Aschenputtel
Es waren einmal junge Athleten, die beherrschten die Kunst, einen kleinen weißen Ball mit ihrem Zauberstab zum Torerfolg zu treiben, so meisterhaft, dass ihnen keine Gegner daheim mehr gewachsen waren. Sie zogen deshalb in die weite Welt hinaus und suchten den Wettstreit mit den besten Stockartisten der Welt. Doch wo sie auch hinkamen, sie beherrschten die edle Kunst des Stockballspiels, die sie Hockey nannten, besser als alle ihre Konkurrenten. Ob im fernen Ozeanien, bei den Magiern auf dem indischen Subkontinent, an der südlichsten Spitze Afrikas oder bei den ballsicheren und zielstrebigen Gauchos in Argentinien. Alle Meisterschaften, die die hohen Herren allüberall über die Welt auslobten, brachten sie heim ins deutsche Land, reich beschmückt mit Pokalen, Ehrenzeichen und Medaillen. Sie glaubten, auch daheim den Menschen ihre Kunst vorführen zu können, hofften auf Anerkennung, Würdigung, Respekt. Zumal sie nicht nur auf dem Schlachtfeld Sieger waren, sondern sich auch außerhalb durch ihr Tun, ihre zielstrebige Ausbildung auf vielen Feldern der Wissenschaft und Kunst Ansehen und Erfolg erobert hatten. Sie waren echte Rittersleute, Vorbild für die ihnen nacheifernden Kinder im Lande.
Aber als sie nach Hause kamen, hatte sich ihr Land sehr verändert. Es zählte nicht mehr die Liebe zu einer Sache, der ritterliche faire Wettkampf, das Engagement nur um der Sache selbst wegen, sondern andere wurden ihnen vorgezogen. Der Mammon regierte. Ihre Mutter, die allen ihren Kindern immer gleiche Aufmerksamkeit gewidmet hatte, war verschieden. Medienvater Klaus-Dieter hatte sich eine neue Frau, Stiefmutter Kristin, genommen. Sie luden alljährlich die vermeintlich besten Athleten des Landes zu einer Feier ein, wo die Besten der Besten noch einmal besonders gewürdigt wurden. Aber was mussten unsere Krummstabathleten in diesem Jahr feststellen, obwohl sie einen weiteren Weltmeister- und zwei Europameistertitel neben vielen anderen Siegen in diesem Jahr nach Hause gebracht hatten, erfolgreich waren wie kein zweites Team im Lande. Sie wurden gar nicht eingeladen. Sie sollten gleichsam die Linsen aus der Asche klauben. „Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Tröpfchen“. Während sie daheim ihrer Arbeit nachgehen mussten, ihrem Studium, ihrer Arbeit und am Wochenende den entscheidenden Spielen ihrer Heimmannschaften in ihrem Sport, waren die geliebten Kinder der Medienzaren zu einem festlichen Treffen in eines der vornehmsten Bäder des Landes geladen. Dort, in einem der erlesenen Hotels dieses Landes wurden die scheinbar größten Sporthelden dieses Landes, die Vorbilder für die Jugend herausgestellt. Darunter solche, die mit Drogen und Doping hervorgetreten waren, ja, nicht einmal gewonnen, sondern der Weltmeisterschaft gar fern geblieben waren. Oder solche, die für das dumpfe Umkreisen eines Rundkurses mit einem Auto Millionäre geworden waren, eingeladen und als Sieger gekürt. Ja selbst eine Mannschaft, die noch niemals eine Meisterschaft gewonnen hatte, derzeit in einer der sportlich schlechtesten Ligen der Welt nur auf dem vierten Platz liegt, wurde eingeladen und von den vermeintlichen weisen Beobachtern des Sports unseren Junx vorgezogen.
Wer sich des Märchens vom Aschenputtel erinnert, der weiß, dass es dort ein gutes Ende gibt. Doch wer ist der Prinz, der sich nicht von dem Zerrbild der Stiefmütter und ihrer missratenen Töchter blenden lässt. Der so lange nach dem passenden Fuß für den verlorenen Schuh sucht, bis er die wahren Athleten, die wirklichen Profis, die echten Vorbilder für unsere Jugend findet?
PS
...hier gibt es nur noch eins aus der Medienwelt dieser Woche hinzuzufügen. Es passt ins Bild. Die Süddeutsche Zeitung brachte immerhin mal einen Bericht über Hockey. Über die Doppelbelastungen unserer Athleten mit Halle- und Feldwettkampfsystem. Und führte auch Rot-Weiss München an, das vermeintlich am Wochenende um die playoff-Teilnahme kämpfe. Und zitierte den Bundestrainer, den es als Markus Weise ausmachte, der sich positiv zu den Auslandsaufenthalten seiner deutschen Spieler während der Hallensaison äußerte. Vergleichen Sie mal, was mit einem Journalisten passiert wäre, der Eintracht Frankfurt kurz vor Erreichen eines Champions-League-Platzes geortet und dazu Tine Theune-Meyer als sachverständigen Bundestrainer zugeordnet hätte.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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