Viele Talente schlummern in Nina Kramer Von der Bioenergetik des Pansenbakteriums und anderen Leidenschaften Sie gehört zu den neuen Gesichtern im deutschen Nationalteam. Nina Kramer, vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt, gehört zu den internationalen Entdeckungen dieses Jahres. Noch sieht sich die Angreiferin und Mittelfeldspielerin selbst als wenig dominante Spielerin in der Nationalelf. „Aber als Neuling in solch einer Mannschaft stellt man sich nicht von selbst in den Vordergrund.“ Doch stille Wasser sind ja bekanntlich tief – und im Falle von Nina Kramer extrem tief. Die gebürtige Frankfurterin ist mit ihren gerade mal 24 Jahren bereits Diplom-Biologin. Das Thema ihrer Diplomarbeit: „Die membranständige Sulfid-Dehydrogenase von Wollinella succinogenes“. Vereinfacht gesagt: Es geht um den Energiestoffwechsel des Pansenbakteriums. Die Autorin selbst reagiert allerdings mit Verblüffung, wenn jemand anderes außer ihr dieses Thema spannend findet. Im Entwickeln von Software, die das Knacken genetischer Codes und damit die Entschlüsselung des Lebens von Mensch und Tier erleichtern sollen, sieht Nina Kramer ihre berufliche Zukunft. Im Wintersemester beginnt sie mit einem Aufbaustudium der Bioinformatik. Dann wird es sie vom elterlichen Heim in „Mainhattan“ in die Bundeshauptstadt Berlin ziehen. „Drei Semester dauert dieses Aufbaustudium. Bioinformatiker werden händeringend gesucht, deshalb verspreche ich mir viel davon.“ Allerdings denkt sie dabei eher an die freie Wirtschaft, denn an die wissenschaftliche Forschung. Zu gern würde sie nach Abschluss der Ausbildung im Ausland Station machen. Fremde Länder sind ein Faible der hochgewachsenen Hockeyspielerin, die auf dem Platz eine sehr elegante Erscheinung abgibt. Deshalb steht auch schon die Entscheidung, gemeinsam mit Fanny Rinne, Anneke Böhmert und Julia Boie nach der WM noch eine Woche Urlaub in Australien dranzuhängen, um die Gegend um Perth genauer zu erkunden. Ihre sportliche Vielseitigkeit hat Nina, die in ihrer Kindheit und Jugend auch drei Jahre Ballett tanzte, Tennis und Golf spielte, zugunsten des Hockeys stark eingeschränkt. Die Vielfalt ihrer intellektuellen Interessen leidet nur bedingt unter der Dominanz des Leistungssports. Sie bezeichnet sich selbst als Leseratte, wobei von Belletristik bis zu griechischen Klassikern wie Homer alles seine Zeit findet. Nach Australien begleiten die Frankfurterin zwei Bücher: „Der geteilte Himmel“ von Christa Wolf und „The Songlines“ des australischen Autors Bruce Chatwin, das von der Kultur der Aborigines und den Pfaden durch das Outback handelt. In „down under“ will sich Nina zudem mit englischsprachiger Literatur eindecken, um der Sprache noch ein bisschen näher zu kommen. Das Theater gehört bei der 24-Jährigen ebenso zur Freizeitgestaltung wie der Besuch der Oper. Ein bis zwei Mal im Monat versucht sie sich die Freiräume dafür zu schaffen. Zuletzt war es „The Importance of Being Earnest“ von Oscar Wilde, das sie im English Theater in Frankfurt begeistert hat. Vor allem sind es die klassischen Inszenierungen, die es Nina Kramer angetan haben. „Die Opernaufführungen in Frankfurt sind leider in der Regel zu modern“, sagt die Liebhaberin von Verdi-Opern, die selbst früher Klavier und Querflöte gespielt hat. Der Mann ihres Herzens und an ihrer Seite ist – wie könnte es bei dem sportlichen Engagement anders sein – ein Hockeyspieler. Fabian Stambrau gehört zum Bundesligakader des Frankfurter Stadtrivalen SaFo und ist ein Jahr älter als die Nationalspielerin. Seinen 26. Geburtstag wird er allerdings ohne seine Freundin feiern, denn am 3. Dezember trifft Nina mit den deutschen Damen in Perth auf China – eines der wohl schwersten Spiele der WM-Vorrunde. Selbst hatte Nina zwar gehofft, dass sie am Ende zu den 18 Spielerinnen gehören würde, die für Deutschland zur 10. Weltmeisterschaft fahren, aber nicht unbedingt mit einer reellen Chance gerechnet. Der Aufwand, den sie - wie alle anderen - betreiben musste, um athletisch den Anschluss an die Weltelite zu bekommen, ist ihr nicht allzu schwer gefallen. „Es macht mir Spaß, mich ab und zu richtig zu quälen, allerdings brauche ich dabei jemanden, der mich antreibt.“ Am Team, mit dem sie bei der WM so weit wie möglich kommen möchte, gefällt Nina vor allem die Ausgeglichenheit. „Es gibt keine typische Grüppchenbildung. Man kann mit allen gleich gut zurechtkommen.“ |
Abschied vom Alltag Hallo Australien |
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