Feld 2004/05

 

Samstag, 2. Juli 2005

Berliner HC - Rüsselsheimer RK
2 : 1   G.G. (1:1, 1:1)

Den Faden verloren, nicht das Spiel

Ganz und gar einig waren sich die beiden Trainer hinterher. „Es war kein schönes Spiel für die Zuschauer. Außer Spannung und Kampf gab die Partie wenig her“, sagte Jens George, und Kölns Wolfgang Kluth pflichtete den Worten seines Hamburger Kollegen mit eifrigem Kopfnicken bei.

Dabei schien sich anfangs ein ganz unterhaltsames erstes Halbfinale zu entwickeln. Die als Favorit ins Rennen gegangenen Kölnerinnen begannen wie die Feuerwehr, drückten vom Anpfiff weg höllisch aufs Tempo. So sehr, dass die Alster-Spielerinnen in den ersten Minuten gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Außer der Verteidigung des eigenen Schusskreises und Befreiungsschlägen war nicht drin. Früh wurde das Manko des Bundesligasiegers ersichtlich: Bis zum gegnerischen Viertel und manchmal bis an den Kreis war der Vortrag gefällig, danach fehlten aber die zwingenden Aktionen, die für echte Torgefahr hätten sorgen können. Die Spitzen Hoyer, Stöckel und Geiter blieben trotz viel Laufarbeit und Engagement stumpf, das Kölner Mittelfeld um die argentinische Weltmeisterin Gonzales fand keine Lücke für den tödlichen Pass. Die einzige Ausnahme war die 9. Minute, als Geiter plötzlich freie Bahn hatte und Hoyer die scharfe Flanke (oder war’s doch ein Torschuss?) am langen Pfosten verpasste.

Ansonsten stand Hamburgs Defensive stabil, was in erster Linie ein Verdienst der resoluten Abwehrchefin Cosima Schultz-Gerstein war, die nicht nur durch eine hohe Abfangquote überzeugte, sondern auch den Ball meist klug verteilte.

Der erste Konterangriff, den die Hanseatinnen nach 16 Minuten starteten, brachte ihnen fast das 1:0. Heinlein trieb den Ball energisch durchs Mittelfeld, ihr Querspiel wurde von Kauschke direkt in den Kreis weitergeleitet, wo Ludlei mit einer weiteren Direktabnahme Nationaltorhüterin Yvonne Frank prüfte. Im Gegenzug stocherte Abel wenige Meter vor dem Hamburger Kasten nach Stöckel-Vorarbeit knapp am Ball vorbei.

Kölns „erste Luft“ war nach knapp 20 Minuten verpufft, Hamburg hatte sich inzwischen soweit gefangen, dass man den Gegner immer weiter weg vom eigenen Kreis drängen konnte und das Geschehen zumindest ausgeglichen gestaltete. „Nach der anfänglichen Angst ist das Selbstbewusstsein langsam zurückgekehrt“, so Alster-Kapitänin Carolin Jessel zur Gefühslage. Minutenlang passierte an beiden Kreisen gar nichts, beide Teams rieben sich im Grabenkrieg des Mittelfeldes auf.

Sekunden vor der Pausensirene holte Alster seine einzige Ecke des Tages. Der Ableger auf Kauschke – vor drei Jahren die Winner-Variante beim 1:0-Sieg im DM-Halbfinale über Köln – zischte gut einen Meter am Rot-Weiss-Gehäuse vorbei. Wesentlich dichter dran am Führungstor waren die Hamburgerinnen drei Minuten nach dem Seitenwechsel, als Böhmert nach einem hohen Pressschlag in den Kölnern Kreis freie Bahn hatte. Uneigennützig legte die nur in einigen Szenen ihre Klasse aufblitzen lassende BL-Torschützenkönigin aus halbrechter Position quer, wo jedoch Rebecca Landshut mit ihrem Reinrutschen in das Zuspiel kein Glück hatte. Später behinderten sich Jessel und Schweim im Kölner Kreis gegenseitig (46.). „Der Sturm ist auch mit Anneke Böhmert immer noch unser Manko“, musste Trainer George nicht nur angesichts solcher Situationen feststellen.

Kölns Leistungskurve zeigte immer mehr nach unten. „Wir haben in der zweiten Hälfte völlig den Faden verloren“, gestand Marion Rodewald ein. Tatsächlich klappten manchmal nicht einmal mehr die einfachsten Dinge. Zuspiele über fünf Meter verfehlten die Mitspielerin. „Ich weiß nicht, was da los war“, stöhnte Wolfgang Kluth angesichts der ziemlich missratenen Spielhälfte, die seiner Mannschaft nur noch eine einzige Torchance bot, als nach 52 Minuten endlich die erste Strafecke herausgeholt wurde. Die geplante Stechervariante über Hoyer nach Eidinger-Schuss ging ziemlich in die Hose. Auch Hamburg hatte trotz Phasen der Überlegenheit bis auf einen Vorstoß der als Rechtsverteidigerin sehr agilen englischen Nationalspielerin Rachel Walsh (63.) keine wirkliche Torszene mehr.

Die Verlängerung musste her. RW-Coach Kluth hatte seine Schützlinge mit energischen Worten („Ihr müsst jeden Zentimeter Gras fressen, Schönspielen gilt heute nicht“) in der kurzen Pause wachgerüttelt. Tatsächlich rissen die Rheinländerinnen das Geschehen wieder an sich, doch effektive Möglichkeiten blieben aus. Bis zur 82. Minute. Da hatte Rodewald mit einem nicht ganz flachen und von daher ob seiner Gefährlichkeit heftig umstrittenen Freischlag in den Kreis die zweite Kölner Ecke herausgeholt. Eidingers Schuss wurde von Torfrau Sina Trottenberg abgewehrt – unglücklicherweise aber genau vor die Füße von Hereingeberin Marion Rodewald, die sich diese Möglichkeit (Parallele zur BL-Partie, wo die Olympiasiegerin ebenfalls kurz vor Schluss per Eckenrebound das 1:0-Siegtor gegen Alster schoss) nicht entgehen ließ und aus kurzer Distanz zum Golden Goal einlochte.

Tor: 1:0 (82./E) Rodewald. E: 2/1. Z: 1200. SR: Heike Malina, Petra Müller (Offenbach, Bremen); unauffällig – bis auf die letztlich spielentscheidende Szene.

lim

1. BL Damen

 Samstag, 2. Juli
  » RWK - CadA  1:0 G.G. (0:0, 0:0)
  » BHC - RRK  2:1 G.G. (1:1, 1:1)
 Sonntag, 3. Juli
  » RWK - BHC  3:4 n.7m (1:1,1:1, 0:0)
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Statistik


 Tore
11'0:1D.Klecker (E)
22'1:1E.Hoffmann
82'2:1N.Keller (E)

 Ecken
BHC2 (1)
RRK4 (1)

 Schiedsrichter
Conen, Eilhardt
1000Zuschauer


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