Denise Klecker – Olympia so oder so im Visier Über Trinkflschen-Benotung, 250 T-Shirts und eine versprochene Postkarte (dha) Denise Kleckers derzeitiger Traumjob erlaubt es ihr nicht nur, Leistungssport zu betreiben, sondern auch die Zukunft des Leistungssports mitzugestalten. Seit über einem Jahr arbeitet die 30-Jährige Abwehrchefin des Rüsselsheimer RK als Unternehmensberaterin für die „Frankfurt RheinMain 2012 GmbH“, die Frankfurts Präsentation als deutsche Olympia-Bewerberstadt für die Spiele in zehn Jahren organisiert. „Meine Kollegen im Büro haben mir extrem den Rücken freigehalten“, sagt Denise. „Ich konnte mich optimal auf die WM in Perth vorbereiten.“ Sollte der Zuschlag für die Olympiabewerbung nach Frankfurt gehen, wird auch das Engagement der Nationalspielerin fortgesetzt. Im anderen Fall ist die gebürtige Mainzerin für viele Richtungen offen. Eigentlich ist Denise Klecker Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik, absolvierte aber auch schon ein viermonatiges Praktikum bei der Deutschen Sport-Marketing GmbH, der exklusiven Vermarktungsfirma des NOK und der Stiftung Deutsche Sporthilfe sowie eine halbjährige Weiterbildung an der Steuer- und Wirtschaftsakademie. „Dass ich noch mal zur Pädagogik zurückkehre, sehe ich zurzeit noch nicht. Meine berufliche Herausforderung im Bereich der Wirtschaft zu suchen, interessiert mich da viel stärker.“ Wenn die Gesundheit und die beruflichen Voraussetzungen passen, dann kann sie sich vorstellen, noch bis zu Olympischen Spielen in Athen 2004 anzugreifen. Die Teilnahme an den letzten Spiele in Sydney hatte sich Denise hart erarbeitet. Als Reaktion darauf, dass sie vor den Spielen 1996 in Atlanta kurzfristig aus dem Kader gestrichen wurde, hatte sie sich nach dem Studienabschluss im Herbst 1999 neun Monate freigenommen, um sich für ihr Ticket nach Australien so intensiv wie möglich vorzubereiten. Es hat sich ausgezahlt. Die bittere Erfahrung habe sie geprägt, meint Klecker. „Ich denke sogar, dass Spielerinnen, die solche persönlichen Niederlagen nicht erlebt haben, um eine wichtige Erfahrung ärmer sind.“ Im jetzigen WM-Kader sind einige Kolleginnen, die ähnliche Erlebnisse in ihrer Hockeykarriere hatten. Vielleicht sei die Mannschaft, in der so starke Einzelpersonen wie Britta Becker oder Katrin Kauschke im Vergleich zu Sydney fehlten, dadurch ein bisschen hungriger auf den Erfolg. Gespannt ist Denise erst einmal auf eine besondere Bewertung. Wolfgang Kluth, Co-Trainer von Bundestrainer Peter Lemmen, pflegt die Trinkflasche zu benoten, die Denise für jedes großes Turnier neu beklebt. „Die Benotung ist aber nie fair“, sagt die Strafeckenschützin des Nationalteams und lacht. Kreative Arbeiten gehören generell zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. An erster Stelle steht aber der Sport. Keine Sportart ist dabei vor ihr „sicher“. So testete sie schon viele Disziplinen des Olympischen Programms, vom Trampolinspringen bis hin zum Boxtraining. Eigentlich hatte die kleine Denise in ihrer Heimatstadt Mainz Fußballspielen wollen, fand aber keinen passenden Verein dafür. Statt dessen kam die damals Neunjährige über ihren Klassenlehrer zum Schulhockey-Training der damaligen DHB-Damenwartin Ulrike Diehl und dort auf den Geschmack. Das spontane Versprechen an Lehrer Specht, nach dem ersten A-Länderspiel eine Postkarte zu schicken, hielt sie 1994, 13 Jahre später, tatsächlich. Bis 1989 spielte Denise Klecker für den TSV Schott Mainz, dann folgte der Wechsel zum Rüsselsheimer RK in die Bundesliga, dem sie nun schon 13 Jahre treu ist. Die Mainzer Fastnacht ist dennoch bis heute Pflicht – wenn möglich immer an der gleichen Stelle während des Rosenmontagszuges. Übrigens zog die Kapitänin des RRK auch erst in diesem Jahr mit Sack und Pack von Mainz nach Rüsselsheim um. Dort bildet sie jetzt mit ihrer besten Freundin und Co-Kapitänin, der österreichischen Nationalspielerin Irene Balek, eine Wohngemeinschaft. „Auch deshalb, weil sie sich mit Österreich dafür qualifiziert hat, ist für mich die Hallen-WM in Leipzig ein ganz großes und wichtiges Ziel. Wenn ich nicht dort spielen dürfte, müsste ich kommen und auf der Tribüne für Österreich schreien“, scherzt die 30-Jährige, die sich selbst einen T-Shirt-Tick (über 250 Stück trotz jährlicher Reduzierung um 50 Stück) attestiert. In der Pflege ihres Freundeskreises sieht Denise eine ganz wichtige Aufgabe. Der ist es wohl auch zu Verdanken, dass sie mit dem Ex-Freund, zu dem nach wie vor ein gutes Verhältnis besteht, und zwei Freunden aus Südafrika drei persönliche Fans in Perth am Spielfeldrand stehen hat, die nur ihretwegen kommen. Auch die Familie hat ihren festen Anteil am Leben. Vater Peter, der gemeinsam mit Denise vor 20 Jahren Anfing bei Schott Mainz Elternhockey zu spielen und heute mit viel Einsatz eine D-Mädchen-Mannschaft trainiert, und Mutter Brigitte gehören zu den zuverlässigsten Zuschauern im Bundesliga-Alltag. In allen Höhen und Tiefen ihrer Hockeykarriere standen ihre Eltern immer hinter ihr. Vor 15 Monaten ist Felix, der kleine Sohn von Denises drei Jahre älterer Schwester Anja, dazugekommen. Wobei nicht ganz klar ist, ob die Tante nicht ein viel größerer Fan des Neffen ist, als umgekehrt. Beim sonntäglichen Brunch im Hause Klecker/Balek, mit Schwager Raimund, der übrigens der Bruder von RRK-Teamkollegin Sybille Breivogel ist, und Klein-Felix, schwingt der Junior in der Küche zumindest schon verdächtig talentiert den Hockeystock. |
Abschied vom Alltag Hallo Australien |
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