 zunächst für zwei Jahre - mit einer Option auf zwei weitere Jahre - zu begleiten. In diesem Zusammenhang hat auch unser Bemühen gegriffen, ein Netzwerk aufzubauen. Aus dem Kuratorium haben wir hier maßgebliche Unterstützung erhalten. Heute können wir deshalb auch einen ausgeglichen Haushalt für 2001 vorlegen.


IV.

Soweit zur Vergangenheit. Kommen wir zur Zukunft. Ich schließe an die Darstellung der Aufgabenbereiche des DHB an:


1. Funktionsbereiche

a) Der Bereich Finanzen, Rechnungswesen und Controlling

ist auf aktuellem Stand. Er gewährleistet Planungssicherheit. Der einen großen Teil unserer Mittel ausmachende Bereich der öffentlichen Zuschüsse liegt in den bewährten Händen von Lutz Nordmann. Erst in der vergangenen Woche haben die Verhandlungen mit dem Bundesinnenministerium ergeben, dass wir trotz der Abstufung unserer Damen-Nationalmannschaft in den kommenden zwei Jahren keine materiellen Einbussen zu befürchten haben. Das darf allerdings nicht den Blick dafür verstellen, dass die Zuschüsse der öffentlichen Hand nicht auf der Höhe bleiben werden, wie sie jetzt sind. Wir werden uns auf zurückgehende öffentliche Mittel einstellen und daran auch mittelfristig unseren Etat ausrichten müssen.

b) Im Personalwesen

wurden sämtliche Verträge mit Mitarbeitern, soweit aufgrund sozialer Besitzstände möglich, angeglichen, um ein einheitliches Vertragswesen zur Verfügung zu haben.

c) Marketing Sponsoring:

Nachdem wir die ersten Aufräumarbeiten hinter uns hatten, haben wir gemeinsam mit unserer Agentur K & S eine Bestandsaufnahme erstellt und uns Gedanken über unseren zukünftigen Weg gemacht. Ergebnis ist ein Marketing-Konzept, das die K & S auf diesem Bundestag präsentieren wird. Auf die sich hoffentlich anschließende Diskussion dürfen wir gespannt sein.

An dieser Stelle nur so viel:

Das eigentliche Ziel ist, dass Hockey selbst wächst. Wachstum entsteht nicht an der Spitze sondern an der Basis, also in den Vereinen. Wir dürfen nicht nur statische Mitgliederzahlen haben, sondern müssen Wachstum wollen und in bestimmten Altersgruppen unser "Produkt" (verzeihen Sie den Begriff; wir verbinden mit unserem Sport sicherlich mehr als beispielsweise mit einem Waschmittel): Hockey erfolgreich vermarkten.

Schwerpunkt unserer Bemühungen muss nach dem eindeutigen Ergebnis unserer Analysen der Bereich der Profilierung unseres Sports sein. Voraussetzung für die erforderliche Profilierung - ich meine das im wörtlichen Sinne von "Profil oder Gesicht geben" - ist, dass wir die Hockey-Familie kennen, dass wir die maßgeblichen Daten haben, auf deren Grundlage wir der Wirtschaft mitteilen können, mit wem sie in Kontakt treten kann, wenn sie im Hockey-Sport wirbt. Wir brauchen - das ist nicht mehr als eine Binsenweisheit - Daten zur Hockey-Familie. Mein Kollege in den Niederlanden hat die maßgeblichen Informationen zu jedem Hockeyspieler seines Verbandes und - soweit es sich um Jugendliche handelt - seiner Eltern. Nur wenn es uns gelingt der Hockey-Familie in dieser Form ein Gesicht zu geben, werden wir mit unseren Vermarktungsbemühungen auf Dauer Erfolg haben.

Die Erarbeitung einer umfassenden Datenbasis, eines Profils der Hockey-Familie dient über die Formulierung und Pointierung unserer Stärke in der Kommunikation mit der Wirtschaft hinaus dazu, den bereits begonnenen Prozess der Einrichtung von Netzwerken fortzusetzen, damit jedes Mitglied der Hockey-Familie sich dort einsetzen kann, wo es Wirkungen entfalten kann bzw. dass wir Wege finden, diese Personen einzubeziehen und für Hockey wirksam einzusetzen.

Das Herz unseres Sports sind die Menschen, die an ihm hängen. Im Stärken- und Schwächenprofil gehört die Hockey-Familie zu den herausragenden Stärken unseres Sports. Nur ist es uns bislang nicht gelungen, diese Stärke ausreichend deutlich zu machen. Wir werden uns darum bemühen, eine Datenbasis der Hockey-Begeisterten zu erstellen, um diese zusammenfassen und zum Nutzen unseres Sports und auch und gerade ihres Vereins dienstbar machen zu können.

d) Kommunikation:

Dieser Funktionsbereich war bisher erkennbar defizitär. Obgleich gerade für einen Sportverband im Kampf um Marktanteile im Freizeitsektor eminent wichtig, wurde dieser Bereich - ich sage das mit dem gebotenen Respekt - ehrenamtlich betreut. Wir sind hier in den vergangenen Monaten einige Schritte weiter gekommen. Mit der Deutschen Hockey-Agentur konnte eine Zusammenarbeit etabliert werden, deren Zweck die Verbesserung und Professionalisierung der externen Kommunikation - wir verstehen darunter die Kommunikation mit den Medien - ist.

Nach der Etablierung dieser Dienstleistung für die Medien und intensiver Pflege der Hockeyjournalisten versprechen wir uns hiervon einen stärkere Medienpräsenz auf allen Kommunikationsebenen.

Darüber hinaus haben wir im Bereich des Internets nachhaltige Fortschritte zu verzeichnen, die der Unterstützung und der beharrlichen Arbeit des Web-Teams zu verdanken sind. Das Internet ist gerade für Randsportarten eine große Herausforderung und Möglichkeit, der sich seit Mai des vergangenen Jahres eine Gruppe engagierter Hockey-Spieler mit großem Erfolg widmet. Wir hoffen, dass es dem Web-Team gelingt, alle 15 Landesverbände mit dem DHB unter ein gemeinsames Portal zu stellen.

Die Herstellung einer Fernsehpräsenz ist - das sage ich hier in aller Deutlichkeit, damit keine falschen Erwartungen entstehen - die Kür, die erst dann erfolgreich bewältigt werden kann, wenn die Hausaufgaben gemacht sind. Hier geht es zunächst um die Etablierung von nationalen und internationalen Events. Die Aufwertung der Play-offs, repräsentative End- und Länderspiele und die Durchführung großer Events, um unseren Sport einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen bzw. in Erinnerung zu bringen, sind das Ziel der kommenden Jahre. So bewerben wir uns für die 1. Hallenweltmeisterschaft im Frühjahr 2003 und um die Champions Trophy 2002 für Damen und Herren.

Völlig unterentwickelt ist bislang der Bereich der internen Kommunikation. Zwar existiert hier die traditionsreiche DHZ. Mit diesem Medium allein kann die Durchdringung der Hockey-Familie und eine verstärkte Bindung nicht gelingen. Bindung der Hockey-Familie verlangt vielmehr laufende, auch individuelle Information über e-mail, news-letter, persönliche Diskussionen. Insoweit planen wir in den kommenden beiden Jahren die Verbreiterung unserer personellen Basis.


2. Zum operativen Bereich des Verbandes:

a) Sport: Hier warten grundlegende Veränderungen auf uns. Ziel des Deutschen Hockey-Bundes muss es sein, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Nationalmannschaften zu erhalten. Voraussetzung hierfür ist, dass das Arbeitsumfeld unserer Leistungssportlerinnen und -sportler verbessert wird. Es geht um drei Ziele, über deren Inhalt und den Weg zu ihrer Lösung Konsens erreicht werden muss:

  • die Reduzierung der Belastungen aus dem Nebeneinander von Hallen- und Feldhockey unter möglichst weitgehender Gewährleistung der Attraktivität beider Sportarten;
  • eine Angleichung der Saison an die internationalen Vorgaben;
  • Verringerung des Leistungsgefälles zwischen nationalem und internationalem Spitzenhockey durch Verbesserung der Ligen.

Ich sage das hier in aller Deutlichkeit: Ich bin der Überzeugung, dass insbesondere die Damen in Sydney besser abgeschnitten hätten, wenn der Bundestag im Jahr 1999 der Verlegung der Saison zugestimmt hätte. Wir haben im Kampf um die Erhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit gegen Länder, die weitergehend professionalisiert sind oder sogar wieder den Weg des staatlich geförderten Professionalismus eingeschlagen haben, bereits enorm viel Zeit verloren. Deshalb möchte ich betonen, dass die Zukunft unserer Nationalmannschaften bei den heutigen Abstimmungen in ihrer Hand liegt und dass sie - die Vereine - insoweit Verantwortung tragen.

b) Dienstleistungsangebot für Vereine:

Dachverband sowie die Landesverbände haben ihre Rolle und ihre Aufgaben zu überdenken. Sie müssen den Vereinen als Dienstleister zuarbeiten, indem Werkzeuge zur Gewinnung und Bindung von "Kunden" entwickelt und den Vereinen in einer für sie nutzbaren Form angeboten werden. Die Aufgaben und die Strukturen zu ihrer Bewältigung bedürfen der Modernisierung, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht werden zu können.

Nach zwei Jahren im DHB kann ich sagen: Der Verband weiß um die Probleme, die seine Vereine haben. Ich selber war lange Jahre im Vorstand eines Vereins, und ich glaube zu wissen, wovon ich spreche. Und mit Uschi haben wir jemanden, der lange Jahre an der Basis gearbeitet hat, und kaum jemand weiß besser, wo es überall klemmt. Wir wollen den Vereinen Hilfen geben. Neben den klassischen Aufgabenbereichen wie

  • Unterstützung bei Kunstrasenbau und -sanierung,
  • >
  • Entwicklung von Spielformen zur Bindung problematischer Altersgruppen an den Sport,
  • Ausbildung von Trainern und Übungsleitern,
  • Leistungssport Jugend und Erwachsene (Nationalmannschaften),
  • Vereinsberatung,

in denen wir schon recht erfolgreich tätig sind, muss der DHB in der Zukunft hinausgehen. Wir denken dabei vor allem an

  • die Verbesserung des Austausches in den einzelnen Vereinen bereits vorhandener Konzepte; der DHB sollte hier eine Rolle als Mittler, als Informationsbörse übernehmen (Beispiel: Marketingkonzepte, Fitnessbereiche in den Vereinen),
  • Konzepte zur Verbesserung der finanziellen Ausstattung unserer Vereine, insbesondere die Nutzung brachliegender Ressourcen der Vereine, zum Beispiel Jugend- und Kinderbetreuung,
  • Konzepte zur effektiveren Nutzung der Ressource Schulsport,
  • Durchführung von Veranstaltungen, die für unsere Sportart eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit gewährleisten.
  • Aber mit dem Willen allein ist es nicht getan. Uschi Schmitz hat Ihnen soeben dargelegt, in welchem Umfang die personellen Ressourcen des DHB durch die anstehenden Arbeiten absorbiert sind. Bei dieser Sachlage kann nur ein Fantast erwarten, dass wir den Vereinen auch noch durch unsere Mitarbeiter vor Ort Hilfe leisten können. Auch mit den enormen Anstrengungen eines Dieter Schuermann kann der DHB die Vereinshilfe nicht leisten. Aus den Landesverbänden kommt nur vereinzelt Unterstützung. Ein Team, wie es sich in Schleswig-Holstein um Herrn Schnittcher und Dagmar Lau gebildet hat, ist eine absolute Ausnahmeerscheinung in Hockey-Deutschland. Manche Verbände sind nicht in der Lage, die einzelnen Positionen und Aufgaben im Verband adäquat zu besetzen. Das sind Defizite, die uns langfristig schwer treffen werden. Machen wir uns eines klar: Kein großer Verein wird ohne die mittleren und kleinen Vereine seines Umfeldes auf Dauer überleben können. Wenn wir - zumal in den Ballungszentren, in den Hochburgen unseres Sports - Vereine verlieren, verlieren wir Zugriff auf Schulen und auf Jugendliche, und das können die großen Vereine nicht kompensieren, auch wenn sie sich noch so sehr mühen, einen höheren Anteil an Kindern und Jugendlichen aus ihrem Umfeld für Hockey zu gewinnen. Deshalb brauchen wir in den kommenden Jahren eine Solidarität in der Hockey-Familie, wir müssen alle - DHB und Landesverbände, große und kleine Vereine - über unseren Tellerrand hinausschauen und versuchen, einen Blick für das Ganze zu gewinnen.

    Und wir brauchen eine Konzentration, eine Bündelung unserer Kräfte. Noch arbeiten DHB und Landesverbände in viele Bereichen nebeneinander her, und dadurch geht viel Potenzial verloren. Wir haben uns für die kommenden beiden Jahre vorgenommen, die Arbeit von Landesverbänden und DHB zu durchleuchten, und wir werden - ja wir müssen - Synergien finden, deren Schaffung uns mehr Möglichkeiten gibt, den Vereinen konkret zu helfen.

    Der DHB jedenfalls, das muss jedem nach den Darstellungen von Uschi Schmitz einleuchten, kann gegenwärtig nur versuchen, Hockey zu positionieren und zu profilieren, und er kann Werkzeuge für die Vereine entwickeln. Aber auch diese Leistungen sind nicht zum Nulltarif zu haben. Unsere Geschäftsstelle in Hürth ist aufgrund der in den vergangenen beiden Jahren erforderlichen Personalmaßnahmen vollständig überlastet. Wenn wir über die angesprochenen Funktionsbereiche und operativen Bereiche das im DHB vorhandene Know-how besser als bisher für die Vereine nutzbar machen wollen, benötigen wir weitere begrenzte personelle Kapazitäten. Dabei wollen und können wir nicht auf fest angestellte Kräfte bauen. Wir werden projektorientiert Personen einbinden und diese für bestimmte Leistungen vergüten.

    Die Erfüllung dieser Aufgaben kostet also Geld.

    Im Zuge der EURO-Umstellung beantragen Vorstand und Präsidium deshalb eine Beitragserhöhung. Die zusätzlichen Mittel, die dem DHB erst im Haushaltsjahr 2002 zufließen würden, sollen in erster Linie dazu dienen,

    • unsere Abhängigkeit von den - nach wie vor unsicheren - Sponsorenleistungen weiter zu reduzieren und den Verband auf tragfähige wirtschaftliche Füße stellen;
    • begrenzte finanzielle Spielräume zu erhalten, um die nach den Sanierungsmaßnahmen stark eingeschränkten personellen Ressourcen wieder zu stärken (aber keine Festanstellungen);
    • begrenzte finanzielle Spielräume zu erhalten, um Dienstleistungen für die Vereine als eine wesentliche Aufgabe des Verbandes entwickeln und umsetzen zu können.

    Wenn wir tatsächlich eine Wachstumsstrategie fahren wollen, brauchen wir gerade jetzt zusätzliche Mittel und deshalb haben wir auch die Erhöhung der Beiträge beantragt. Verstehen Sie diesen Antrag bitte als einen Vorschlag. Wir meinen, dass wir nur mit diesen zusätzlichen Mitteln Bewegungsspielräume schaffen können, die - seriös investiert - zu einem weiteren Wachstum führen können. Die Entscheidung liegt bei Ihnen - also den Vereinen. Wir kommen auch mit unseren derzeitigen Mitteln über die nächsten zwei Jahre. Aber auch nur das!

    Auf der anderen Seite liegt die Entwicklung unseres Sports nicht nur auf den Schultern des Deutschen Hockey-Bundes. Wenn wir an der Basis stärker werden wollen, dann heißt das , dass nicht nur einige wenige Vereine stärker werden können. Langfristiges Wachstum muss, wenn es gelingen soll, auf vielen Schultern ruhen. Insbesondere müssen die starken Vereine Verantwortung für ihr Umfeld übernehmen. Wir wollen also nicht nur selbst besser werden, wir werden Sie als unsere Vereine in Zukunft fordern, an der gemeinsamen Sache zu wirken.


    V.

    Fassen wir zusammen:

    Wir wollen uns in den kommenden zwei Jahren auf zwei Dinge beschränken:

    • Profil für unseren Sport und
    • Hilfe für unsere Vereine

    Der DHB ist nur so stark wie seine Vereine. Auf deren Unterstützung wird sich der DHB unabhängig von den jeweils verantwortlichen Personen im Präsidium in den kommenden Jahren konzentrieren müssen. Jede freie Mark des uns anvertrauten Geldes werden wir in diesem Sinne investieren.

    Denn was wir nicht selbst machen, geschieht nicht.


    2024 © VVIVerbands-Verbund InternetImpressum