Torhungrig wie ein Wolf: Christoph Bechmann
Als ich gestern Abend auf der Rückfahrt von Leipzig im Stau stand (ich war mit der Deutschen Bahn unterwegs, die Weichen am Bahnhof Zoo waren wohl zu weich geworden, so dass zu 100 Minuten Bahnfahrt noch 60 Minuten Stau kamen), ging mir so durch den Kopf, dass ich in der Berichterstattung über die Tage in Leipzig eines vergessen hatte. Besser einen, der mit unglaublichen Toren die vielen Zuschauer beim Messepokal-Turnier verzückt hatte – und mich auch: Christoph Bechmann. Was der 34-Jährige „graue Wolf“ an den drei Tagen an Toren produzierte – zauberhaft. Im Wortsinne. Dabei ist natürlich theoretisch gar keine Frage, dass von jedem Punkt innerhalb des Schusskreises in einer geraden Linie jeder Punkt des Tores getroffen werden kann. Dass dieses bei sog. Jahrhunderttoren ab und an auch einmal von der Grundlinie aus in den Winkel des langen Ecks geklappt hat, hat man schon gehört. Dass dieses aber aus den verschiedensten unmöglichen Winkel gleich in jedem Spiel mehrfach passiert – das ist Bechmann.
Gibt es ein Geheimnis?
„Wie machst du das denn?“, habe ich ihn gefragt, „peilst du die einzige Stelle, in die der Ball passen würde, genau an. Hast du eine solche Präzision in deiner Technik?“ In aller Bescheidenheit „schob Bechi zunächst die Schuld“ auf die Mannschaft. „Und dann muss man einen Lauf haben, mit ganz viel Selbstvertrauen.“ Aber dann ließ er sich doch noch etwas entlocken, dass seinen persönlichen Beitrag ausmachte. „Ich weiß, dass es geht. Dann muss man auch versuchen, die Dinger reinzumachen. Ich habe es oft probiert. Bei fünf Versuchen klappt es dann vielleicht zweimal.“ In Leipzig hat er eher vier von fünfen „reingetan“. Die „langweiligsten“ waren dabei seine Eckenableger-Tore. Schnelle Hereingabe Mayerhöfer, totes Stoppen Michael Green, Florian Kunz legt nach links ab, und trocken findet Bechi die freie Stelle im Tor(3x). Aber die tollsten Tore waren jene, die er nahezu von der Grundlinie fast an der Bande ins lange Eck schlenzte. Trotz Torwarts, der sich theoretisch ja auf der einzig denkbaren Linie befinden müsste. Ja selbst dann, wenn der direkt vor ihm an der Bande scheinbar „die Fläche zumachte“. „Ich weiß von jedem Punkt des Spielfeldes den Weg und die Technik, um ein Tor zu erzielen. Um den Torhüter kümmere ich mich dabei fast gar nicht. Es gibt Bereiche, wo der Torhüter keine Chance hat. Die peile ich an.“
"Wir alten Säcke sind doch beim Spiel wie Kinder"
Hört sich fast schon wieder ganz einfach an, hm? Wahrscheinlich jahrzehntelanges Training des Unkonventionellen. So waren auf dem Feld und sind es nach wie vor in der Halle seine Spielideen immer wieder überraschend. Für Feind –und oft auch Freund. Dabei hat er im letzten Jahr nur noch in der Regionalliga gespielt und sich auf seine vielfältigen beruflichen Aufgaben konzentriert, die alle mit Sport zu tun haben. Jeder kennt natürlich BHP, seinen Hockeyladen in Hamburg. Daneben betreibt er eine Event-Agentur und macht Hockeycamps (überall in deutschen Landen). Wenn Sie Interesse haben, mailen Sie ihm einfach unter C.Bechmann@bhp.de , und er kommt auch zu Ihnen. Wenn alles gut geht, wird der gebürtige Speyerer, derin seiner Zeit beim Gladbacher THC mehrfach Torschützenkönig der Liga war, mit dem letzten Spiel der EM in Eindhoven (hoffentlich dann das Endspiel) sein 300. Länderspiel bestreiten. Mindestens 166 Tore hat er für Deutschland erzielt. Hinzu kommen die sicherlich nicht wenigen, die er bei den WorldGames 2005 in Duisburg geschossen hat (wer weiß, wie viele? Bitte melden). „Bechi“ holte mich immer wieder runter beim Schwärmen. „Das Erlebnis mit den Junx war es einfach. Dass hat in Leipzig wieder so viel Spaß gemacht, mit den Junx zusammen zu spielen. Wir alten Säcke sind doch dabei wie Kinder.“
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