Sonntag, den 7.7.2002 um 19.00h in Rotterdam
Niederlande - Deutschland 2 : 2 (1:1)
Zweimal führten die Deutschen - zweimal glichen die Niederländer aus!
Das Ergebnis: Irland wurde mit einem klaren 4:1 gegen Belgien Europameister, Deutschland bekam Silber.
Das magere 2:2 gegen Belgien aus der Vorrunde hatten die Deutschen mit in die Endrunde gebracht - es zählte gewissermassen doppelt.
Ungeschlagen blieb die U18 - aber 1 Sieg zählt (mit 3 Punkten) mehr als 2 Unentschieden.
Eine zwiespältige Aufgabe stellt sich dem Chronisten bei der Schilderung des vierten Spiels, in der Königsklasse der Veranstaltung, dem entscheidenden Spiel der männlichen Jugend A. Zu berichten ist über den Gewinn einer Silbermedaille, über den Gewinn des Vize-Europameisterschaftstitels, über einen prächtigen Erfolg des deutschen Jugendhockeys, das sei deutlich vorangestellt. Der Blick jedoch in die Gesichter von Spielern und Trainern unmittelbar nach dem Spiel verbietet leider eine undifferenzierte Jubelbetrachtung.
Der Druck war am frühen Sonntag-Abend enorm hoch, drei deutsche Teams hatten den Titel bereits gewonnen. Die Wunden beim Niederländischen Gastgeber waren entsprechend zu vermuten. Sollte es auch im letzten Spiel die Fortsetzung des Final-Debakels für den Gastgeber geben? Die holländischen Jungs waren bereit, alles zu geben, um dies abzuwenden. Das Referenzturnier in Manchester zu Beginn der Saison hatten schließlich sie gewonnen und auch dort schon dem deutschen Team ein 2:2-Unentschieden abgestrotzt!
Und da lauerte noch der später lachende Dritte, nämlich Irland, der zwar gegen die Deutschen gestern klar verloren, aber die Niederlande in der Vorrunde geschlagen hatte und ausgerechnet diesen Sieg mit in die Finalrunde nehmen konnte, zum Schaden von Holland. Aber auch Deutschland war belastet durch einen Patzer in der Vorrunde, ein unerklärliches Unentschieden gegen Belgien lag nun als Hypothek auf den Schultern unserer Jungs. Aber, und das kann man ja eigentlich komfortabel nennen, ein Titelgewinn war aus eigener Kraft möglich.
Der Kampf um den Titel spielte sich auf zwei Feldern gleichzeitig ab. Die Hauptmusik spielte im sehr gut gefüllten Stadion beim Spiel NED-GER, auf dem Nebenplatz in Rufweite startete wenige Minuten früher das Spiel IRL-BEL. Die Iren wußten, daß Ihnen nur ein eigener Sieg nützlich sein konnte. Um es vorwegzunehmen, Irland erkämpfte einen deutlichen Sieg gegen Deutschlands Stolperstein Belgien und schoß dabei mit 4 Toren genauso viele Tore wie in allen vorhergehenden Spielen zusammen. Irland, als krasser Aussenseiter angereist, hatte einen letzten Vergleich mit Holland 11:0 verloren, bei diesem Turnier jedoch einen unaufhaltsamen Lauf.
Deutschland schloß sich dem Erfolgsrezept der anderen deutschen Teams an und setzte auf lange Schlenzbälle in die Spitze. Hatten die Niederländer noch ein Kurztraining erhalten? Es zeigte sich später, daß sie weit weniger Fehler in der Ballannahme machen würden als die jüngeren holländischen Teams. In der 5. Minute allerdings war es genau ein solcher weiter Schlenzer, der Bastian Timm erreichte und nach Zuspiel auf Tim Witthaus zu dessen 1:0-Treffer führte. Das Spiel hatte nun keinerlei Abtastphase mehr, es ging mit hohem Tempo zur Sache. Es dauerte genau fünf Minuten, bis die Niederlande bei ihrer 1. Kurzen Ecken einen komplexen und wunderschönen Ausführungsablauf zeigten und zum 1:1-Ausgleich kamen. In der restlichen Spielzeit der ersten Halbzeit erzwang Holland Fehler bei den Deutschen durch hohen Druck. Bedenklich für den abergläubischen Chronisten, daß inzwischen alle anderen niederländischen Teams ihre U18 lautstark anfeuerten und mindestens schon auf den Zuschauerrängen für Niederländische Dominanz sorgten. Eine Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff mußte man konstatieren, daß Holland sich Vorteile in den Spielanteilen verschafft hatte, zu oft standen die deutschen Spieler zu weit von ihren Gegenspielern entfernt und ließen so dem Gegner seine Anspielstationen. Immer wieder forderte Torsten Althoff klarere Bälle von seinen Leuten, was jedoch bei dem Gegnerdruck halt nicht so einfach umzusetzen war. Und nun trat ein, daß die Niederländer die langen Schlenzbälle, einem der Hauptmittel im deutschen Spielaufbau, konzentriert und erfolgreich entgegennahmen.
Die zweite Halbzeit begann Deutschland mit einer eigenen Chance, die jedoch durch den niederländischen Keeper vereitelt werden konnte. Es schlossen sich bis zur 54. Minute weitere Chancen allein durch zwei Kurze Ecken an, die jedoch nicht zum Erfolg führten. Dann nach einem Konter eine erneute Kurze Ecke für Deutschland, die durch Johannes Purps im Nachsetzen zur 2:1-Führung genutzt werden konnte. Bereits fünf Minuten später jedoch ebenfalls durch Strafecke der Ausgleich. Die letzten zehn Minuten hatten es in sich, beide Mannschaften mobilisierten all ihre Kräfte. In der 63. Minute Tor für Holland, vermeintlich, doch die deutschen Spieler reklamierten wildgestikulierend, der Schiedsrichter beriet sich mit seinem Kollegen und erkannte auf Torabschlag. Seit geraumer Zeit wurde Deutschland nicht mal mehr durch Entlastungsangriffe im gegnerischen Viertel gesehen, sie standen mit dem Rücken zur Wand und erwehrten sich (allerdings nicht unclever) der heftigen Angriffswellen der Holländer. Inzwischen hatte unser Team lautstarke Unterstützung auf den Zuschauerrängen. Mit dem Sieg im Gepäck waren die zahlreichen irischen Fans inzwischen bei dem für sie entscheidenden Spiel eingetroffen und spürten, daß das Deutsche Team (natürlich absolut nicht selbstlose) Anfeuerung benötigte. Nun, daß ihre Mannschaft letztlich den Titel gewann, hatten sie dann 40 Sekunden vor dem Spielende einer Spielsituation zu verdanken, als ein holländischer Angreifer den Ball frei vor dem leeren deutschen Tor stehend (unerklärlich wie aber letztlich) vorbeischoß.
Tränen bei beiden Teams unseres Spiels, obwohl unentschieden, fühlten sich beide als Verlierer. Katzenjammer über das Verpassen der möglichen Chancen, bei Holland im Spiel gegen die Iren und in diesem gegen die Deutschen. Unser Team erinnerte sich an die Vorrundenbegegnung gegen Belgien, die Ursache für...
... ja wofür denn eigentlich? Deutschland hat die Silbermedaille, darüber ist Freude anzusagen. Einen ersten Ansatz dazu zeigte unser Team beim Mannschaftsfoto noch gepaart mit ein wenig Trotz, unisono erklang aus den sonst wenig in der Öffentlichkeit genutzten Kehlen: "Ein Torsten Althoff, es gibt nur ein Torsten Althoff" und das Team registrierte, daß auch Vizetitel große Erfolge sind, im Fußball allemale. Und besonders dann, wenn man ungeschlagen im Turnier gespielt hat und den späteren Meister klar besiegen konnte.
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SPIELBERICHTE
02.07. GER - POL 5:0
03.07. GER - BEL 2:2
04.07. GER - ENG 3:1
06.07. GER - IRL 3:1
07.07. GER - NED 2:2
Torschützen:
05.' Tim Witthaus
54.' Johannes Purps (KE)
Ergebnisse u. Tabellen
zu den anderen Teams bei der EM in Rotterdam
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