Hupes Welt 50 - 14. November 2004

Neve

Sonntag, halb drei, Flughafen Roma Fiumicino. Hockey auf Sardinien. Und dann Hockey in Mannheim. Hockey bei 25 Grad und Hockey bei 4 Grad. Die Sucht: Die einzige Bar ist von Reisenden belagert. Ich hatte noch keinen Caffe heute. Vielleicht liegen noch irgendwo Caffe-Krümel rum. Boarding. Oje. Jeden Tag Caffe trinken heißt coffeinabhängig zu sein. Und wenn. Wer ist das nicht? In Rom keinen Caffe zu trinken ist so wie in München kein Bier zu trinken, in Paris kein Croissant zu mögen, in Skandinavien Sonnenauf- und untergänge zu hassen, in Indien den Stimmbruch vor dem 60sten Lebensjahr zu bekommen, in USA zu wissen was in der Welt passiert, als Pfarrer ne Weihrauch-Allergie zu haben, ... kurz: pervers. Aber wir waren woanders. Beim Auswärtsspiel in Cagliari. Gewonnen mit 4:3. Und dann war ich in diversen Ausstellungen (Escher, Picasso), Kirchen (St. Maria Beliebig), vielen Bars und auf einheimischen Konzerten. Diese Woche habe ich drei Bands gehört, davon hat mir leider nur eine halb gefallen. Aber immer noch besser als der Shneez, der während dem Konzert auf seinem Stuhl sitzend eingeschlafen ist.

Und jetzt? Es ist eine weitere Woche ins Land gegangen. Der Leergang ist vorbei. Und es hilft alles nichts: Wenn ich mit 27 beim Trainingsspiel den Ball am Anfang bekomme (Regel: Der älteste Spieler bekommt den Ball), fragt man sich doch manches Mal: Ich? Bei 2 Grad und sich aufplusternden Bällen (wann muss man schon mal vor jedem Anspiel zweimal Vorhand Rückhand machen, um den Ball vom Schnee zu befreien? Und dann auch noch einen tragischer Verlust: Der Olympiaschläger und treue Weggefährte der letzten beiden Jahre (das nenne ich Gryphon-Qualität!) gab seinen Geist auf. Genickbruch. Und bei der Kälte konnte ich tatsächlich sehen, wie seine Seele zitternd und hauchend in den Schlägerhimmel entwich. Alle Holz-Schlägerseelen kommen in den Himmel, der ist in Sialkot auf einer kleinen Rußwolke. Und alle Plastikschlägerseelen kommen zum Plastikmüll. Es macht eben doch einen Unterschied, ob durch die Holzadern schon einmal Leben geflossen ist oder die Plastik-Polyverbindungen nur beamtenhaft unselbständig aneinandergereiht werden.

Es wurden abends die ersten nachhaltigen Eindrücke von Olympia beim Bierchen besprochen, über die neuen Stationen wie Paris (Bubolz), Madrid (Kleinemmerling), Holland (Vino) oder Rom berichtet, die Serviceleistungen des Hotels verflucht (kein Internet!, keine Briefmarken!, Capo mit Sahne!!!, immer freie Seminarräume für die Stabieinheit, ...) oder der oktroyierte Tagesablauf verwünscht.

Alles in Allem ein durchschnittlicher Schweinelehrgang, diesmal auch schweinekalt. Man konnte sich auch zwischenzeitlich wie bei den 18 kleinen Jägermeistern fühlen. Jeden Tag wurden es weniger.
Aber die Gegenwart findet momentan schon wieder in Rom statt. Weihnachtliche Stimmung. Gestern haben wir unser Heimspiel mit Hängen und Würgen gewonnen. Crone trifft zum ersten Mal. Per argentinischer Rückhand und zweimal aufspringendem Ball. Dank an den unfähigen Torwart. Anschließen die überfällige Einstandsfeier bei uns zu hause. Deshalb ist dieser Tag heute auch zu nichts zu gebrauchen.

Ist die Welt überhaupt zu retten?

Emil an Hupe
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