Hupes Welt 66 - 29. August 2005

   

Planlos los

Bald findet die Bundestagswahl wohl so oft statt wie die Europameisterschaft. Wahlen, wohin das Auge reicht. Zuerst weicht es nicht von Buddys Autogrammkarte, denn die ist nicht wirklich sehenswert. Deshalb ziert sie jedes Zimmer im 21. Stock unseres Leipziger Hotels. Sie wurde zur Autogrammkarte der EM gewählt. Mittlerweile ist sie sogar im ganzen Haus vertreten. Sonst noch Wahlen? Genug. Lieber erst mal ein Spiel. Gegen Schotten. 5:1. Die hatten sich viel vorgenommen. Laut Bernhard. Laut uns gab es nichts zu holen. Ca. 50 souveräne Minuten. Danach Flori im ARD-Interview zu seinen beiden Toren mit viel Schulterzucken und einfachen Antworten in bester Poldimanier: „Es ist egal wer die Tore schießt, wir verstehen uns alle super“. Genau. Dank Britta. Britta Peters. Die hat uns noch eigens die magischen Powerarmbänder gebaut. Was soll da schief gehen? Selbst bei leichter Heiserkeit (durch lautes Dirigieren) nach dem Spiel wird der Spieler schon mit Laser, Pillen, Lutschbonbons und Dauernadeln gestimmt. Der Zufall spielt nicht mit.
Der Wahl-o-mat ergab bei Schüti eben das erwünschte Ergebnis. Was soll man sonst auch tun? Eine Wahlsendung jagt die nächste. Sonntag Abend. Montag Abend: Noch mal mit mehr Faden:

Planvoll

Schreib am vierten Tag den ersten Text (weiter) und du wirst einen Leitfaden nicht leicht finden. Unser Faden heute nach dem ersten Spiel und dem Porsche-Werksbesuch: Wir werden alle berühmt – schon dieses Wochenende durch Film und Funk und Schreib – und können uns alssofort einen Porsche kaufen. Das passt. Und los!
Schotten:
Geschlagen.
Porsche:
Hinfahrt mit Hyundai. Einführungsfilm. Da heißt es, Porsche wäre eine eigene Welt. Gut. Führung durch die Historie, beginnend und endend mit der Playstation-Konsole. Dann auf ins Werk, wo keine Photos erlaubt sind. Jeder bekommt einen Kopfhörer, damit er unseren Touriguide versteht. Das macht die Sache noch ein bisschen unwirklicher. Riesenhalle, die Cayennes hängen wie Schweinehälften von der Decke und der Motorgetriebeauspuffteil wird mit der Karosserie verheiratet (daher der Spruch: unter die Haube bringen). Der alte Ford hat seinerzeit übrigens seine Fließbänder für die Autofertigung bei der Fleischverarbeitung in Schlachthöfen abgeguckt, ohne Fopp kein Scheiß). Der nette Mechaniker Heiko erklärt: alle zwei Stunden wechseln die Teams ihre Fertigungsstation, damit es nicht fad wird. Aber meins wärs nicht, jeden Tag 170 Mal meinen Lebenstraum an mir vorbeischweben zu sehen. Heiko war übrigens sehr angetan von unserem Hockeypower-Band. Ich muss ihm da eins besorgen. Fertigung Cayenne, Fertigung ... GT (mit dem kann man problemlos ins Vereinstraining fahren, es passen in den Bonsaikofferraum Schienbeinschoner und Duschsachen. Aber das kommt erst nach der EM, wenn wir berühmt sind und nicht mehr trainieren müssen).
Testfahrt:
Dauer: 120 Sekunden, Geräusch in der Kurve wie ein trompetender Elefant, Helmpflicht, Buddy verliert seine Sonnenbrille, Testfahrer und drei Mann rein, drei Mann verschwitzt raus, Häppchen und heim, mit Hyundai, Weser hängt den Kopf links und Schüti seinen rechts aus dem Fenster raus, ihnen war schlecht, sie sagten von den Chips, Porsche ... GT kostet 450 Tausend Euro. Man muss also 22 Jahre lang spielen, von der Sporthilfe gefördert werden, alle Turniere gewinnen und schon kann man sich einen ... GT kaufen. Möchte man nun aber die Bremsen nicht in knallgeld äh knallgelb haben (Grundausstattung) sondern in schwarz (advanced), muss man zusätzlich noch einmal Europameister werden. Drum – geiler Übergang – also morgen gegen die Gelbier.
Gelbier, der:
Voll und ganz durchanalysiert schon von Cotrainer Totte. Stärker als der Schotte. Also spielen wir auch stärker.

Ich werde mir jetzt meinen wohlverdienten TS warmfönen. Den hat mir der Zells heut Mittag mitgebracht und ich kam bis jetzt nicht dazu, ihn zu essen. Heute keine Photos.


  Foto: Herbert Bohlscheid (info@sortfoto.tv)

Ist die Welt überhaupt zu retten?


Emil an Hupe
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