Notizen aus Lahore
Heute war ja „nur ein Spiel“, da ist Gelegenheit, einmal den Notizzettel abzuarbeiten. Doch zunächst noch einmal zum Spiel. Was dort zählt sind die Tore. Deshalb haben die Pakistani zu Recht gewonnen. Aber der Spielverlauf wurde schon ein wenig auf den Kopf gestellt. War diese junge Mannschaft in Amsterdam bei der letzten CT noch „Kanonenfutter“, haben sich alle hervorragend herausgemacht. Und einige sogar noch ein bisschen mehr. Da wächst starke Konkurrenz für die Junx heran. Toll, wie sich Carlos Nevado Gonzalez gemacht hat. Der nimmt es hier mit den Großen auf „wie nix“. Da ich es vorhin beim Bericht für die dha vergessen hatte, hier noch ein statistischer Nachtrag: nicht eingesetzt wurde heute Moritz Falcke. Unser neuer zweiter Torwart Aadrian Kühn kommt ja erst am Montag. Und Torhüter Nr. 1 Uli Bubolz war heute Morgen erfreulicherweise wieder fieberfrei (Kompliment an Doc „Müllerchen“) und gewohnt souverän in seinem Kasten und mehr noch im Kreis.
Da wir schon beim Doc sind. Ich hatte Martin Bauer anfangs versehentlich zu Müller gemacht. Der letzte Name wird wohl hängen bleiben. Florian hat ihm bereits ein „chen“ verehrt. Aber so ein Neuer im Staff hat es zu Anfang nicht leicht. Oli Hentschel, nie um einen dummen Spruch verlegen, wartete mit Till Kriwet in der Bäderabteilung darauf, an die Reihe zu kommen. Ohnehin war Till schon vorgezogen worden. Da kam Max Weinhold (als er noch hier weilte) ins Zimmer, um sich ein Pflaster abzuholen. Doc Bauer nahm sich seiner gleich an. Und dann noch ein Torhüter vor einem Feldspieler. „Doktor Müller, du bist wohl noch nicht lange beim Hockey?“ die umgehende Frage von Ulln (alias Oli).
Ein anderer Spruch. Die Teamsitzung am Mittwoch war von Bernhard Peters um eine Stunde vorverlegt worden. Alle waren rechtzeitig (will heißen 5 Minuten vor dem Termin) zur Stelle. Zu spät kam Eike Duckwitz. Das hatte es in 5 Jahren Nationalmannschaft noch nie gegeben. Eike ist Mister Zuverlässig in Person. Wir machten uns Gedanken über den Schweiger aus Schleswig-Holstein (der im letzten Jahr allerdings nicht nur auf dem Spielfeld sehr aufgeblüht ist). „Eike hat sich verquatscht“, die erste Mutmaßung. Tatsächlich hatte Eike wie immer in jeder freien Minute im Café gelernt. Er hat bereits nach dem 5. Semester seines Jurastudiums alle notwendigen Scheine erworben und hat nun – er ist mittendrin – ein Jahr Zeit, sich auf das 1. Staatsexamen vorzubereiten. Und das tut er. Zu jeder Zeit. Und erfährt dann manchmal nichts von Terminverschiebungen.
„Musste Eike eigentlich je in die Mannschaftskasse zahlen?“, fragte ich Hupe, der als neuer Käptn den Kassierer-Job an den „Braunen“ Till Kriwet abgegeben hat. „Nie, aber er hat immer aus Solidarität seinen Beitrag geleistet.“
Nach der abendlichen Besprechung zieht es einen Großteil der Jungz noch einmal ins Business-Center. Es gibt nicht nur regelmäßig neue Generationen von Computern, auch die Fertigkeiten der Nutzer werden von Jahrgang zu Jahrgang immer perfekter. Mit ihren Laptops gehen sie – wie schon berichtet – wireless lan ins Netz. Virtuos, wie vor allem Carlos sein Gerät beherrscht. Da wird parallel gechattet, Telegramme versandt, Videofilme gleichzeitig mit dem Bruder daheim in Frankfurt gesehen und darüber palavert und zwischendurch den Nachbarn noch „per messenger“ Botschaften auf den Schirm gesandt, so dass Niklas Emmerling sich nebenan wundert, „woher weiß der Schreiber denn, dass ich meinen Kopf aufgestützt habe?“, während sich Carlos diebisch ins Fäustchen lacht.
Um PC-Ladungen geht es auch in meiner letzten Notiz. Ich musste gestern Morgen die Reisepässe gleichsam als Spielerpässe dem Turnierdirektor vorlegen. Einer fehlte. Kontrolle war notwendig, wer der eine war. Maik Günther, der Carlos und mir gerade seinen Laptop für eine e-mail-Nutzung ausgeliehen hatte. Ich ging in sein Zimmer, das er mit Jan-Marco Montag teilt und fragte mit ernstem Gesicht, um den letzten Pass abzuholen: „Und was hast Du zu Deiner Entlastung vorzutragen?“ Maik dachte nicht an den fehlenden Ausweis, sondern das schlechte Gewissen hatte eher mit den Ladungen seines Laptops zu tun: „Das sind aber nur Soft-Pornos auf meinem Notebook“, sein selbstanzeigerisches Bekenntnis.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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