Freud und Leid
Fangen wir gleich mit der schlechten Nachricht an. Abschlusstraining gegen 13.45 Uhr. Torhüter Max Weinhold verlässt sein Tor und begibt sich zur Behandlung an die Außenlinie zu Physio Andreas Papenfuß und Arzt Martin Bauer. Und die haben schon nach kurzer Zeit keine Zweifel: Muskelzerrung. Und das bedeutet: in den nächsten zehn Tagen wird Max nicht spielen können. Max ist verzweifelt. Das erste Mal in seinem Leben eine Zerrung. Und gerade jetzt. Bernhard Peters leitet das Training und ahnt noch nichts. Es ist 14.15 Uhr und ich studiere die Regularien. Die „Entry Form“, die offizielle Mannschaftsmeldung wurde verbindlich am Morgen beim „managers meeting“ abgegeben. Eine letzte Möglichkeit zur Änderung besteht bis 24 Stunden vor dem ersten Spiel. Das ist heute 15.00 Uhr. Telefonat mit Uli Forstner in Ulm. Er will versuchen, C-Kader-Torwart Aadrian Kühn oder einen anderen Torhüter in Deutschland zu gewinnen. Die studieren brav und sind nicht zu erreichen. Bis 15.00 Uhr Fehlanzeige. Ich erwirke beim Turnierdirektor einen Aufschub für zwei Stunden. Um 16.00 Uhr der Anruf von Uli. „Aadrian hat spontan zugesagt zu kommen.“ Nun beginnt die große Stunde von DHB-Leistungsreferent Eike Voss. Ein Visum muss her und ein Flug. Der Flug ist schnell geblockt. Das pakistanische Konsulat am Freitag geschlossen. Die Telefondrähte glühen. Der deutsche Botschafter hier in Pakistan kann nicht helfen. Endlich erreicht Eike einen Notdienst der Botschaft in Berlin. Die sind sehr aufgeschlossen. Aadrian, der seit kurzem in Berlin studiert (und beim SCC spielt), macht sich direkt auf den Weg zur Botschaft. Gegen 19.00 Uhr hiesiger Zeit hat er sein Visum. Am Sonntag kann er hierher fliegen. Ich bin inzwischen dabei, einen Rückflug für Max zu organisieren. Nicht ganz einfach, alle Flüge überbucht. Nach ununterbrochenen Telefonaten unseres Betreuers über mehr als 90 Minuten, der einige gute Freunde am Flughafen hat, gelingt es, Max an allen Warteliste-Passagieren vorbei auf den Flieger nach Dubai zu bringen. Er wird heute zurück nach Deutschland fliegen.
Am Abend die nächste Schreckensnachricht, die ich bei den ganzen Aktivitäten gar nicht mitbekommen hatte. Torhüter Uli Bubolz hat Fieber, Durchfall, Erbrechen. Er hat auf dem Anflug in Islamabbad, so die Vermutungen unseres Arztes, wohl etwas Falsches gegessen. Nun hoffen wir auf eine schnelle Rekonvaleszenz.
Was Erfreulicheres. An die Spieler wurden gestern Wahlzettel verteilt. Alle aktiven Turnierteilnehmer wählen hier den „Player of the year“ und den „Young player of the year – U 23“. Während bei den Seniors kein einziger Deutscher auf der Vorschlagsliste der Journalisten Hamilton, Khan, Rowley, Thyagarajan und der Trainer Charlesworth und Walsh steht (wo ist Björn Emmerling?) sind bei den „Young“ mit Matthias Witthaus und Christopher Zeller gleich zwei Deutsche auf der jeweils 10-köpfigen Vorschlagsliste (an die man sich nicht halten muß). Aber man darf keinen Landsmann wählen. Favoriten bei den Seniors Jamie Dwyer, bei den Youngs Santi Freixa. Pikantes apercu: dürfte Jamie Dwyer zur Ehrung am Donnerstag trotz der Sicherheitsbedenken seiner Regierung hier herkommen, wenn er gewänne?
A propos Sicherheit: wir werden bekanntlich auf Schritt und Tritt von schwer bewaffneten Polizeibeamten geschützt. Sie kommen auch morgens mit auf den Morgenlauf. Gestern Morgen schickten sie sich an mitzulaufen. Einer der beiden „bodyguards“ keuchte bereits beachtlich. Da gaben die Jungz noch einmal Gas. Futsch war die Sicherheit. Nur Hupe hatte Erbarmen, ließ sich zurückfallen und leistete dem schnaufenden Beamten Gesellschaft.
Viele kleine Notizen wie diese habe ich inzwischen auf meinem Notizzettel. Die mussten heute noch warten. Aber es ist auch hoffentlich wieder mehr Zeit für Freud statt Leid.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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