Nr. 82 - 11. Januar 2004

   

Björn Michel

Er ist so der Typ Kinderarzt. Sie kommen als Eltern fast aufgelöst mit ihrem fiebernden und schluchzenden Kind in seine Sprechstunde und sind endlich an der Reihe. Und noch ehe er zur ärztlichen Tat schreiten kann, fällt bei Ihnen die Last ab. Sie wissen Ihren Liebling von dieser Sekunde an in besten Händen. Ganz behutsam, ganz liebevoll, ganz sacht kommt er Ihnen entgegen. Gleichwohl zieht es ihn medizinisch eher in die Richtung Physikalische Medizin und Rehabilitation. „Ich glaube, ich würde zu schwer daran zu nagen haben, ein Kind leiden zu sehen,“ der Grund für diese Wahl.
Vielleicht ist es auch das Vorbild des Vaters. Medizinerkinder treten ja ohnehin in die Fußstapfen ihrer Eltern. Und das gilt für Björn in vielerlei Hinsicht. So war Vater Dirk, langjähriger Nationalspieler von Rot-Weiss Köln (1966 – 1971) auch zunächst allein für die Hockeyausbildung seiner vier Jungen (Björn ist der Älteste, alle spielen sie derzeit gemeinsam in der 1. Mannschaft des MSC München) verantwortlich. Der Vater hatte gerade die Leitung der Rehabilitation in Bernried am Starnberger See übernommen. Zum Kindertraining nach München wäre es für den 6-Jährigen doch arg weit gewesen (60 km, 45 Minuten Fahrt ohne Stau). Da blieb dem Vater nur, selbst für das Training daheim in Bernried zu sorgen. Die Brüder kamen dazu, einige Mitschüler wurden animiert, aus dem Nachbarort kam ein weiteres MSC-Kind. Björn kam in der Anfangszeit nur zu den Spielen am Wochenende nach München. Der Vater sorgte dafür, dass der klinikeigene Rasen immer kurz gehalten wurde und auch im Winter konnte in der für das Reha-Training zur Verfügung stehenden Klinikhalle geübt werden.
Erst im Knaben-B-Alter nahm Björn am Vereinstraining teil. Das wurde auf den Donnerstag gelegt, weil der Vater an diesem Tag ohnehin beruflich in München zu tun hatte. Und Knaben B und Knaben A trainierten dann hintereinander und Björn bei beiden, so dass eine hohe Effizienz zwischen Fahrtaufwand und Trainingszeit zu Stande kam. Mit einem weiteren Tag Stützpunkttraining und diesem Vereinstraining (er trainierte dann immer auch zusätzlich in der altersmäßig höheren Mannschaft mit) kam Björn fast über die gesamte Jugendhockeyzeit. Nationalspieler sind auch bei günstigeren Konditionen schon frühzeitig auf eigenständige Vorbereitung angewiesen.
So durchlief Björn auch alle DHB-Jugendnationalmannschaften (91 Länderspiele), zunächst unter Berti Rauth, später bei der Jugend A Erhard Polk und schließlich bei den Junioren Bernhard Peters, unter dessen Führung er zusammen mit Florian Kunz und Michael Green in Terrassa Junioren-Weltmeister wurde. Seitdem steht er auch in der A-Nationalmannschaft, sein erstes Länderspiel am 3.4.1993 in Celle gegen England. Und das – wie auch in der gesamten Jugendlaufbahn - als Abwehrspieler, Libero zumeist. Erst 1998 nahm ihn Paul Lissek, der mit seinen Stürmern wegen ihrer Abwehrarbeit unzufrieden war, in den Angriff. 211 Tore sind daraus bis heute geworden (längst hat er, auch ohne die Hallentore, Calle Fischer überholt, der bis zum WM 2002 hier in KL Rekordtorschütze war. Übrigens wird er zur Zeit DHB-seits nur mit 207 Toren geführt, da sind einige Tore der letzten EM abhanden gekommen). „The goal-scoring machine“ heißt es im Programmheft über ihn. Aber eigentlich ist er ganz anders als die typischen „Bomber der Nation“. Und eigentlich nie mit deren ab und an gegebenen Ladehemmung („da helfen mir die Eckentore zur Stabilisierung des Selbstbewusstseins. Eine geht schon mal rein, und wenn sie noch so schlecht geschossen ist“, erklärt er bescheiden). Still und zurückhaltend, nicht mit spektakulären Soli glänzend und mit Traumtoren abschließend, ganz so ist er auf dem Platz wie im Leben. Aber verlässlich. Natürlich seine Eckentore. Und die Schusstechnik scheint im Augenblick besser denn je. Aber viele seiner Feldtore sind ganz unauffällig. Er ist einfach im richtigen Moment zur Stelle, gerade wie bei seinem 211. Tor im Spiel gegen die Malayen, als er sich im rechten Moment im Kreis von seinem Gegner gelöst hatte, das „Brett am Boden“, um der Flanke von Justus von außerhalb die entscheidende Veränderung Richtung Tor zu geben und den notwendigen „touch im Kreis“.
Verlässlichkeit ist auch sonst sehr charakteristisch für ihn. Er hat immer alles auf der Reihe, seine Reisen (ob von Turin oder München in Einklang mit den beruflichen Anforderungen gebracht), schon langfristig Ausbildung und Wettkampf geplant. Ganz unprätentiös, ganz still und behutsam. In der Ruhe liegt seine Kraft. Nach dem Essen, das bei vielen hier immer wieder nur als reine Kalorienzufuhr angesehen wird (rein-rauf-runter-raus), verweilt er noch lange. Der Kaffee danach gehört genau so dazu wie der interessierte Plausch mit seinen Mitmenschen. Er nimmt sich Zeit. So auch die Zeit für Olympia. Das PJ-Jahr hat er in Turin absolviert, seine AIP-Zeit soll erst nach den Olympischen Spielen folgen. Derzeit nur Hockey und die Doktorarbeit, die natürlich den Sport zum Inhalt hat („Arbeit zum oxydativen Stress im Sport“). Seine Nationalmannschaftskollegen dienten ihm hier bei mehreren Lehrgängen als Versuchskaninchen. Studienkollegin und Lebensgefährtin Alexandra (genau so liebenswürdig zurückhaltend wie Björn, aber natürlich noch viiiiiel zauberhafter) ist jetzt an ihm vorbeigezogen und beginnt schon in Kürze Ihre Zeit als Assistentin im Praktikum. Klingt glatt und ohne Klippen. Ist es sicherlich auch weitgehend. Aber auch für Björn verlief wie für seinen Vater die Karriere nicht immer reibungslos. Ein bitterer Moment sicherlich, als Nr. 17 1996 die Fahrkarte nach Atlanta zu verpassen. So richtig ausflippen sieht man den Björn gleichwohl nie (er behauptet, im Verein, wo er noch mehr in der Verantwortung stünde, geschähe es doch schon einmal). Ein Geheimsnis seines Erfolges liegt sicherlich in dieser inneren Ausgeglichenheit. Ob auf dem Spielfeld oder im Beruf. Auch wenn Kinder davon vermutlich nie werden profitieren können.

Zum heutigen Spiel

Leider fällt neben Philipp Zeller, der morgen Abend wegen seiner Muskelverletzung die Heimreise nach München antreten wird, heute Dr. Michael Green aus. Er leidet schon seit dem letzten Spiel gegen die Malayen unter einer fiebrigen Erkältung und hütet schon seit zwei Tagen das Bett. So stellt sich die Mannschaft fast von allein auf. Im Tor wird heute Christian Schulte spielen. Und wie versprochen. Halbzeit und Endergebnis samt Torschützen direkt nach den Halbzeiten auf der Fanmail-Seite.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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