Gipfelstürmer
So ein Team-Manager hat’s gut. Während sich die Junx derzeit abmühen, mit ihren Kajaks über die Ostsee zu kreuzen (die Fahrt geht über ca. drei Stunden von Heiligenhafen nach Lemkerhafen auf Fehmarn), sitze ich gemütlich mit den „fußkranken“ Björn Emmerling (der gebrochene Zeigefinger lässt ungestüme Seefahrt noch nicht zu) und Matthias Witthaus (für seinen chronisch maladen Rücken sind enge Kajaks und Paddelbewegungen höchst abträglich) bei „Mien Bäcker“ auf dem Bummelboulevard von Burg auf Fehmarn, trinke einen Latte Macchiato auf der Terrasse und will Ihnen über Stefan Glowacz berichten, den Extrembergsteiger, der uns am Samstag mit seiner Philosophie und seinen herausragenden Leistungen (übrigens allesamt im Team erbracht) bekannt machte.
Er hat immer wieder im wahrsten Sinne Neuland betreten. Bergregionen in Patagonien oder Mexiko oder auch Eislandschaften wie die Antarktis, die nie zuvor ein Mensch betreten hatte. Welche Torturen er und seine Partner dabei erlitten, ist für den Normalbürger nicht nachvollziehbar. Immer wieder getrieben, das Ziel, den Gipfel erreichen zu wollen.. Um vor allem auch sich zu beweisen, wozu menschlicher Wille fähig ist. Dabei niemals unbedacht, sondern sorgsam planend und das Risiko abwägend (die Risikoschwelle dürfte bei ihm allerdings deutlich höher liegen als bei Otto-Normalbergsteiger). Mehrere Jahre plante er mit seinem Team diese Expeditionen, vor Ort, an Satellitenkarten, in Bibliotheken, um alles an Material über die Landschaften, die klimatischen Bedingungen in Erfahrung zu bringen. Oft genug sind sie umgekehrt, nachdem sie über Wochen im eisigen Schneesturm Patagoniens zu zweit in ihren Zelten gekauert hatten und nichts anderes tun konnten, als das Zeltgestänge vor dem Zusammenbrechen zu sichern. Was anders ihr sicheres Ende bedeutet hätte. Von vielen solcher Extremsituationen berichtete Stefan Glowacz. Als bereits nach der Hälfte einer Expedition absehbar war, dass die Proviantvorräte nicht reichen würden, um den täglichen Kalorienbedarf bis zum Ende zu sichern. Und sie trotzdem weiter machten, mit der halben Tagesration und völlig ausgehungert den Gipfel erreichten. Ähnlich in einer Situation, wo die Trinkvorräte nicht reichten.
Auch die Junx Richtung Gipfel
Aber all diesen Entbehrungen und Gefahren setzte Stefan Glowacz die unbezahlbaren und durch nichts in der Welt käuflichen Erlebnisse und Blickwinkel entgegen, die ihm und seinen Partnern seine Expeditionen bescherten. Viele Parallelen ergaben sich zum Engagement der Junx für ihr Ziel WM. Das war auch „der Sinn der Übung“, wie ihn sich unser Berater Hans-Dieter Hermann von dem Vortrag Glowacz’ versprach. Zu Recht. Noch mehr als eine Stunde nach seinem zweistündigen Vortrag umlagerten ihn die Junx mit Fragen. Wie das denn liefe mit der Kommunikation in seinen Teams und den Problemen, auf engen Raum über lange Zeit in extremen Situationen zusammengeschweißt zu sein. Glowacz wies darauf hin, wie wichtig es sei, Probleme frühzeitig zur Sprache zu bringen. Wie wichtig Respekt und Vertrauen untereinander sei. Voraussetzungen, die auch für ein Team, das um die höchste sportliche Trophäe im Wettbewerb mit den Besten der Welt streitet, unverzichtbar sind. Gerade das deutlich zu machen, versuchen unsere Teambildner von „roots“ zur Stunde auf „hoher See“ (die heute aber eher ruhig ist, wenn auch eine veritable Fahrrinne von Hochseeschiffen zu kreuzen ist). Über die Erlebnisse unserer Seefahrer werde ich sie – in diesem Fall dann eher aus zweiter Hand – morgen informieren. Der Latte Macchiato ist auch verzehrt. Erlebniswelten.
PS
Inzwischen ist die DHB-Flotte unversehrt auf Fehmarn gelandet. Keiner ist ertrunken, nur wenige (nicht Zells?) sind gekentert. Weiter geht die Fahrt Richtung WM. Wir halten Kurs.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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