Silke Müller – Kämpfernatur mit guter Laune-Garantie
Über spanische Verwandte und einen Sofa-Talk mit Johannes B.
Kerner
Silke Müller ist in Hockeykreisen bekannt als Garant
für gute Laune. Die kleine kampfstarke Mittelfeldspielerin vom Bundesligisten
Rüsselsheimer RK ist immer für einen Spaß zu haben. Da liegt es nah, dass die Tochter einer
spanischen Mutter ("von ihr habe ich das Temperament geerbt") und
eines deutschen Vaters in einem Beruf tätig ist, in dem sie ihre Fröhlichkeit
einsetzen kann.
An der Sportschule und
Bildungsstätte des Landessportbundes Hessen in Frankfurt
ist sie als Rezeptionistin tätig. Zuvor hatte sie in dieser Einrichtung,
mit Hotelbetrieb, Trainings-, Tagungs- sowie Veranstaltungsbereich in
zweieinhalb Jahren ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert. Bereits 1999
nach dem Abitur machte Silke dort ein halbjähriges Praktikum, bevor sie für
sechs Monate in das Heimatland ihrer Mutter ging. "Für einen
Leistungssportler gibt es eigentlich keinen idealeren Arbeitgeber", meint
Silke und zeigt sich sehr dankbar
für die große Unterstützung: "Ich bekomme für alle
Lehrgänge und Länderspiele frei. Das wäre in einem normalen Hotelbetrieb nicht
möglich."
Die Sportschule wird durchaus nicht nur von Sportlern als Unterkunft genutzt.
Aber durch die besonderen Trainingsmöglichkeiten, die es dort gibt, gehören
auch bekannte Sportler - wie Tischtennis-Ass Timo Boll oder die deutsche
Volleyball-Nationalmannschaft - zu den Gästen, mit denen Silke gelegentlich zu tun hat. Den Hockeystock
schwingt sie schon seit ihrem sechsten Lebensjahr. Vater Dieter, selbst einst Fußballer und
ihre „máma“ Begona unterstützen seitdem den Einsatz der Tochter für den
Mannschaftssport nach allen Kräften.
Erst 2001 wechselte die 23-jährige, die einen Tag vor dem WM-Eröffnungsspiel
gegen Russland ihren 24. Geburtstag feiert, von ihrem Heimat-Club Eintracht
Frankfurt nach Rüsselsheim. Bereut hat sie diesen Schritt bislang nicht, denn
gleich im ersten Jahr wurde sie mit dem neuen Team deutsche Feld- und Hallenmeisterin
sowie Hallen-Europapokalsiegerin der Landesmeister.
Mit 15 Jahren holte sie der jetzige Damen-Bundestrainer Peter Lemmen in seine
U16-Nationalmannschaft. Danach durchlief sie die Teams bis inklusive der U21
lückenlos. Dann aber klappte es mit dem Schritt in den Damenkader nicht gleich.
Vor Olympia 2000 in Sydney gehörte sie zwar zu Berti Rauths EM-Kader, für den er
aber fast alle
Stammspielerinnen zu Hause ließ. Deshalb hätte sie noch vor einem Jahr jeden
für verrückt erklärt, der ihr eine Teilnahme an der WM vorausgesagt hätte.
"Da hatte ich zwei Jahre gar nicht international gespielt und gerade erst
wieder den Anschluss gefunden."
Die Vorfreude auf Australien und die WM war riesig. Besonders auf die Menschen
dort ist Silke gespannt. Kurios für eine Sportlerin mit spanischem Blut - die
Hitze ist nicht unbedingt willkommen, sondern stört beim Sport eher.
Doch die inzwischen 28-fache Nationalspielerin fühlt sich fit. Das
intensive Athletiktraining hat nicht nur enorm Puste gebracht, sondern auch
dazu geführt, dass die frühere Anfälligkeit für Zerrungen geringer geworden.
"Klar, schwere Beine hat man irgendwann im Match immer. Aber inzwischen
kommen die meistens erst viel später."
Freund Marcus Pinto Curiel, mit dem die temperamentvolle Hessin seit rund 18
Monaten zusammen ist, ist stolz auf die sportlichen Erfolge seiner Freundin. Von dem Friseur,
der selbst Fußball spielt, hat sie auch den Stoffhund "Jean Luc"
bekommen, der sie neben zahlreichen anderen Glücksbringern bei allen Spielen
begleitet. Die Frankfurterin hofft, dass es für sie auch zur Qualifikation für
Athen 2004 reichen wird, doch bis
dahin sei noch viel zu tun.
Bis dahin hat sie sich auch beruflich noch einiges vorgenommen. Ich
möchte mich irgendwann noch weiterentwickeln, sagt die Nationalspielerin,
die vier Sprachen spricht. "Es ist allerdings noch nichts
ausgegoren. Interesse hätte sie am Bereich Fernsehen. Doch auch ihr
Showtalent würde Silke zu gern mal richtig erproben. Liebend gern und zur
Freude ihrer Mitspielerinnen, macht sie Leute und Dialekte nach. Und als Ricky
auf Rickys Pop-Sofa hat sie auf der Meisterschaftsfeier des
Rüsselsheimer RK im März sogar schon mal mit einem echten Prominenten getalkt -
Johannes B. Kerner, Ehemann von Mannschaftskameradin Britta Becker, machte den
Spaß gern mit.
"So etwas professionell zu machen, wäre ein Traum von mir, der mir im
Hinterkopf rumspukt, dem ich aber noch nie ernsthaft nachgegangen bin."
Doch Träume hat Silke noch ein paar mehr. So würde sie zu gern mal Flamenco lernen -
bislang fehlte dafür aber die
Zeit. Die spanische Kultur fasziniert sie. Ihre Verwandten - Großeltern, Onkel,
Tanten, Cousins und Cousinen - in Madrid hat sie jetzt aber schon eine ganze
Weile nicht besuchen können. "Deshalb freue ich mich
um so mehr, dass das jetzt über Weihnachten endlich mal wieder
klappt."
| |
« AKTUELLES
Abschied vom Alltag
Heike Lätzsch
Tina Bachmann
Franziska Gude
Denise Klecker
Marion Rodewald
Silke Müller
Hallo Australien
Birgit Beyer
Anneke Böhmert
Julia Boie
Melanie Cremer
Natascha Keller
Nina Kramer
Badri Latif
Britta von Livonius
Nadine Ernsting-Krienke
Fanny Rinne
Janina Totzke
Louisa Walter
Peter Lemmen
|