Badri Latif: fit in Hockey- und Operationstechniken Warum "Jugend musiziert" ein Talent durch einen Kindergeburtstag verlor Eigentlich hätte Badri Latif im März an der Freien Universität Berlin ihr 2. Staatsexamen machen und danach ihr Medizinstudium mit dem Praktischen Jahr fortsetzen können. Doch die 25-Jährige hat diesen Schritt auf August verschoben. „Ich möchte diese WM mit dem ganzen Drumherum genießen können, habe mir sozusagen einen Aufschub gegönnt.“ Dennoch absolviert sie in diesem zehnten Semester ihre letzten zwei Kurse, die am 11. Dezember, einen Tag nach Wiederankunft in Deutschland, beginnen. Als Fachrichtung für den späteren Beruf liegen im Moment Orthopädie und Sportmedizin ganz vorn, sie würde gern auch operativ tätig sein. „Das würde mir, denke ich, am meisten Spaß machen, denn da wäre die Chance groß, viel mit Sportlern zu tun zu haben“, verrät Badri. „Ich habe um mich herum ja inzwischen viel mitbekommen, was es da an Verletzungen so gibt.“ Die gebürtige Berlinerin, die für den BHC in der Bundesliga eine unverzichtbare Leistungsträgerin ist, hat sogar schon ein Thema für ihre Doktorarbeit. Betreut wird sie dabei von BHC-Mannschaftsarzt, Dr. Michael Lehnert, in dessen Belegklinik und Praxis Badri auch schon ein Praktikum absolvierte. Es geht um eine endoskopische Operationstechnik in der Handchirurgie. „Ich bin da schon ein bisschen dran und hatte mir auch Material mit auf die Länderspielreise nach Südamerika genommen, aber eigentlich ist für die Doktorarbeit ja noch ein bisschen Zeit.“ Im Kopf spukt bei der Nationalspielerin auch ein zwischenzeitliches Engagement außerhalb Berlins herum, aber konkret hat sie das noch nie angepackt. Ein Ziel wäre dann bevorzugt Hamburg, weil dort ihr Freund Oliver Pauls lebt, mit dem sie schon seit viereinhalb Jahren eine Long-Distance-Beziehung führt. Der IT-Systemkaufmann spielt selbst Hockey für den Großflottbeker THGC, inzwischen aber nicht mehr in der 2. Bundesligamannschaft. „Ich bin zurzeit sicher häufiger in Hamburg als er in Berlin, aber er ist eben auch voll berufstätig, so dass mir es als Studentin leichter fällt.“ Die WM in Perth ist das erste große Weltturnier der inzwischen 58-fachen Nationalspielerin, die unter Peter Lemmens Vorgänger Berti Rauth sowohl vor der letzten Weltmeisterschaft als auch vor den Olympischen Spielen in Sydney bei der endgültigen Nominierung aus dem Kader gestrichen wurde. Und auch diesmal hätte es beinahe nicht geklappt, denn Badri laborierte lange an einer Innenbanddehnung im Knie. Doch mit Hilfe der physiotherapeutischen und ärztlichen Abteilung wurde sie rechtzeitig fit. Badri Latif hat sich für Australien viel vorgenommen: „Ich will zeigen, dass ich es verdient habe, dabei zu sein. “Das enorm intensive Athletiktraining dieser WM-Vorbereitung hat ihr immer schon technisch und spieltaktisch herausragendes Können um eine wichtige Komponente bereichert. „Mein Umfeld nimmt das viel mehr war, ich selbst gar nicht so.“ Schon früh wurde das außergewöhnliche Talent entdeckt. Mit Natascha Keller ging Badri in den Kindergarten. Deren Vater, Hockey-Olympiasieger Carsten Keller (Gold in München 1972), fiel das Ballgefühl der Vierjährigen beim Fußballspielen auf einem Kindergeburtstag auf. Er überredete Mutter Beate und Vater Behrouz, einen gebürtigen Iraner, die Tochter zum Kleinkinder-Training in den BHC zu schicken. Alle Jugend-Nationalmannschaften des Deutschen Hockey-Bundes hat die elegante Technikerin später durchlaufen. Doch auch im Tennis machte sie eine gute Figur, bekam sogar Verbandstraining, bevor sie sich gänzlich für den Hockeysport entschied. Auch das musische Talent wurde für den Leistungssport zurückgestellt. Immerhin war Badri als Zehnjährige mit der Blockflöte Berliner Landessiegerin von „Jugend musiziert“. „Die Flötenlehrerin meinte damals, ich sollte mit dem Hockey aufhören, weil sie Angst hatte, dass ich etwas auf die Finger bekomme. Da habe ich dann lieber mit dem Flötespielen aufgehört.“ Und Badri hat es bis heute nicht bereut, dass sie sich für den Sport entschied. So schlägt die Medizinstudentin zwei Fliegen mit einer Klappe, denn Verreisen ist eine ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen. Von Australien hat sie zum Beispiel durch Einsätze bei Champions Trophys schon Brisbane, Sydney und Adelaide gesehen. Perth lernt sie nun gemeinsam mit Mutter Beate kennen. Die langjährige Betreuerin der Berliner Bundesligadamen begleitet das Nationalteam als Fan nach „down under“. Sehr gern würde Badri Latif auch mal das Heimatland ihres Vaters bereisen. „Er ist selbst überhaupt nicht religiös und rät mir davon ab, weil ich dort einerseits nur mit Kopftuch reisen dürfte und es andererseits zurzeit nicht sicher genug ist. Aber irgendwann kann ich das hoffentlich mal nachholen.“ Dennoch sind warme Regionen das bevorzugte Urlaubsziel. Eine Tante in Kalifornien war schon Anlaufstation, und das nächste Ziel steht mit Italien auch schon fest – nach Australien, versteht sich! |
Abschied vom Alltag Hallo Australien |
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