Fanny Rinne – voller Fokus auf die WM "PowerGirl" mit geteiltem Lebensmittelpunkt und viel Verantwortung Sie ist einer der wichtigsten Leistungsträger im deutschen WM-Team, gehört aber dem Geburtsdatum in ihrem Pass nach zu den drei Jüngsten. Fanny Rinne gilt als eines der Ausnahmetalente im deutschen Hockey. Ihr Debüt im A-Kader liegt schon vier Jahre zurück. Mit 18 Lenzen gab sie ihren Einstand in der Nationalmannschaft und war auch schon bei Olympia 2000 in Sydney eine feste Größe. Doch noch nie war die heute 22-Jährige so wichtig wie im Spielkonzept vom neuen Bundestrainer Peter Lemmen. Fanny ist eine der wichtigsten Anspielpositionen im Spiel nach vorn, bekommt oft als erste den Ball aus der Abwehr in den Schläger gespielt und versucht dann mit ihrer guten, stabilen Technik, den Angriff einzusetzen. „Wenn ich mich wohlfühle, dann übernehme ich gern Verantwortung“, sagt die blonde Mannheimerin, die diese Rolle auch in der Bundesliga für den TSV Mannheim ausfüllt. Als Sportstudentin weiß sie, dass die Athletik eine große Rolle spielt: „Wir sind durch die vielen Maßnahmen im Athletikbereich fitter, und damit klappen auch die anderen Sachen auf dem Platz besser.“ Sie sieht die positive Entwicklung des neuformierten Nationalteams als langen Prozess. „Das Turnier Anfang des Jahres in Japan und auch danach noch das Match gegen Holland in Breda waren der Tiefpunkt. Wir wussten, es muss und wird sich irgendwann ändern. Jetzt haben wir mit Argentinien und den Niederlanden in kurzer Zeit zwei absolute Weltklasseteams geschlagen. Jetzt ist das Gefühl da, dass wir es schaffen können.“ Allerdings, schränkt die 87-fache Nationalspielerin sofort ein, werde man in Perth nur erfolgreich sein, wenn alle dran ziehen. Dass der Kopf dabei eine wichtige Rolle spielt, hat Fanny erkannt. Deshalb hat sie extra für die WM ein Urlaubssemester eingelegt. „Vorher habe ich immer beides parallel unter einen Hut zu bringen versucht – Hockey und Studium – und dann kann man vom Kopf her einfach nicht immer ganz dabei sein.“ Seit 2000 studiert sie in Heidelberg Sport, mit den Nebenfächern Pädagogik sowie Rehabilitation und Prävention im Sport. Dafür hat Fanny ihren Lebensmittelpunkt aufgeteilt und nimmt täglich zwei 20-minütige Autofahrten in Kauf. Sie hat die schöne, alte Studentenstadt lieben gelernt, auch dort einen Freundeskreis aufgebaut. Dennoch spielen sich Sport und Privatleben weiter in ihrer Geburtstadt ab, der sie seit 22 Jahren die Treue hält. Zwar lebt sie seit Mai 2000 nicht mehr bei den Eltern, bezeichnet sich aber selbst weiter als Familienmensch. Die Eltern kommen zwar selbst nicht aus dem Hockey, haben sich aber vom Hockeyvirus ihrer Kinder infizieren lassen. Fannys sechs Jahre älterer Bruder Moritz studiert inzwischen in Braunschweig und spielt dort beim BTHC. Schwester Katja, 27, hat auch kurzzeitig den Krummstock geschwungen. So kam Vater Gerwin irgendwann zum Posten des Torwarts im Elternhockey, Mutter Annette war lange Betreuerin. Beide waren mit in Sydney, als die Tochter mit 20 Jahren in Sydney Olympionikin wurde. Privat ist Fanny schon seit ein paar Jahren an einen Mann vergeben, der mindestens ebenso „hockeyverrückt“ ist wie sie selbst. Markus Weise, seit zwei Monaten als Nachfolger von Heino Knuf neuer Bundestrainer der deutschen Juniorinnen, wird ebenfalls in Perth dabei sein – als Spielbeobachter und zweiter Co-Trainer von Peter Lemmen. Inzwischen habe sie sich daran gewöhnt, dass der Lebensgefährte ständig dabei sei, wenn sie Hockey spielt. In der Bundesliga ist der 17 Jahre ältere Weise schließlich auch der Trainer der TSV-Damen. „Er ist sicher mein größter Kritiker, aber ich frage ihn auch ganz bewusst und die Kritik ist eigentlich immer konstruktiv.“ Das Urlaubssemester erlaubt es Fanny Rinne nun auch erstmals, nach der WM sich noch zehn Tage in Australien Urlaub zu gönnen. Auf ihre Rundfrage, wer noch Lust dazu hätte, den Rückflug nach hinten zu verschieben, meldeten sich Anneke Böhmert, Julia Boie und Nina Kramer. „Die Gruppe ist ganz zufällig entstanden, aber das wird mit Sicherheit nett. Ich habe seit meinem 15. Lebensjahr auf Reisen mit den unterschiedlichen Nationalmannschaften so viele Hockeyplätze und Flughäfen gesehen. Jetzt passt es endlich mal, dass ich mir Australien ein bisschen näher anschauen kann.“ Es ist die Homogenität, die dieses Team von den bisherigen unterscheidet, meint Fanny. Der Schachzug des Betreuerteams, dass es zu jedem Lehrgang neue Zimmerbelegungen gab, habe einen gezwungen, sich mit jedem im Team mal zu befassen. Für die WM war es freigestellt und da hat sich Fanny mit Janina Totzke, dem „Küken des Teams“ zusammengefunden. Beide teilten sich schon bei der Juniorinnen-Weltmeisterschaft 2001 in Chile das Zimmer. In einem Punkt hat Fanny Rinne eine definitive Sonderstellung in der Nationalmannschaft. Sie ist die einzige, die einen persönlichen Sponsor hat. Von der EWR, einem regionalen Energieversorger, wird die Hockey-Nationalspielerin seit zwei Jahren als „PowerGirl“ für Projekte und Werbeaktivitäten eingesetzt – eine Vertragsverlängerung ist schon unter Dach und Fach. „Das ist eine gute Zusammenarbeit“, sagt Fanny. „Ich habe für die EWR so schon mal eine Eishalle eingeweiht, bei einem Inliner-Lauf mitgemacht – immer im Rahmen dessen, was ich zu leisten im Stande bin.“ |
Abschied vom Alltag Hallo Australien |
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