Mittwoch, 6. März 2002

Kribbelig...


...die langen Stunden vor dem Halbfinalspiel. Gut, dass wir nicht noch später dran sind. Australien - Niederlande erst um 21.35 Uhr (14.35 Uhr MEZ) - noch immer habe ich keinen gefunden, der mir den Fünf-Minuten-time-lag erklären kann.
Zeit totschlagen, Spannung aufbauen, ablenken. Die Mannschaft hat ihr tradiertes Programm. 8.30 Uhr Wecken, anschließend Morgenlauf, in einem künstlich angelegten Park, direkt unter den Petronas-Twin-Towers, 9.30 Uhr Frühstück. 11.00 Uhr Meeting des Teams "Ecken für", 11.30 Uhr Spielbesprechung I für alle, 12.15 Besprechung Team "Ecken gegen" . 12.30 Uhr Mittagessen, anschließend Mittagsruhe. Um 16.30 Uhr Spielbesprechung II, 17.30 Uhr Abfahrt zum Stadion.
So, der nüchterne Fahrplan. Zwischendurch Einstimmung. Manchmal motivieren auch Zeitungsberichte, so der heutige Trainer-Kommentar des koreanischen Gegners Kim, der über unseren frischgebackenen Welthockeyspieler urteilt: "Er ist ein exzellenter Spieler, aber zu langsam und leicht zu überwinden. Wir werden daraus Kapital schlagen und das Spiel gewinnen." Sicherlich werden die Koreaner alles geben und um ihr Leben kämpfen. Im Wortsinne. Denn die asiatischen Profis werden mit einem Punktesystem für internationale Erfolge belohnt und können sich mit einer Weltmeisterschaft eine lebenslange Rente erspielen. Für ein sorgloses Leben in der Zukunft.
Und ihnen gilt die Unterstützung aller asiatischen Teams als letzter Vertreter dieses im Hockey so erfolgreichen Kontinents hier unter den letzten Vier. Die Asiaten fühlen sich, das klingt gerade heute in den malayischen Zeitungskommentaren durch, von den anderen Nationen und der FIH benachteiligt. Das geht selbst zu solch blöden Schlüssen, dass das Kunstrasenhockey gegen die Interessen der Asiaten dominiert und die europäischen Fertigkeiten begünstige. Man fordert die FIH ernsthaft dazu auf, über unterschiedliche Weltmeisterschaften nachzudenken. Die Asiaten sollten von der FIH eine Naturrasen-WM fordern.
Ohnehin derzeit zumindest im Blätterwald ein Geplänkel zwischen der FIH und dem malayischen Verband. Nachdem FIH-Präsidentin Els van Breda-Vriesman die Eröffnungsfeier, die vor leerem Haus ablief, kritisiert hat, schlagen "nicht genannt werden wollende" malayische Funktionäre zurück und suchen der FIH am Zeug zu flicken. So u.a. damit, dass die FIH selbst die Präsentation der weltbesten Spieler 2001 vor der Presse im Hardrock-Café und nicht im Stadion durchgeführt habe. Aber welcher Spieler, der kurz danach heute das Semi-Finale zu bestreiten hätte, wäre denn dort zu einer solchen Ehrung gekommen.
So wurden die vier Spielerinnen und Spieler gestern Abend noch einmal beim offiziellen Turnierdinner im Kreise aller Turnierteilnehmer geehrt. Sicherlich das angemessene Forum. Sonst schweigen wir lieber über diese Veranstaltung, die sich endlos hinzog und deren Ende wir nicht mehr miterlebten. Nach drei Stunden und dem erst vierten Gang (wir waren noch bei den Vorspeisen) war Bettruhe angesagt. Für alle Mannschaften. Es war 23 Uhr und einige mussten bereits um 8 Uhr wieder spielen. 8.05 Uhr, Sie verstehen - oder eben nicht.

Zurück zu unserem Spiel heute Abend. "Alle Mann an Bord", gab Mannschaftsarzt Dr. Andreas Harlass-Neuking (so heißt der wirklich, unser "Ibu") heute Mittag ein medizinisches Bulletin heraus. Björn Michel kann spielen. Michael Hilgers, der hier heute Morgen aus Mönchengladbach eintraf, muß nicht ran. Er ist auch aus anderen Gründen hier. Er will das neue deutsche Hockeyzentrum, das im Rahmen der Olympiabewerbung der Rhein-Ruhr-Region in Mönchengladbach entstehen soll, vor dem FIH-Council präsentieren. Hier soll die WM 2006 stattfinden, um die sich der DHB bei der FIH beworben hat. Auch der DHB hatte hier vor ein paar Tagen schon eine Präsentation. Die Vergabe erfolgt aber erst im November 2002.

Zur Entspannung bekamen wir alle am gestrigen Abend vom Team Crone/Kunz als Drehbuchautoren, Hauptdarsteller und Regisseur unter Mitwirkung von Kameramann Werner Wiedersich ein besonderes Video vorgeführt. Wir sollten Begriffe erraten, die von den oskarverdächtigen Hauptdarstellern ergreifend dargestellt wurden und die mit der team-eigenen Begriffswelt zu tun hatten. Originalton Peters, sozusagen Ostwestfalen live. Solche einprägsamen Wortschöpfungen wie Eierfeile, Einbroten (Hupe und Flocke warfen Toastscheiben aufs leere Tor im großen Hauptstadion. Die Drehaufnahmen wurden unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu allerfrühester Morgenstunde heimlich gemacht.), Abladen, Rucksack, Heiße Zone, Kopfputzer, Rauskommen, etc wurden in bester Hollywood-Art dargestellt, so dass alle17 Begriffe sekundenschnell herausgefunden wurden. Auch in solchen Situationen sind hier alle ganz fix, geistig ganz rege, mental gut drauf. Es fehlte nur Bernies Lieblingsschimpfwort "Eierbär". Sie sehen, die Junx sind gerüstet. Das Kribbeln nimmt zu.
Erst einmal hat 1981/82 ein deutsches Team das Finale einer WM erreicht. Schiedsrichter heute Abend werden Raymond O'Connor aus Irland und Murray Grime aus Australien sein. Henrik Ehlers aus Dänemark blieb uns dieses Mal erspart. Er pfeift mit Santiago Deo aus Spanien das andere Halbfinalspiel.

Bleiben Sie uns verbunden,

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

 

« WM-Startseite


Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sport-liches und Außer-sportliches.



» Gut angekommen

» Baden gehen

» Ohne Stock und...

» KL-Notizen

» Unterstützung

» Es kribbelt!

» Tagesablauf

» Notizen, Teil 2

» Elektrisola-Welt

» Der Tag danach

» Zahlen-Spiele

» Cap für Schüti?

» Notizen, Teil 3

» Notizen, Teil 4

» Geheimnisse

» 2 Awards !!!

» Kribbelig

» Der Tag davor

» Schaun mer ma

» Letzte Meldungen

» NonStopFeiern

» Das Team

» Dank an...


2024 © VVIwww.HockeyPlatz.de