Feld 2003/04

 

Sonntag, 6. Juni 2004

Club an der Alster - UHC Hamburg
6 : 5   (5:3)

DHB-Präsident Wüterich: "Sensationelles Spiel"

Wenn die beiden torreichsten Bundesligamannschaften aufeinandertreffen, dann ist für Langeweile selten Platz, wie schon das 3:3 (Hinspiel) und der Uhlenhorster 5:3-Sieg im Rückspiel bewiesen. Dass beide ihren Saisonschnitt von mehr als drei Toren pro Partie im DM-Finale noch deutlich übertreffen würden, war indes kaum zu erwarten.

Wie würde Alster den gerade erst eine Woche zurückliegenden Europacup mit der abschließenden 0:1-Finalniederlage gegen Barcelona verdaut haben? Die Mannschaft ließ Zweifel an mangelnder körperlicher wie mentaler Fitness zumindest bis weit in die zweite Halbzeit gar nicht aufkommen und dominierte vor allem in den Anfangsminuten. Der UHC sah sich die ersten zehn Minuten gänzlich in die Defensive gedrängt, wirkte auch nervöser als der endspiel-erfahrenere Gegner. Eine erste Alster-Strafecke konnte Herausläufer Köpp noch abblocken (4.), doch beim zweiten Schlenzversuch von Landshut klatschte die Kugel ans UHC-Torbrett - 1:0 (5.).

Wie aus dem Nichts fiel sieben Minuten später der Ausgleich. Köpp hatte sich im Alster-Schusskreis geschickt freigeschlichen, wurde aus dem Mittelfeld mit einem zentimetergenauen Schrubber auch prompt bedient. Die Direktabgabe des Nationalspielers, der sich mit „Kettenhund“ Mattern ein bis zum Ende rassiges, im Vergleich zu den vielen anderen auf dem ganzen Feld verteilten Pärchen bisweilen auch nickeliges Duell lieferte, auf Mattson war fast noch genialer als die finale Direktabnahme des Schweden.

Alster blieb trotzdem am Drücker, deckte mit Schlenzbällen und anderen Zuspielen in die Spitze immer wieder massive Schwächen der gegnerischen Abwehr auf. Und ein Christoph Bechmann weiß so etws meist auszunutzen. Innerhalb von zwei Minuten schlug der Weltmeister zweimal zu. Beim 2:1 schloss Bechmann mit einem Hoppelschuss die zunächst verstoppte und dann improvisiert weitergespielte dritte Alster-Ecke ab, und kurz darauf bedankte sich der Torjäger mit dem 3:1, als Minz und Gläser gemeinsam an einem Schlenzball vorbeigelangt hatten. Wie seine Vorderleute machte dabei auch UHC-Torwart von Allwörden keine glückliche Figur.

Zurück ins Spiel kam der UHC zweimal durch Strrafecken. Beim ersten Versuch (21.) drückte Jonas Fürste den von TW Milz abgewehrten Breitenstein-Schlenzer per Nachschuss über die Linie, 13 Minuten später versenkte der UHC-Hauptschütze Versuch Nr. 2 spektakulär im oberen Winkel.

Keine Minute vor und nach Breitensteins Kunstschuss war aber Alster zweimal am Zug. Lange vernaschte die UHC-Abwehr mit Dribbling und frechem Heber von der Grundlinie (4:2/33.), und als der UHC mit Schonhardt und Gläser gleich zwei Spieler mit gelb vom Platz hatte, nutzte dies Alster ganz abgeklärt durch Oliver Hentschel zum 5:3 (35.). Drei Tore innerhalb von drei Minuten beendeten auf turbulente Weise eine erste Halbzeit, die Alster zurecht mit zwei Toren in Front sah.

Die allererste echte Schusskreisszene des zweiten Druchganges ließ 13 Minuten auf sich warten, brachte dafür aber gleich das neunte Tor des Spiel. Bei einem Konter fand Lange mit seiner Flanke von der Eckfahne so genau den mitgelaufenen Tihl, dass dieser im Fallen aus kurzer Distanz einlochen konnte – 6:3 (48.).

Die Vorentscheidung? Alster hatte in den nächsten drei Minuten noch drei dicke Möglichkeiten, dem Gegner den endgültigen Knockout zu versetzen. Zunächst versagte Schiedsrichter Brenner den Rothemden einen für viele Beobachter klaren Siebenmeter, als der alleine auf von Allwörden zustürmende Laatzen vom Keeper rüde von den Beinen geholt wurde (weil der Ball etwas weit vorgelegt war, unterblieb der Pfiff), dann hielt der Keeper die fünfte und letzte Alster-Ecke (Landshut), und schließlich stoppte Breitenstein in letzter Sekunde einen schönen Alster-Überzahlangriff.

Hier nicht das mögliche 7:3 erzielt zu haben, sollte sich für die Mahn-Truppe fast noch rächen, denn in den letzten 20 Minuten spielte praktisch nur noch der UHC. So wie der Herausforderer das ohnehin hohe Tempo noch einmal merklich anzog, ging bei Alster sichtlich die Puste aus. Fast ungehindert kombinierten und liefen die Uhlenhorster vielfach bis an den gegnerischen Kreis, und dort brannte es nun lichterloh.

Die Aufholjagd hätte noch früher begonnen, wenn Breitenstein nicht mit einem Siebenmeter (Fuß von Sahmel vor der Linie nach der dritten UHC-Ecke/52.) an Milz gescheitert wäre. Aber das stockte den UHC-Strmlauf nicht mehr als eine Minute. Dann hatte Mattson nach feiner Vorarbeit von Minz das 4:6 (53.) geschossen, und der bärenstark auftrumpfende Schwede sorgte auch danach für größten Aufruhr im Alster-Kreis. Zweimal rettete Milz gegen Mattson, aber bei Christian Minz’ Volleyabnahme war auch der Alster-Keeper geschlagen – 5:6 (55.).

Noch eine Viertelstunde zu spielen. Alster wankte. Nach vorne ging mit zwei Ausnahmen praktisch gar nichts mehr, mit den trotz früh eingesetzter intensiver Wechselstrategie knapper werdenden Kraftreserven musste man sich darauf beschränken, die wütenden UHC-Attacken zu bändigen. Doch selbst die teilweise komplett hinter der eigenen Viertellinie versammelte Alster-Mannschaft konnte Lücken nicht vermeiden, die dem UHC Chancen zum 6:6 boten. So bei Falckes missglückter Rückhand (58.), Mattsons argentinischer Rückhand übers Tor (64.) oder M. Fürstes raffiniertem Heber haarscharf am Ziel vorbei (67.).

Selbst eine harte gelbe Karte gegen Duckwitz (61.) konnte den andauernden Vorwärtsgang des UHC nicht bremsen. Allein, es war umsonst.

Beim Schlusspfiff sanken alle UHC-Spieler wie auf Kommando zu Boden – die Enttäuschung war so groß wie der Kräfteverschleiß nach einem pausenlos superschnellen und „sensationellen Spiel“ (DHB-Präsident Christoph Wüterich), das nicht nur wegen der elf Tore beeindruckte.

Alster – so die allgemeine Einschätzung, selbst auf Seiten des Verlierers – hatte letztlich verdient gewonnen. Aus weniger Chancen als der Gegner hatte man mehr Tore gemacht. Und an diesem Tage wohl noch entscheidender: Hinten wurden ein paar Fehler weniger begangen, als sie dem Herausforderer unterliefen.

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lim

1. BL Herren

 Sonntag, 6. Juni
  » Alster - UHC  6:5 (5:3)
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Statistik


 Tore
5'1:0M.Landshut (E)
12'1:1M.Mattsson
16'2:1C.Bechmann (E)
18'3:1C.Bechmann
21'3:2J.Fürste (E)
33'4:2H.Lange
34'4:3P.Breitenstein (E)
35'5:3O.Hentschel
48'6:3T.Tihl
53'6:4M.Mattsson
55'6:5C.Minz

 Ecken
Alster5 (2)
UHC3 (2)
 7-Meter
UHC1 (0)

 Schiedsrichter
Blasch
Brenner
sie "schwammen" nicht, hatten aber auch keinen leichten Stand. In einem harten, aber keineswegs unfairen Spiel wurden sie vom UHC wegen der harten Gelb-Entscheidungen kritisiert; Alster beklagte wohl zurecht einen nicht gegebenen 7m
3000Zuschauer


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