Nadine Ernsting-Krienke – Deutschlands Rekord-Nationalspielerin

Über den optimalen Beruf und die Liebe zur Insel Sylt

Nadine Ernsting-Krienke: Hallo, Australien! (Bild dha)

247 Länderspiele bedeuten deutschen Rekord, doch mit dieser Anzahl an internationalen Berufungen will sich  Nadine Ernsting-Krienke noch lange nicht zufrieden geben. Die schnelle Stürmerin des Bundesligisten Eintracht Braunschweig, die in der zurückliegenden Jahreshälfte ihre langjährige Weggefährtin im Nationalteam, Britta Becker, als Rekordnationalspielerin ablöste, hat im Hockeysport noch einiges vor. Die Anzahl der Länderspiele und „die Nummer Eins in der Rangliste“ bedeuten ihr dabei eigentlich wenig. „Ich weiß eigentlich nie genau, wie viele Länderspiele ich bereits absolviert habe“, gesteht die 28-Jährige, die es bis zum Start der Weltmeisterschaft 2002 auf eben diese 247 Einsätze im deutschen National-Trikot gebracht hat.

„Eine Mitspielerin hat mir irgendwann erzählt, dass ich jetzt bald Rekord-Nationalspielerin werde. Ich habe mich erschrocken, denn mir wurde da bewusst, wie lange ich nun schon dabei bin. Für die genaue Länderspielanzahl jedoch habe ich mich eigentlich nie wirklich interessiert.“

Für die Industriekauffrau aus Niedersachsen zählt momentan nur das bevorstehende WM- Turnier.

Um an dem Wettbewerb in Perth überhaupt teilnehmen zu können, hat Nadine auch in ihrer Ausbildung zwei ihrer herausragenden sportlichen Eigenschaften eingesetzt: Schnelligkeit und Zielstrebigkeit. Quasi im Sprint absolvierte sie bei der Volkswagen AG in Wolfsburg ihre Ausbildung zur Industriekauffrau. Statt nach vorgesehenen zweieinhalb Jahren legte sie bereits nach nur 24 Monaten die Prüfungen ab.

„Ich wollte unbedingt die Weltmeisterschaft mitspielen“, erklärt Nadine. „Ansonsten wären die regulären Prüfungstermine genau in die Turnierzeit gefallen.“

Die Sportförderung von VW unterstützt die Nationalspielerin weiterhin ideal: Nadine erhielt im Unternehmen einen festen Arbeitsplatz auf einer sogenannten Sportler-Kostenstelle.

Im VW-Fahrservice liegen ihre Aufgaben in der Disposition und Koordination der Dienstfahrzeuge für Geschäfts- und Privatkunden. „Ich bin irrsinnig froh, dass ich nun eine abgeschlossene Berufsausbildung habe und mir durch die Unterstützung der VW Sportförderung ermöglicht wird, weiter beinahe professionell Hockey zu spielen.“ Die Sportlerstelle bei VW beinhaltet Freistellungen für Trainings- und Wettkampfmassnahmen.

Eigentlich hatte sie nach den Olympischen Spielen in Sydney ihrer Berufsausbildung Vorrang einräumen und im internationalen Hockeygeschehen zunächst kürzertreten wollen. Aber der Reiz des schnellen Krummstockspiels war zu groß: “Ich konnte es einfach nicht sein lassen und zum Glück lief alles glatt!“

Die guten Erfahrungen, die sie heute bei ihrem Arbeitgeber macht, waren vorher im Studium gegenteilig gewesen. Kurioser Weise erhielt sie an der TU Braunschweig ihre Scheine für die Hockey-Einführungskurse nur mit Schwierigkeiten, weil sie ihre Anwesenheit in diesem Kurs nicht erfüllen konnte- sie vertrat zur gleichen Zeit Deutschland bei den Olympischen Spielen in Atlanta...

Um ihren Sport unter idealen Bedingungen ausüben zu können, verpflichtete sich NEK – das Kürzel ist in Nationalmannschaftskreisen allgegenwärtig – für zwei Jahre als Sportsoldatin bei der Bundeswehr. Dort war sie die erste und bislang einzige Frau mit der Disziplin Hockey. „In der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2000 bot mir die Bundeswehr optimale Trainingsbedingungen. Ich kann diese Einrichtung nur empfehlen, insbesondere jungen Spielerinnen, die unschlüssig sind, was sie beruflich machen wollen, und sich zunächst für den Leistungssport entscheiden.“

Im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Perth wurde im Nationalteam neben den gewohnten Hockeyeinheiten ein großer Schwerpunkt auf das Athletikprogramm gesetzt. In ihrer zehnjährigen Karriere im Nationalteam hat Nadine Ernsting-Krienke viele Vorbereitungen auf hochkarätige internationale Turniere erfahren und wenn jemand die Intensität des Athletikprogramms der deutschen Mannschaft gut beurteilen kann, dann sie:

„Ich weiß gar nicht mal, ob das Pensum insgesamt umfangreicher war als in den Jahren vor Sydney 2000. Aber wie Peter Lemmen das Athletiktraining- Kraft, Gymnastik, Ausdauer, Sprint- in den Lehrgängen integriert und mit unseren Fachleuten Sigi, Benno, Falk und Mücke organisiert hat, war super. Er hat auf den Lehrgängen kontinuierlich neben den Hockeyeinheiten Zeit dafür eingeplant, so dass man jetzt definitiv sagen kann: Die geschlossene Mannschaft hat gut gearbeitet und im Vergleich zu anderen Nationen haben wir mächtig aufgeholt. Da können wir nun mithalten!“

Besonders freut sich die erfahrene deutsche Hockeyspielerin über die „jungen Hüpfer“ im Team. „Die Youngster sorgen für frischen Wind in der Mannschaft und überzeugen mit ungehemmtem Spielwitz. So ein Spielertyp wie zum Beispiel Janina Totzke tut uns gut. Eine Verteidigerin, die zocken kann, hat man nicht so häufig. Und ich mag verspielte Leute.“ Von Nadine selbst wird gesagt, dass ihre Spielweise unberechenbar ist. Sie gibt unumwunden zu, dass sie selbst manchmal intuitiv entscheidet, was sie auf dem Platz von einer zur nächsten Sekunde macht.

Auch außerhalb des Hockeyfeldes gehen manchmal eben einfach die Flöhe mit ihr durch. NEKs Freund Roger Glamann kann damit sehr gut umgehen. „Er ist ein Typ, der erst einmal in Ruhe nachdenkt und dann handelt“, sagt Nadine über den 33-jährigen selbständigen Industriedesigner. „Wir harmonieren optimal.“ Kennengelernt haben sich die beiden im Sommer 2000 auf Sylt. Die Insel ist zu jeder Zeit des Jahres ihr Lieblingsreiseziel.

Zum Geburtstag hat Roger NEK- im Nationaltrikot mit der Rückennummer 5- ein besonderes Geschenk gemacht: eine eigene Website: www.nek5.de. Dort wird nicht nur die Sportlerin, sondern auch Hockey im Allgemeinen sowie dessen Lifestyle vorgestellt.

 

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