Montag, 25.2.2002
Südafrika - Deutschland 0:3 (0:2)
Ein Loblied auf die Abwehr
(Dieter Schuermann)
Normalerweise werden nach einem Spiel, das 3:0 endet, die brillanten
Spiellenker im Mittelfeld oder die spektakulären Torschützen gepriesen. Ich
will heute einmal ein Loblied auf die deutsche Abwehr singen. Denn bei allen
Chancen, die die deutsche Mannschaft heute herausgespielt hat, bei immerhin
drei Toren in einem WM-Spiel, mich hat heute die souveräne Abwehrarbeit der
deutschen Mannschaft überzeugt. Damit sind nicht nur die hervorragenden
Spieler der Abwehrkette gemeint, das Abwehrverhalten beginnt sicherlich nicht
nur im deutschen Team bei den Stürmern.
Aber der Reihe nach. Verhaltener Start der deutschen Mannschaft, trotzdem
einige Torchancen. In der 3. Minute schießt Reinelt rechts vorbei, in der 12.
Minute Eimer vom Schusskreisrand rechts übers Tor. In der 14. Minute 1. Ecke
für Deutschland, Kunz will nach links ablegen, das misslingt. In der 15.
Minute dann der erste Treffer. Wieder einmal fängt der bisher sehr gut
aufgelegte Tibor Weißenborn einen Ball nach einem Abspielfehler der
Südafrikaner ab (solche Fehler sind durchaus keine "unforced errors", sondern
regelmäßig Folge der deutschen Abwehrarbeit - im Sturm) und startet Richtung
Schusskreis. Paß von links in die Mitte, dort steht Oliver Domke frei und
kann einschießen. Weitere Angriffe der deutschen Mannschaft, die nichts
einbringen. In der 21. Minute Paß von Björn Michel in den Kreis, Sascha
Reinelt setzt aus sehr spitzem Winkel einen Stecher an, der Ball prallt vom
Torwart ab, genau gegen einen gegnerischen Verteidiger und von diesem ins
Tor. 2:0.
Viele weitere Torchancen. Reinelt vergibt, 2. KE für Deutschland, Stecher
Christoph Bechmann, doch der südafrikanische TW Staniforth (der die Deutschen
vor einem Monat in Pietermaritzburg mit unglaublichen Paraden beim 2:2 am
Siegen hinderte) ist wieder auf dem Posten Hoch springt der Ball weg,
Nachschuß Kunz flach, Staniforth erneut dazwischen, erneuter Nachschuß Domke,
der Ball geht über das Tor. Sporadisch einige Angriffe der Südafrikaner, aber
immer ist TW Clemens Arnold, der immer souveräner wird, auf der Hut. Gute
Abwehrarbeit fängt bei den Stürmer an - oder beim Torhüter. Auch nach der
Halbzeitpause noch einmal eine Großchance für die Südafrikaner, deren
gefährlichster Stürmer Greg Nicol kommt frei in der Schusskreis, aber Clemens
ist schnell aus seinem Tor heraus und verkürzt hervorragend. Auch in der 48.
Minute rettet er allein gegen Bruce Jacobs.
Sonst aber kaum Gefahr durch die Südafrikaner. Die doch eigentlich Druck
entfalten müssten, sollten ihre WM-Chancen nicht schon nach dem 2. Spiel
zerrinnen. Aber die deutsche Abwehr unterbindet alle Angriffsbemühungen.
Überragend heute Dr. Michael Green. Unnachahmlich, wie er ohne jeden
Schlägerkontakt den Gegnern den Ball aus dem "Schläger nimmt", und seien sie
noch so schnell oder so virtuos wie sein "Lieblingsgegner" Teun de Nooijer
oder heute der Spielmacher der Südafrikaner, Mike Cullen. Wenn einmal ein
Lehrfilm über hervorragendes Abwehrverhalten gedreht werden sollte, Mike
müsste der Hauptdarsteller sein. Aber auch die anderen Kollegen der Abwehr
standen ihm nicht nach. Der aufopferungsvoll unendliche Laufarbeit leistende
Tibor Weißenborn, der hervorragend das Abspiel des Gegners antizipiert und so
manches Abspiel abfängt. Oder unsere Weltklasse-Innenverteidiger Crone-Kunz,
die ungleichen Zwillinge. Ein hervorragendes Spiel heute von Christian
Mayerhöfer. Björn Emmerling ist schon seit der Champions Trophy in
bestechender Form und unser Youngster Timo spielt abgeklärt seine Partie
herunter. Auch wenn sich die deutsche Mannschaft in der 2.Halbzeit naturgemäß
etwas schonte, dank der soliden Abwehrleistung konnte eigentlich nichts
passieren und irgendwann fiel nahezu folgerichtig wieder einmal vorn ein Tor.
Abfangjäger Tibor Weißenborn (jetzt werde ich auch schon militärsprachig) erahnte einmal mehr
den Weg eines gegnerischen Passes, zog noch vor der Viertellinie an und
unaufhaltsam davon, über die linke Seite in den Kreis, mehrere Gegner
ausspielend, die Grundlinie entlang, Abspiel vors Tor, wo Oli Domke am
langen Pfosten auf dem Posten war und den Ball zum 3:0 eindrücken konnte. 65.
Spielminute, spätestens jetzt war das Spiel entschieden.
Bundestrainer Bernhard Peters war nach dem Spiel sehr zufrieden mit seiner
Mannschaft. Wenn aus seinem eher zurückhaltenden Mund das Wort "Phantastisch"
kommt, dann heißt das schon etwas. Vor allem war er mit der glänzenden
Startbilanz, 6 Punkte, sehr zufrieden. An den kritischen Punkten (schlechte
Eckenausbeute - Florian Kunz hat Schwierigkeiten mit dem neuen Kunstrasen,
der sehr tief ist und die vielen vergebenen Chancen) wird zu arbeiten sein.
Morgen ist Ruhetag, ehe es dann am Mittwoch zur heißesten Stunde um 16.05 Uhr
gegen Spanien weitergeht.
Ecken: 4:2 (2:1)
Alle Spieler eingesetzt bis auf ETW Schulte
Zuschauer: 500
Temperatur: 33 °, etwas bewölkt
Südafrika - Deutschland 0:3 (0:2)
Wichtiger zweiter Sieg im zweiten WM-Spiel in Malaysia
(dha)
Einen Tag nach dem 5:2-Auftaktsieg über Argentinien zeigten sich die deutschen Hockeyherren
in Kuala Lumpur auch gegen Südafrika - in der WM-Vorbereitung fünfmaliger Trainingsgegner
des deutschen Teams (vier Siege, ein Unentschieden) - in Siegeslaune.
In der ersten Halbzeit begann der Gegner extrem defensiv, stand mit elf Mann an der eigenen
Viertellinie. Trotzdem gelang es den Deutschen, sich immer wieder gute Chancen zu erspielen.
Nach mehreren vergebenen Möglichkeiten sorgte Oliver Domke für das 1:0 (16.). Die schöne
Vorarbeit leistete der Berliner Tibor Weißenborn, der mit einer so genannten "Hundekurve", einem
Flankenlauf, in den Strafraum der Südafrikaner eindrang und den freistehenden Rüsselsheimer
bediente. Nur fünf Minuten später gelang dem Stuttgarter Sascha Reinelt das 2:0 (21.).
Reinelt, der heute sein 150. Spiel im deutschen Trikot absolvierte, nahm dabei die Mithilfe des
südafrikanischen Verteidigers Greg Jackson in Anspruch, der die Kugel aus Versehen ins eigene
Tor beförderte.
Da es Eigentore im Hockey allerdings nicht gibt, durfte sich Reinelt, der als letzter deutscher Angreifer
am Ball war, den Treffer gut schreiben lassen. Peters Team konnte so mit einer beruhigenden
Führung in die Pause gehen, hatte aber in den zehn Minuten vor der Pause eine Schwä-chephase
zu überstehen, in denen Clemens Arnold zwei Mal mit Glanzparaden den Anschluss-treffer
der Südafrikaner verhinderte.
In der zweiten Hälfte versuchte die deutsche Mannschaft den Ball besser zu kontrollieren und ein
wenig Kraft zu sparen für die weiteren Spiele im harten WM-Programm. Gegen Ende setzte sich
die hervorragende Physis der deutschen Spieler erneut durch. Oliver Domke baute die Führung
mit seinem zweiten Treffer des Tages auf 3:0 (66.) aus, als er einen Konter nach Vorarbeit von
Björn Michel erfolgreich abschloss.
Erneut setzte Bernhard Peters heute wieder alle 16 Feldspieler des deutschen Kaders ein, obwohl
die klimatischen Verhältnisse am frühen Abend in Kuala Lumpur heute angenehm waren.
Nur Ersatzkeeper Christian Schulte kam wie im Auftaktmatch nicht zum Einsatz.
Durch den Sieg
zieht das deutsche Team in der Tabelle an Pakistan vorbei, mit dem Deutschland zwar punkt -
und torgleich ist, aber mehr Treffer erzielt hat.
"Man kann sicher noch mehr aus unseren Strafecken machen", meinte Bernhard Peters nach
dem Spiel. Vier solcher Standardsituationen hatte sein Team, zwei der Gegner. "Wir haben auch
noch nicht die nötige Ruhe im gegnerischen Kreis, um die zahlreichen herausgespielten Chancen
besser zu verwerten. Der Bundestrainer, der sich schon gestern darüber gefreut hatte, dass fünf
verschiedene Spieler Tore erzielt hatten, konnte heute die Torschützen sechs und sieben notieren,
was für die Ausgeglichenheit in der Mannschaft spricht. "Für mich waren meine beiden Treffer
heute sehr wichtig", sagte Oliver Domke nach dem Spiel, "weil ich im ersten Match noch nicht
so richtig ins Spiel gekommen war."
Insgesamt zahlt sich die sehr intensive Wechselpolitik von Bernhard Peters aus, da alle Spieler
gleichmäßig Spielanteile bekommen und immer einsetzbar sind. Andere Nationen bei der WM
kopieren diese Taktik inzwischen, mit der Peters 2001 extrem erfolgreich war.
Weitere Spiele am heutigen Tag:
Pakistan - Belgien 3:2 (1:1). Der Außenseiter Belgien lieferte dem Favoriten einen heißen
Kampf - wohl auch inspiriert durch die Anwesenheit von Belgiens Kronprinz Philippe und dessen
Gattin Mathilde im Stadion.
Neuseeland - Spanien 1:3 (1:1) Schwierige Anfangsphase für den Vize-Weltmeister von 1998,
als Neuseeland lange 1:0 führte. Die Stürmer-Routiniers Juan Arnau und Juan Escaree, die auch
schon in der Bundesliga gespielt haben, brachten ihr Team schließlich auf die Siegerstraße.
Weitere Ergebnisse von Sonntagabend: Niederlande - Neuseeland 4:0 (2:0). Mit dem Titelverteidiger konnte auch der vierte Mitfavorit in
der deutschen Gruppe A sein Auftaktspiel relativ locker gewinnen.
Malaysia - Australien 0:3 (0:0). Nur eine Halbzeit lang konnte das Team von Ex-Bundestrainer
Paul Lissek dem Druck der starken Australier standhalten, die in Gruppe B der Top-Favorit sind.
Japan - Indien 2:2 (2:0) Die erste Sensation des Turniers. "Hockey-Zwerg" Japan bringt die
Grand Nation des Sports an den Rand einer Niederlage.
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Spielberichte
24.2. GER-ARG 5:2
25.2. RSA-GER 0:3
27.2. GER-ESP 2:3
28.2. BEL-GER 0:3
02.3. GER-NZL 2:1
03.3. NED-GER 0:1
05.3. PAK-GER 2:3
Halbfinale
07.3. GER-KOR 3:2
Endspiel
09.3. GER-AUS 2:1
Torschützen:
15.' 1:0 Domke
21.' 2:0 Reinelt
65.' 3:0 Domke
Schossen heute die Tore für Deutschland:
Oliver Domke
Sascha Reinelt
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