Hupes Welt 05 - 4. April 2003 |
|||||||
Hockey? Die zwischenmenschliche Interaktion. So wie eine Regepfütze eine ergiebige Quelle für verschiedenste Lebensformen darstellt, so ist ein Regionalzug auch ein Paradies für Kommunikationsbeobachtungen. Ich steige also auf meinem Weg nach Fischhaus in Niederbayern in den Regionalexpress nach Plattling und frage im Wagen erst einmal, ob der Zug denn in meinem Zielbahnhof Landau hält. Die erste Zielperson weiß es nicht (Person eindeutig jünger als ich, also wird sie geduzt), die zweite versteht mich nicht und die dritte, die Freundin eines Soldaten (samt Soldat im Zug) gibt mir freundlich Auskunft. Setzen - auspacken des Schokocroissants und umherwerfen zielloser Blicke und Gedanken. Vier Jugendliche an der Grenze zur Metapubertät betreten die Szene und suchen für sich und ihren Ghettoblaster eine Bleibe. Piratenkopftuch, Zuhältersonnenbrille, Befehlstöne, reichlich gelatierte Frisuren und das Weglassen von Pronomen sind erste Eindrücke. Die Gruppe wundert sich, denn mit ihrem Erscheinen erhebt sich ein ziemlich älteres Ehepaar und entscheidet sich für das nächste Abteil. Auch eine alleinreisende Frau entfernt sich und es erscheinen fragende Gesichtsausdrücke auf den vier Geltubenköpfen. Man fragt sich gegenseitig warum die denn wohl gehen und der bis dahin schweigsame Soldat meldet sich - sichtlich genervt durch die Musik (Musik: war so mittelschlecht, aber auf keinen Fall aufgrund der Stilrichtung zu verurteilen) - „Wenn ihr die Kiste ausmacht, gehen die auch nicht.“ Nachfragen - Wiederholen. „Wo steht denn hier, daß wir keine Musik hören dürfen?“ „Na da können wir doch gleich den Schaffner fragen.“ - „Ich kann doch machen was ich will.“ Die Soldatenfreundin möchte ihren Kampfmann gerne zurückhalten - aber eine merkliche ständige Bewunderung für seine heroische Arbeit läßt sie verstummen. „Da verbringst du ein halbes Jahr in Bosnien und mußt dir dann hier so was gefallen lassen...“ Er guckt mich an und merkt, daß ich zugehört habe. Darauf sagt er beim Aufstehen gleich noch einmal „...kaum kommst von da....“ und verläßt mit Anhang den Waggon. Der Schaffner, ein bayerischer, fertigt den Waggon ab und sagt im Vorbeigehen: „Und machts ned zlaut!“. einfach. Die Vier schließen sich einer anderen Gruppe von trinkwütigen Mittdreißigern an, werden bald zum Exen animiert und fühlen sich wohl, die Musik wird ausgemacht. Was das alles mit Hockey zu tun hat? Ihr werdets erraten: Nix. Das kann einem mit dem Mannschaftssport im Rücken nicht passieren, so ein Glück! pfiatseich |
Ist die Welt überhaupt zu retten?
« (HistoryBack) Hupes Welt 2003
Hupe's WebTipp der Woche
Die Gnubbel-Homepage |
||||||
|