Hupes Welt 49 - 1. November 2004

Hoki und so

So Hallo. Sonntag nach dem Derby. Lazio gegen Rom. 4:3 für Rom. Nur nichts anmerken lassen. Viele lange Hafer vom deutschen Libero. Und mein erstes Zeitungsinterview („Shneez bitte sag ihm doch mal, dass...“), na Servus. Schiris männlich und: Na ich stehe drüber. Ein wohlverdienter Sieg. Fast hundert Zuschauer und Stimmung. Hinterher gings mit dem kompletten Eimer-Clan nach Ariccia. Dem Antipastimekka. Kleiner Ort, lange abschüssige Straße (gefährlich nach dem Abendmahl), Bierbänke, sämtliches ist Plastikgeschirr, Wein haut rein, selbst den Caffe gibt’s im Plastikbecher. Nachdem zuerst ein durch zahlreiche Verspätungen (Shneezy hatte unter anderem vergessen das Licht an meinem Auto zu löschen) hervorgerufener allgemeiner eimerscher Hals vorherrschte, platzte dieser beim Kosten der ersten Würste, Büffelmozzarella, Käse, Salami, Artischocken, etc. sofort wieder auf und eine allgemeine – ich würde sagen bayerische – Gemütlichkeit machte sich breit.

Wie starte ich ein Auto mit einer leeren Batterie? Cronische Lösung: Batterie leer (alt und nirgends sind irgendwelche Pole zu erkennen) wird mit Kabeln versehen. Aber wo welches? Wir gehen nach dem Funkgrad. Pol eins: funkt etwas, dann wird’s wohl Pol zwei sein? Pol zwei macht „Plack“ und blitzt wie ein alter Photoapparat. War wohl doch Pol eins. Anschließend gestartet. Und auf nach Ariccia. Der Motor schnurrt jetzt, nachdem er sich etwas abreagiert hat.

Vatikanische Museen sind sehenswert. War am Freitag dort. Drum heißen sie ja auch vatikanische Musssehen. Es gibt morgens natürlich immer ne Schlange. Kurz ist sie, wenn sie nur um zwei Ecken geht. Und da gibt es dann die Schlangensteher, die Schlangenschwänzer und die Rechtsüberholer. Steher sind fast alle Deutschen. Schwänzer stellen sich unschuldig erst kurz vor dem Eingang von rechts dazu und schämen sich nicht, einfädeln lassen eben. Rechtsüberholer gehen an der rechten Seite gemütlich und lesend zügig an der Schlange entlang. Ich war Steher und habe den mütterlichen Rat beachtet: Sofort durchsprinten zur sixtinischen Kapelle und dort sämtliche Aufmerksamkeit verpulvern. Die darf man nämlich nicht schon bei den alten Wandteppichen vergeuden, oder bei den Papstringen etc.


Sixtinische Kapelle, die: Viele Leute, alle gucken mehr oder weniger senkrecht nach oben, man darf sich nicht auf den Boden legen oder setzen, keine Photos machen oder gar reden. Dafür sorgen die Aufpasser.

Sixtinischer Aufpasser, der:
Ein Zyklus beginnt mit einem herzlichen „No Photo!“, laut und bestimmt gesprochen, der Aufpasser wendet sich wieder seiner tuschelnden Dreierrunde zu. Der nächste ist nach 20 Sekunden an der Reihe mit einem „Psssssssschschsch!“ Das Menschenrauschen ebbt abrupt ab, lauert 10 Sekunden und schwillt wieder. Aufpasser drei ist nun an der Reihe und fordert: “Silencio!“ - Ebbe – Flut – „Pssssscht!“, dann ist wieder Nummer eins dran: Er bewegt sich! Geht zur sitzenden Seniorengruppe und fordert sie zum Stehen auf. Dann geht’s wieder los mit „No Photo!“.

Ist die Welt überhaupt zu retten?

Emil an Hupe
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