Grün
Nein, dieses ist kein Hilferuf an Dr. Michael. Auch wenn einige Erfahrung gestern dem Team ganz gut getan hätte. Wie geht man mit einer solch heftigen Niederlage um? Zunächst einmal Niedergeschlagenheit. Direkt nach dem Spiel nur hängende Köpfe. Selbst Spieler wie Till Kriwet und Eike Duckwitz, die wieder ein glänzendes Spiel gemacht haben, ließen sich nicht aufmuntern. Das braucht so einige Zeit. Auch nach dem Auslaufen noch eher gedrückte Stimmung. Da fehlt in einer so jungen Mannschaft dann auch noch der leader. So wie es Florian Kunz, Hupe oder der gerade in solchen Situationen wichtige Christoph Eimer sind, der dann mit zwei sarkastischen Hammern die Stimmung wendet. Vielleicht auch bei allen die Unsicherheit, was die Trainer sagen würden. Hupe nennt es Beschimpfung, die Video-Besprechung danach. Und sehr offen geht es auch zu. Bernhard Peters macht aus seinem Herzen bei dieser Gelegenheit (aber auch nach gewonnenen Spielen) keine Mördergrube. Aber Zweck der Übung ist ja nicht, die Spieler bloß zu stellen, sondern über die Video-Anschauung (ja, das ist ein Pleonasmus) Lehren zu ziehen.
Und gerade wenn das Team so grün ist (viel grüner als die diese Farbe tragenden Australier), gestern standen 250 deutschen Caps (so viel hat der Michael Green allein) deren 1250 bei den Aussies gegenüber (heute gegen die Pakis werden es deren 1750 und am Samstag gegen die Holländer genau so viele sein). Wer hier die richtigen Lehren zieht, dem wird sich spätestens nach den Olympischen Spielen eine Perspektive eröffnen. Und der hat dann schon einige Erfahrungen auf dem Buckel.
Wo ist für Euch der Unterschied zwischen dem bisher von Euch gespielten Hockey und dem, das Ihr hier bei der Champions Trophy kennen lernt, fragte ich einige Spieler: „Die Geschwindigkeit, die Härte, die technische Sicherheit der Gegner, das sind schon krasse Unterschiede. Und dazu diese tolle, aber auch beeindruckende Atmosphäre“, die Analyse des hier sehr gut mithaltenden Stürmers Benedikt „Sperber“ Sperling (der bisherige Stuttgarter musste aufgrund der für Studiumbeginner sehr unglücklichen Wechselbestimmungen auf die Deutsche Endrunde verzichten und spielt ab sofort für den MSC München. Anderenfalls hätte er im kommenden Frühjahr gar nicht spielen können). Oliver Markowsky fasst es in zwei Wörtern zusammen: „Das Tempo, die Professionalität.“ Max Jesse, der Mittelfeldspieler von den Zehlendorfer Wespen: „Hier ist alles viel schneller und athletischer. Man ist jede Sekunde in der Gefahr, den Ball abzugeben. Man hat nicht eine Sekunde Ruhe.“ Auch Youngster Christoph Menke, gerade 18 geworden, sieht „alles `ne Nummer schneller. Viel mehr Laufarbeit, alles insgesamt anspruchsvoller. Das Ganze hat viel mehr Bedeutung.“ Körperlich sieht sich unser 4,5-Laktat-Mann Till Kriwet, der hier zum Überraschungsspieler der Mannschaft wurde, kaum mehr gefordert. „Der entscheidende Unterschied sind die Tempoanforderungen im Kopf. Man muss jede Sekunde hellwach sein.“
Und vorbereitet. So wurde gestern nach dem Erlebnis des Spiels auf dem Platz zumindest die erste Halbzeit noch einmal in alle Einzelteile zerlegt nacherlebt. Heute morgen steht die zweite Halbzeit an. Niemand ist mehr verzagt, sondern von Anfang an war unsere Zielrichtung das Spiel um den 5. Platz am Sonntag (vermutlich gegen Indien). Hoffen wir, dass die Mannschaft bis dahin die richtigen Lehren aus der Nachbearbeitung gezogen hat. Schon heute Abend kann sie das zeigen, grün wird es auf jeden Fall, die Pakis haben gar keine anderen Trikotfarben.
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Dr.Klaus Höcker
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