Antio Junx
Am 27. August 2004 in Athen hat das deutsche Herren-Team, das ich Ihnen an dieser Stelle als „die Junx“ versucht habe näher zu bringen, das letzte Mal in dieser Formation zusammengespielt. Vier Jahre lang haben Sie auch auf diese Weise Anteil nehmen können, an den vielen kleinen Begebenheiten, die sich im Team ereigneten. Fast alles haben Sie ganz intim erfahren. Schade, dass Sie gerade beim sportlichen Höhepunkt, den olympischen Spielen, etwas ausgeschlossen waren. Warum dieses so sein muss, hat mir bisher noch niemand so recht vermitteln können. So konnten Sie nicht teilhaben an den täglichen Wasserschlachten zwischen den deutschen Hockeyteams und den dänischen Goldmedaillen-Gewinnerinnen im Handball. Nichts davon erfahren, wie alles begann. Die Däninnen haben natürlich angefangen und die Eulen, die alle Olympiateilnehmer als Lufthansa-Geschenk mit nach Athen getragen hatten, vom Balkon unseres Hauses im Handstreich erobert. Und Schande und die Gegenoffensive geradezu herausfordernd, sie haben die Eulen auf ihrem Balkon aufgeknüpft.
Sie durften nicht erfahren, dass der abergläubische Käptn Kunz zum Halbfinale mit zwei rechten Kunstrasenschuhen zum Spiel gegen Korea ins Stadion gekommen war und wie per Express der linke Schuh zumindest rechtzeitig zur 2. Halbzeit da war.
Sie konnten nicht dabei sein beim Feiermarathon von Damen und Herren und den vielen Fans.
Aber sie sollen zumindest noch erfahren, wie schmählich die Junx von Herrn Beckmann und seinem Team behandelt worden sind. Nach dem Halbfinale waren Florian Kunz, Christoph Eimer und Timo Weß zu ihm und seiner Sendung auf die AIDA geladen. Um 21.30 Uhr waren sie auf den Parkplatz vor dem Hockeystadion bestellt. Und nicht abgeholt. Nach dem verlorenen Halbfinale wollte Beckmann nichts mehr von ihnen wissen. Nicht einmal ein Anruf war noch drin.
Das Kapitel „Die Junx“ in der Geschichte der deutschen Herren-Nationalmannschaft, das für einen Großteil der Mannschaft schon bei den Europameisterschaften 1999 in Padua begonnen hatte, ist nun zu Ende. Auch ein Teil des Staffs hat sich in Athen verabschiedet.
Die nahegehendsten Abschiedsworte hat Florian Kunz, der Kapitän, unmittelbar vor Beginn des Spiels um den 3. Platz in der Kabine gefunden. Das war für alle noch einmal zusätzliche Motivation.
Es war eine wunderbare Zeit mit Euch. Nicht nur, weil Ihr fast alles gewonnen habt. Drei Europa-, zwei Weltmeisterschaften, eine Champions Trophy, eine Vielzahl von Turnieren. Gewinnen macht immer Spaß. Aber viel nachhaltiger werde ich an die wunderbaren vier Hockeyjahre denken, die ich in Eurem Kreis verbringen durfte. Für mich war es die schönste Zeit in meinen 32 Jahren im Hockeyehrenamt. Ich habe in Euch wunderbare junge Menschen kennen gelernt. Wir hatten viel Spaß. Aber ebenso imponierend fand ich, wie Ihr bei allem sportlichen Engagement gleichzeitig den Anforderungen von Schule, Studium und Beruf entsprochen habt.
Wir haben viele Tage des Jahres miteinander verbracht, in den letzten beiden Jahren jeweils 95 Tage. So viele Stunden, wie wir diese vermutlich mit niemanden sonst geteilt haben. In unserem Familienleben hat es jetzt einen Einschnitt gegeben. Zumindest sportlich werdet Ihr nicht mehr in dieser Formation zusammen kommen, um um höchste sportliche Ehren zu kämpfen. Sicherlich wird es aber auch künftig wie in jeder guten Familie Familientreffen geben. Da es Euch, die Junx, in dieser Zusammensetzung nicht mehr gibt, will ich die „in-teame“ Begleitung auf diesen Seiten hier bis zur ChampionsTrophy 2004 beenden. Ein neues Team wird von Bernhard Peters aufzubauen sein. Auch darin liegt ein Reiz. Die Mehrzahl von Euch wird auch künftig dabei sein. Darauf freue auch ich mich schon heute. Mit unserer Berichterstattung an dieser Stelle werde ich dann zur ChampionsTrophy im Dezember 2004 aus Lahore fortfahren. Es war einfach schön mit Euch. Antio Junx.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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