Feld 2004/05

 

Samstag, 2. Juli 2005

Rot-Weiß Köln - Club an der Alster
1 : 0   G.G. (0:0, 0:0)

Das Trio Jessulat-Emmerling-Reinelt

Routine gegen Newcomer – die Gegensätze konnten kaum größer sein. Alster bestritt sein siebtes Feld-Endspiel in Folge, beim Gegner Stuttgart hatte nur Sascha Reinelt (Deutscher Meister 2000 und Vize 1999 mit Harvestehude) Finalerfahrung. Die Anfangsnervosität gerade bei den vielen jungen Kickers-Spielern war deshalb verständlich, doch auch beim erfahrenen Gegner herrschte zu Beginn größte Zurückhaltung. Keiner wollte sich früh eine Blöße geben, mit geringstem Offensivrisiko und höchster Konzentration in der Abwehrarbeit wurde begonnen. Die Folge: In der ersten Viertelstunde war keine einzige Erfolg versprechende Schusskreisszene zu notieren. Die favorisierten Hamburger hatten zwar mehr Ballbesitz, doch der Herausforderer besaß mit dem Antritt des im Mittelfeld dank seiner überragenden Schnelligkeit und erstaunlicher Übersicht immer wieder tiefe Löcher reißende Reinelt die gefährlichste Aktion (13.).

So richtig begann das Spiel praktisch erst mit Bechmanns Sololauf, der den attackierenden Emmerling zu einem Schlägerkontakt in unmittelbarer Tornähe zwang. Zum Entsetzen der Stuttgarter zögerte Schiri Christian Blasch keinen Augenblick und zeigte auf den Siebenmeterpunkt (16.). Max Landshut schoss hoch und hart in die Mitte des Kastens – das erste von insgesamt drei Duellen gegen Tim Jessulat hatte der Hamburger gewonnen. Später sollte die Geschichte anders laufen.

Stuttgart war noch dabei, diesen Schock zu verdauen, als Bastian Timm an der Kickers-Viertellinie ein klassischer „Steal“ gegen den Ball führenden Lars Löhle gelang. Dummerweise war der junge Stuttgarter der letzte Mann und die Folge entsprechend fatal: Timm bediente den mitgelaufenen Hendrik Lange – 0:2, keine 40 Sekunden nach dem ersten Treffer. Für Hamburg die exakte Wiederholung des Doppelschlages aus dem Halbfinale.

Vielleicht waren es die Gedanken an den weiteren Verlauf der Krefeld-Partie, die Alster hinderten, womöglich gleich die Vorentscheidung zu suchen. Auf gar keinen Fall wollte man wie am Tag zuvor ein schnelles Gegentor kassieren. Doch diese Gefahr bestand erst einmal nicht, zu sehr saß Stuttgart die Schreckminute in den Gliedern. Aber auch mit gezügeltem Offensivdrang hatte Alster die nächste Chance. Den Eckenschlenzer von Laatzen wehrte Jessulat gekonnt ab (23.). Wenig später hatten auch die Kickers ihre erste Strafecke herausgeholt. Wuchtig war der hohe Emmerling-Schlenzer, aber genauso gut die Parade von Sievers. Die folgende lange Ecke schien ebenfalls geklärt, doch dann lenkte Biederlack einen zweiten Stuttgarter Flankenversuch unglücklich ab, und Matthias Wengert erkannte als Erster die sich bietende Möglichkeit. Mit der Rückhand beförderte der wieselflinke HTC-Angreifer den Ball unter Sievers hindurch zum 1:2 (27.).

Dieser Treffer war wie eine Initialzündung für den Herausforderer, und bis auf die Hamburger Fans freuten sich auf der Tribüne alle über dieses 1:2, konnte es dem bis dahin für ein DM-Finale seltsam emotionsarmen Spiel nur gut tun. Burkert hatte gleich die Ausgleichschance, Sievers parierte klasse. Der nicht nur diesen Angriffszug einleitende Reinelt konnte zuvor von Biederlack nur überhart gestoppt werde, wofür der Alster-Nationalspieler mit „grün“ gnädig bedacht war.

Stuttgart aufkommender Elan war durch die Halbzeitpause nicht gestört worden, die Kickers drängten sogleich nach Wiederanpfiff auf den Ausgleich. Der Lohn kam bald. Bei der zweiten Ecke klappte die Ablegervariante auf Thomas Burkert prima. Das Stuttgarter Kraftpaket drückte seinen Schlenzer am herausstürzenden Sievers sowie an Landshut vorbei in die Maschen – 2:2 (39.), alles war wieder offen.

Jetzt wurde das Finale auch schneller und rasanter. Den Hamburgern tat der Ausgleich in gewisser Weise gut, merkten sie spätestens jetzt, dass man gegen den immer respektloser werdenden Gegner wieder selbst aktiv werden musste. Und so nahm die Partie trotz brütender Mittagshitze deutlich an Fahrt auf. Obwohl es Alster an an der sonst bekannten Kombinationssicherheit im Aufbau- und Angriffsspiel fehlte und Stuttgart mit seinem unbändigen Kampfgeist längst die Sympathien der neutralen Zuschauer auf seiner Seite hatte, besaß der Titelverteidiger die größeren Torchancen. Erst verpasste Laatzen nach aussichtsreichem Überzahlangriff vor dem Kasten eine Timm-Flanke, dann verhinderte Jessulat mit Stockabwehr nach Lange-Schuss das 2:3 (50.), kurz darauf verstoppte Hamburg seine zweite und letzte Ecke.

Die größte Möglichkeit zum Führungstor gab es in der 56. Minute. Oliver Hentschel, der in der Defensivarbeit seinen Gegenspieler Reinelt oft ziehen lassen musste, aber nach vorne ein paar schöne Szene hatte, flankte von links vor das Kickers-Tor. Timm und Löhle rutschten gemeinsam in den Ball – und plötzlich ertönte zur allgemeinen Überraschung der Siebenmeterpfiff von Richard Wolter. Der hatte in der Aktion des Stuttgarter Verteidigers ein Foul erkannt, und bestärkt wurde Wolter später vom neuen DHB-Schiriwart Jan Jochen Rommel („Ich habe das genauso gesehen“). Wieder trat Landshut an den Punkt. Anders als beim 1:0 zielte der Schütze ins linke Eck, was Jessulat richtig vermutet hatte. Mit dem Helm klärte der Stuttgarter.

Als wenig später O. Hentschel nur haarscharf eine gefährliche Flanke vor dem Kasten verfehlte, war dies die letzte Gelegenheit für Alster in der regulären Spielzeit. Auf der anderen Seite vergab zuerst Schultz-Linkholt nach einem der zahllosen langen Emmerling-Schlenzbälle (61.), und der Libero selbst verpasste bei der dritten Kickers-Ecke (63.) die mögliche Führung, Sievers parierte.

Es ging in die Verlängerung. Längst war es eine Frage der Kraft und des Willens, sich hier durchzubeißen. In dem 15-minütigen Zuschlag hatte lediglich Lange die Chance (76.) zum Golden Goal. Nach Zuckerpass von Biederlack kam der Alster-Kapitän halbrechts frei zum Schuss, Jessulat sorgte dafür, dass die Spannung aufrecht erhalten blieb. Für Aufregung sorgte noch einmal Schiri Wolter, als er vier Minuten vor Ende Emmerling und Tobias Hentschel nach einem Gerangel beide mit gelb vom Platz schickte, wobei insbesondere der Kickers-Kapitän mit dem Schicksal haderte.

Denn schließlich bedeutete die Zeitstrafe auch, dass die beiden Gelbsündern nicht am Siebenmeterschießen mitwirken konnten. Da ging zumindest den Stuttgartern eine „sicherere Bank“ verloren. Zur Entscheidungsfindung wechselte Alster erwartungsgemäß den Strafstoßspezialisten Heiko Milz als Torhüter ein. Der konnte die Bälle von Wüterich, Burkert und Heink nicht halten, wenigstens aber Reinelt zu einem Schuss in die Wolken verleiten. Aber im Endeffekt war das zu wenig. Denn Milz‘ Teamkameraden Zeller (vorbei), O. Hentschel (Pfosten) und Landshut (Doublette des Siebenmeterschusses von der 56. Minute) leisteten sich drei Fehlversuche. Nur Laatzen und Gemmrig hatten getroffen, der Traum vom DM-Triple war für Alster geplatzt.

Fazit: In einem spielerisch zumindest eine Halbzeit lang eher dürftigen Finale (wozu auch der wellige Platz mit vielen Verstoppern seinen Anteil hatte), das vor allem von der Spannung und großem Kampfgeist lebte, nutzte der Titelverteidiger seine höhere Anzahl an Torchancen nicht zum Sieg. Stuttgart verdiente sich diesen Erfolg, weil man nicht nur einen 0:2-Rückstand wegsteckte, sondern insgesamt mehr fürs Spiel tat und auch die etwas größere Leidenschaft erkennen ließ. Und letztlich gab es das starke Trio Jessulat-Emmerling-Reinelt, während auf Hamburger Seite trotz der vielen prominenten Namen keiner in eine echte Führungs- und Antreiberrolle wuchs.

Tore: 1:0 (16./7m) Landshut, 2:0 (17.) Lange, 2:1 (28.) Wengert, 2:2 (39./E) Burkert; 7m-Schießen: Zeller vorbei, 0:1 Wüterich, 1:1 Laatzen, Reinelt vorbei, O. Hentschel Pfosten, 1:2 Burkert, 2:2 Gemmrig, 2:3 Heink, Landshut gehalten. E: 2/3. Z. 2500. SR: Christian Blasch, Richard Wolter (Mülheim, Braunschweig); mit einigen umstrittenen Entscheidungen, ohne aber an Souveränität zu verlieren. Gelb: T. Hentschel, Emmerling.

lim

1. BL Damen

 Samstag, 2. Juli
  » RWK - CadA  1:0 G.G. (0:0, 0:0)
  » BHC - RRK  2:1 G.G. (1:1, 1:1)
 Sonntag, 3. Juli
  » RWK - BHC  3:4 n.7m (1:1,1:1, 0:0)
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Statistik


 Tore
82'1:0M.Rodewald (E)

 Ecken
RWK2 (1)
CadA1 (0)

 Schiedsrichter
Malina, P. Müller
1200Zuschauer


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