Tina Bachmann – Kämpfernatur mit Vorbildcharakter Hummeln im Hintern und Spaß am Krafttraining Noch nie hat ein deutsches Damenteam so intensiv eine Vorbereitung auf ein Weltturnier betrieben, wie der Kader von Bundestrainer Peter Lemmen für diese Weltmeisterschaft. Für Tina Bachmann gilt das schon fast im doppelten Sinne. Die Spielmacherin des Bundesligateams Club Raffelberg war nämlich noch bis zur Sommerpause wegen einer Knieoperation komplett außer Gefecht gesetzt. „Das war nach der Argentinien-Reise, als ich den Sprung in den A-Kader gerade erstmals geschafft zu haben glaubte, natürlich ein böser Rückschlag.“, sagt die 24-jährige in der Rückbetrachtung. Umso erstaunlicher, dass es der gebürtigen Mülheimerin so schnell gelungen ist, in Bundestrainer Peter Lemmens Plänen für die WM wieder Fuß zu fassen. „Man sagt ja 50 Prozent macht die OP aus, 50 Prozent die Rehabilitation. Da war es nur gut, dass mir Krafttraining so viel Spaß macht“, verrät Tina. „Aber ich hatte ja auch ein super Ziel vor Augen, auf das ich hinarbeiten konnte.“ Peter Lemmen weiß um die Qualitäten der ehrgeizigen Kämpferin nicht erst seit heute. Er war es, der die damals 17-Jährige 1995 von Uhlenhorst Mülheim zu den Raffelberger Damen nach Duisburg holte. Bereits mit 13 Jahren debütierte das Hockeytalent in der U16-Nationalmannschaft. Die Gene von Vater Gerd Bachmann ließen sich eben nicht verleugnen. Der heutige ehrenamtliche Vorstand Leistungssport des Deutschen Hockey-Bundes bestritt selbst 108 Länderspiele für Deutschland, holte unter anderem 1975 WM-Bronze in Kuala Lumpur. Um da mitzuhalten, muss die Tochter noch ein paar Jahre im Nationalteam bei der Stange bleiben. Ihr großes Ziel ist aber erst einmal Olympia 2004 in Athen. Bis dahin will Tina versuchen, ihr Studium abzuschließen. Zurzeit studiert sie in Köln im 9. Semester auf Grundschullehramt. „Wenn es mit dem Examen vorher klappt, wäre es toll, ich setze mich damit aber nicht unter Druck.“ Ihr Hauptfach im Studium ist selbstverständlich Sport. Mathe – „viel zu abstrakt“ – und Deutsch sind die Nebenfächer. Dazu kommen noch die Erziehungswissenschaften. Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse wird Tina Bachmann dann irgendwann unterrichten. Gefragt nach der Motivation, Lehrerin zu werden, sagt sie nachdenklich: „Es ist sicher weniger, dass ich selbst gern zur Schule gegangen wäre, sondern mehr das Vorhaben, es besser zu machen als meine Lehrer.“ Auch jetzt schon unterrichtet sie Kinder im Alter ihrer späteren Schüler – allerdings im Hockey. Die Knaben C und B des Club Raffelberg hören auf Tinas Kommandos und sind durchaus interessiert an der internationalen Karriere ihrer Übungsleiterin. „Da werde ich schon häufiger mal mit Ergebnissen konfrontiert“. Im Hinterkopf ist es bei ihr genau diese Trainertätigkeit, die sie eventuell als zweites Standbein bis Olympia auf sichere Füße stellen würde. Die B-Lizenz hat sie schon an der Sporthochschule Köln gemacht. Die A-Lizenz wäre der nächste große Schritt. Für Australien hat sich Tina, die privat zurzeit nicht in festen Händen ist, kein Urlaubssemester genommen. Daher kommt für sie eine Verlängerung des Australien-Trips für einen anschließenden Kurzurlaub auch nicht in Frage. Das Land hat sie allerdings auch schon einmal bereist. Im November/Dezember 1997, direkt nach dem Abitur, erkundete sie gemeinsam mit ihrer damaligen Raffelberger Mannschaftskameradin Inga Schmahl die australische Ostküste zwischen Melbourne und Cairns. Besonders die Mentalität der Australier, deren Relaxtheit, hat sie als erholsam empfunden. „Ich selbst bin ganz anders, habe ständig Hummeln im Hintern und muss auf Achse sein.“ Wer ständig zwischen Köln, Duisburg und Mülheim unterwegs ist, dem bleibt aber wohl auch keine andere Wahl. Die generelle Unrast und Einsatzbereitschaft in der rechten Defensive ist es auch, die Peter Lemmen so an Tina Bachmann schätzt. Die mit gerade mal 25 Einsätzen zu den Unerfahrensten zählende Nationalspielerin lässt sich auf dem Platz von niemandem die Butter vom Brot nehmen. „Es ist gerade international wichtig, sich Respekt zu verschaffen. Und ich habe da doch nichts zu verlieren“, sagt die 24-Jährige, die nichts mehr hasst, als auf dem Platz vorgeführt zu werden. „Wenn mir etwas nicht passt, dann halte ich dagegen und sage auch deutlich und offen meine Meinung. Das ist eine generelle Eigenschaft, die mir im alltäglichen Leben aber auch durchaus schon mal Scherereien einbringt.“ Ihr Trainer sieht’s hingegen gern: „Sie kann sich selbst immer 100-prozentig motivieren. Da ist sie vorbildlich“, lobt Lemmen. |
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