Nr. 116 - 25. Mai 2004

   

Familientreffen



Gevatter Bernhard rief in der vergangenen Woche für eineinhalb Tage zum „zentralen Stützpunkt“ seinen Olympiakader nach Köln, und alle, alle kamen, der Staff inklusive. Natürlich wird es Ernst Richtung Athen. Aber auch bei anderen Gelegenheiten zeigt sich, man fährt gern zum Familientreffen der Nationalmannschaftssippe. Kein Wunder, verbringen wir doch im letzten wie in diesem Jahr 95 Tage miteinander, mehr als mit den leiblichen Familienmitgliedern in den meistern Fällen. Kein Wunder, dass mich meine Tochter immer mit vielen Grüßen an die „Geschwister“ verabschiedet, wenn ich wieder mal die TK-Taschen schnüre. Fehlt eigentlich nur die von Bernie angerichtete große Kaffeetafel, an der man sich genüsslich austratschen könnte. Stattdessen immer wieder „Nato-Rallye“ mit der Hatz von einem Termin zum nächsten. Aber trotzdem ist Zeit, alles auszutauschen, was sich in „unserer kleinen Familie“ seit dem letzten Lehrgang, der nun schon acht Wochen (da merke ich deutlich Entzugserscheinungen) zurück lag, zugetragen hat. Natürlich das Familienleben (wer mit wem, obwohl hier eine relative Konstanz herrscht), mit Trauer und Leid, oder auch Nachwuchsfreuden (es wächst einiges an mehreren Stellen heran, aber mehr wird noch nicht verraten). Und die Karrieren. Hier eine Klausur, dort ein erfolgreicher Abschluss. Ich bin Ihnen noch das 1er-Staatsexamen unseres Lehrers (bekanntlich Hamburgs schönsten Lehrers) schuldig. Bene Köpp machte sein 2. Staatsexamen in Sport und Französisch mit der Traumnote 1. Am Samstag nach dem erfolgreichen 6:1 gegen den HTHC und dem Finaleinzug ins Deutsche Endspiel Examensparty. Dem arktischen Wetter entsprechend unter dem Motto „Karibische Nächte“. Trotz eher Hamburger Schmuddelwetter war die Party auf dem Anwesen der Köpps gelungen. Es gab u.a. japanischen Lachs, von Freundin Kelly stundenlang bereitet, und vieles mehr.

Bechi auf den Hund gekommen

Der Finalgegner „Der Club an der Alster“ siegte stark ersatzgeschwächt in Neuss, während Stürmerstar Christoph Bechmann im Spiel UHC gegen den HTHC auflief. Allerdings nur, um seinen schlecht erzogenen Hund vom Platz zu holen. Bechi scheint auf den Hund gekommen. In diesem Spiel gab es standing ovations für Keeper Clemens Arnold, der nach 60 Minuten beim Stande von 1:4 das HTHC-Tor, das er vier Jahre vor Schaden bewahrt hatte, verließ (an den vier Toren war er machtlos). Zuschauer und alle beteiligten Spieler gaben ihm einen Extra-Beifall und standing ovations. Clemens wird nach den Olympischen Spielen studienhalber (und da ist wohl noch ein Grund, sehr attraktiv!) nach Washington D.C. wechseln, um nach seinem jetzigen Abschluß als Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik einen „master“ zu erwerben, der ihm eine Tätigkeit als Patentanwalt, seinem Berufsziel, ermöglicht.. Ja, Vereinswechsel vor und nach Olympia sind natürlich immer auch ein Thema bei solchen Familientreffen. Aber hier schweigt der Chronist noch. Zur rechten Zeit werden die Junx schon sagen, wohin die Reise geht.

Witti ist Meister

Zurück nach Deutschland führt die des frischgebackenen spanischen Meisters. Witti hat’s geschafft. Im 2. Finalspiel war die Entscheidung bereits für seinen Verein Atletico gefallen. 5:1 wurde der Ortsrivale Egara am Samstag besiegt. Witti machte Tor 1 und 3, das erste ein Traumtor im Fallen über den Torwart hinweg. Ohnehin meinen Beobachter, er war „the man of the match“, wie der Spanier sagt. Auch wenn sich Witti bei Atletico pudelwohl fühlt, das Sport(journalisten)-Studium in Köln ruft zum Wintersemester. Witti erzählte mir, dass es gar nicht selbstverständlich war, bei Atletico spielen zu dürfen. Noch nie hatte ein „Fremder“ dort gespielt. Bisher nur Spieler, die aus der eigenen Jugend gekommen waren. Aber schon nach wenigen Spielen war der Bann gebrochen. Das Traumduo Freixa/Witthaus ließ die Hockeyfreunde entzücken. Sicherlich hat auch Wittis offene und freundliche Art die spanischen Herzen schnell erobert.

Rom raus - Berlin rauf

Ebenso populär ist ja unser Shneez in Rom. Aber für sein Team hat es nicht gereicht. Trotz des Unentschiedens auswärts im Hinspiel bei Suelli Cagliari verlor er am Wochenende zu Hause das 2. Halbfinale 0:1 und schied aus. Aber Shneez ist nicht wirklich zu Tode betrübt, „wie du weißt liegen meine sportlichen Prioritäten sowieso in anderen Bereichen dieses Jahr“, schreibt er aus der ewigen Stadt. Wieder erstklassig ist dagegen seit Sonntag Tibor Weißenborn und „sein“ BHC. Natürlich Ulrich Bubolz genau so. Musste Tibor in Köln noch den Flachs seiner Mannschaftskameraden ertragen („wie habt ihr gegen den Mannheimer HC gespielt?“, „die Wespen sollen ja gut drauf sein“), konnte er am Sonntag gegen 14.00 Uhr bei strömenden Regen den Aufstieg feiern. Feucht ist es dann wohl geblieben. Aber wie schreibt Witti über die Siegesfeier in Terrassa: „Nach dem Finale gab es natürlich ein feines Fest mit Apfelschorle.“

Hockey zum Anschauen

3500 Zuschauer waren in der katalanischen Kleinstadt Terrassa Gast beim Endspiel. Immerhin knapp 400 säumten den Kunstrasen des BLZ in Köln beim 9:1 gegen Australien. Obwohl die Kölner Zeitungen kein Wort der Vorankündigung verloren hatten (der Hockeyfreund nutzt das Internet). Trotzdem bat mich Kollege Bernd Schöpf einmal auf das Missverhältnis zwischen Hockey spielenden Jugendlichen (und Erwachsenen) im Großraum Köln (aber auch überall sonst, wo die Junx auftreten) hinzuweisen. Warum nutzen weder in Köln noch anderswo Übungsleiter solche Trainingsmaßnahmen und Spiele der Nationalmannschaft nicht, um ihren Kindern einmal zu zeigen, wie faszinierend Hockey gespielt werden kann? Das ist der beste Anschauungsunterricht, den man sich vorstellen kann. Bernd Schöpf hatte seine komplette Mannschaft, die von ihm trainierten ETUF-Herren nach Köln bestellt. Sie haben ihr Kommen sicherlich nicht bereut. Das war Hockey vom Allerfeinsten, was die Junx dort zelebrierten. Ein solches Erlebnis schafft doch auch bei den Kindern eine besondere Bindung zu unserem Sport. Zumal sich die Junx immer auch als „Heroen zum Anfassen“ präsentieren. Die nächsten Spiele kommen bestimmt (siehe In-Teames Nr. 112). Schon am Pfingstwochenende eine gute Gelegenheit in Leipzig. Am Freitag, Sonntag und Montag Weltmeister Deutschland gegen Vize-Weltmeister Australien. Kommen Sie doch mal rum. Familientreffen.

PS

Am Pfingstsonntag wird der mdr eine Halbzeit des Spiels übertragen. Ein weiterer TV-Tipp: beim Familientreffen in Köln stand unser Youngster Zelz unter permanenter TV-Beobachtung. Schon am Flughafen wurde er von einem 3Sat-Team abgeholt. Einen Tag lang ließen die Objektive nicht von ihm ab. Er zeigte sich von seiner besten Seite und absolvierte ein Super-Spiel. Wenn ich ihm auch ein Tor zu viel zugeschoben habe. Dem 7. Tor ging zwar sein Schlag voraus, aber Witti stach den Ball letztendlich ins Netz. Ach ja, den Bericht über Christopher können Sie am Samstag, 5. Juni 2004, um 17.30 Uhr auf 3Sat sehen.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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