Nr. 56 - 10. September 2003

   

Gast-Häuser

Zu Bernhard Peters Erfolgsphilosophie gehört der stete Wechsel von Be- und Entlastung. Nach den harten Lehrgängen in der Hitze vor der EM in Krefeld war dann 14 Tage Hockeyverbot angesagt. Die Junx folgten wie immer brav Ihrem Herrn und Meister und fuhren zum Teil in den Urlaub. Nur einige wenige konnten – wie der ständige Leser weiß – selbst vom Hockeyzusehen nicht lassen und waren wie Dr. Green (hier im Folgenden Mike genannt), Herr Kunz (allseits als Flocke bekannt), Herr Weß (der Leser weiß, unser Wesa) oder Herr Emmerling (alias Emmel) bei der ChampionsTrophy in Amstelveen. Gestern war hier offiziell restday und den nutzten wir zu einem Ausflug ans Meer ins malerische Sitges (wer Badeurlaub am Mittelmeer dem unbetonierten, geschäftsfreien z.B. Jütlands oder der Bretagne vorzieht, der findet hier ein seltenes Juwel). Anlaufstelle war das Gast-Haus Witthaus. Die Familie Witthaus hat hier während der EM Urlaubsquartier genommen, ein Häuschen mit großem Garten gemietet und hier konnten wir uns wunderbar niederlassen. Gastgeberin Elke zusammen mit Familienvorstand Lutz (die eigentlich auch auf keiner Meisterschaft fehlen) sowie Saschas Conny, die sich hier vorübergehend einquartiert hat, hatten alles wunderbar vorbereitet. Kaffee, Kuchen, Obstsalat en masse (die Damen hatten eineinhalb Stunden Gemüse und Früchte geputzt und geschält, in nullkommanichts war alles vertilgt. Die Heuschrecken waren wieder einmal da) und Gemüsespalten mit leckeren Dips. Das war toll, in Eurem Witt-Haus, Elke und Lutz. HockeyHerzlicher Dank auch von dieser Stelle (auch wenn Du erst daheim in Ratingen wieder alles wirst nachlesen können, Elke). Zwischendurch Strandaufenthalt, Essen im Santa Maria, jeder konnte nach seiner facon glücklich werden.

Für mich ging es im Anschluss gleich weiter zur nächsten Gastlichkeit (darum gab es gestern auch nichts InTeames). Das „official dinner“ für alle Turnierteilnehmer stand an. Für alle? Nein, die wichtigsten Personen eines Turniers, die Sportler, waren ausgeladen. Die waren aber nicht wirklich sauer, wer mag schon solche steifen Veranstaltungen mit den immer gleichen Ritualen und viel zu langen Reden. Allein die nahmen gestern 90 Minuten ein, zudem in katalanisch oder spanisch. Aber auch die draufgesetzte Übersetzung war unverständlich, weil das Essen in der alten Börse stattfand. Einem sehr hohen, wunderschönen, säulendurchsetzten alten Gemäuer ohne jegliche Ausstattung, so dass sich die lautsprecherverstärkten Reden vielfach an den Wändern zu einem unverständlichen Getön brachen. Das durch das Brubbeln der Festgemeinde (alle Schiedsrichter, Judges, Turnieroffiziellen und als einzige Opfer der Mannschaften, die Teammanager) noch verstärkt wurde. Ich habe es durchlitten.
Zurück am heimischen Tresen gab es noch einen gemeinsamen Absacker mit den Team-Manager-Kollegen und –kolleginnen unserer Mitbewohner hier, der Teams Schottlands und Irlands. Sie erzählten mir noch eine besonders nette Geschichte, die mit der Gastlichkeit unseres nach wie vor als sehr angenehm empfundenen Hotels zu tun hat. Während sonst, wenn Turnierteilnehmerhorden die Hotelzimmer bevölkern, die Hotelmanager ihre Minibars sorgfältigst räumen, verschließen und versiegeln. Hier das genaue Gegenteil. Die Hotelleitung lädt alle ein, ihre Minibar kostenlos zu nutzen und lässt diese täglich frisch auffüllen. Darin befinden sich neben den üblichen Coca, Fanta, Sprite und Wasser immer auch zwei veritable Cruzkampo-Cerveza. Und die haben es wohl den schottischen Spielern angetan. Nicht nur das eigene Bier wird täglich geleert, man versucht auch (der Schotte treibt ja, wie wir spätestens seit seiner Ankunft hier wissen, so manch seltsamen Sport), die Bierflaschen des Zimmernachbarn und Mannschaftskameraden zu erobern. Beschafft sich heimlich über neue Code-Karten an der Rezeption Zimmerzugang und leert die erlangten Trophäen in einem Zug. Aber wie im richtigen Leben: gegen jedes Mittel des Gegners gibt es auch eine taktische Variante. Wo verwahrt der bierliebende Schotte hier seine Vorräte? Nicht länger hinter der offenen Flanke Mini-Bar, sondern – der Schotte folgt auch hier brav unserem Vorurteil – im Safe.

PS
Auch heute ein ärztliches Bulletin. Mannschaftsarzt Dr. Andreas Harlass-Neuking, auch Ibu genannt, ist soeben mit Emmel aus der Klinik zurück. Die erneute Untersuchung brachte die erfreuliche Erkenntnis, dass er um eine Operation wahrscheinlich herumkommt. Hupe hat heute morgen während des Trainings der anderen wieder mit leichtem Lauftraining begonnen. Wir hoffen auf seinen Einsatz am Samstag. Leider plagt sich Max Landshut seit gestern mit einer Magenverstimmung. Aber hier ist Ibu zuversichtlich, dass er morgen spielen wird.

PPS ...und im Übrigen bin ich der Meinung, dass ein Sportjournalist in unseren elektronischen Medien auch einmal an den ersten Teil seiner Berufsbezeichnung denken sollte und für ein Minimum an Sportsgeist und Fairplay bei der medialen Wahrnehmung und Würdigung permanent großartiger Spitzenleistungen unserer Hockeyspieler bei internationalen Wettbewerben sorgen könnte.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

 

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Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Christoph Eimer und Matthias Witthaus


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Bundes-trainer war 1999 Paul Lissek, hier mit Christoph Eimer


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - alle noch dabei. V.l. Sascha Reinelt, Björn Emmerling, Dr. Lutz Nordmann, Dr. Michael Green, Björn Michel


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Dieter Reinhardt
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