Mythos Porsche
Unser Doc, Rainer Koll, seines Zeichens Porschefahrer („wenn ich mir den Wagen wirklich leisten kann, ist es zu spät“) erzählte mir eine kleine Geschichte, als ich ihm eröffnete, was heute auf dem Tagesprogramm unseres Ruhetags stand. Er saß vor ein paar Jahren vor einem Kölner Straßencafé, eine schon etwas ältere Damen, wohl den Siebzigern nahe, parkte gegenüber ein. Kommentar eines jungen Mannes am Nebentisch: „Was für eine Verschwendung.“ – Ja, der Mythos Porsche lebt in uns allen. Selbst mir als ausgesprochenem Automuffel, der die Formel 1 für ein mathematisches Grundgesetz hält und Schumacher für ein aussterbendes Handwerk, gingen heute die Sinne über. Auf Vermittlung des hiesigen Sparkassen-Vorstands Hans-Jürgen Klumpp (Kölner Rot-Weisser und seit Jahren bei unseren Besuchen hier lieber Hockeypromoter und –türöffner) hatte uns eine Einladung in die Porsche-Fabrik, seit drei Jahren hier vor den Toren Leipzigs, vermittelt. Uns erwartete kurz vor dem Flughafen in Schkeuditz ein Gebäude, das einem Flughafen-Tower nachempfunden war. Nur viel größer und ausladender mit wunderbarem Rundumblick über das Fabrikgelände und die Teststrecke. Doch darüber gleich mehr. Hier durften wir eine Auswahl legendärer Porsche-Rennautos bewundern. Selbst der Formel-1-Muffel in mir zeigte sich interessiert.
Dann ging es in das Werk. Ganz anders, als ich es von meinem Besuch des VW-Werks in Wolfsburg anno 1962 in Erinnerung hatte. Kein Ölfleck irgendwo, kein Blaumann. Eher white-collar-Mitarbeiter (derer 400 gibt es hier), die freizeitgleich die von Geisterhand sich vereinigenden Autoteile (Hochzeit nennt man das wohl auch folgerichtig, wenn Chassis und Motor zusammenfinden) begleiten. Hier und da ein Handgriff, Fünfminuten-Takt. „Bei uns kommt es nicht auf Quantität an, die Mitarbeiter sollen für Qualität sorgen.“ Ein Computer verfolgt ihr Tun, auf einer DVD werden für 15 Jahre jeder Arbeitsvorgang gespeichert und spätere Fehlerquellen (die es natürlich nicht gibt) dokumentiert. 140 Cayenne verlassen jeden Tag das Leipziger Werk, 40000 im Jahr, die meisten per Bahn Richtung Emden und von dort in die USA. Die auch neben Asien und Arabien Hauptabnehmer des ebenfalls in Leipzig gebauten Carrera sind, von dem pro Tag drei wirklich in einer Automanufaktur jedem Sonderwunsch folgend montiert werden. 40 davon fahren in Deutschland, der Rest in aller Welt. 450000 € kostet so ein Gefährt in der Grundausstattung. Persönliche Auslieferung mit einem eintägigen Fahrertraining gehören dazu.
Ein wenig von diesem Fahrertraining durften auch wir erleben. Zum Abschluss unserer Besichtigung durften wir immer zu Dritt mit einem Cayenne für zwei Runden auf die Teststrecke. Nein, nicht selbst fahren. Aber ein Testfahrer zeigte uns, wie man mit einem Auto auch Kurven anfahren kann. Links antäuschen und dann rechts hineinschleudern. Delegationsleiter und DHB-Sport-Vizepräsident Hans Baumgartner war froh, als er das Geschoss wieder verlassen durfte. Die beiden Brötchen des Boxenstopps kurz zuvor wollten doch lieber wieder heraus. Allen anderen aber hat es einen Riesenspaß bereitet. Selbst der schreibende Automuffel an diesem Laptop kann seit heute ermessen, wie viel Ingenieurskunst und geniale Forscherleistung in einem solchen Auto steckt. Der Mythos Porsche wurde neu geweckt. Auch wenn wir danach mit der stattlichen Flotte unseres Hyundai-Partners mit seinen durchaus komfortablen Trajets wieder auf die Erde und ins Hotel zurückgebracht wurden.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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