Hinter den sieben Bergen - Bergisch Gladbach?
Irgendwo weiter weg, so war meine Vororientierung, wenn ich Bergisch Gladbach hörte. Irgendwo hinter den sieben Bergen, ganz weit draussen hinter Köln. Weit gefehlt. Ganz nah. Man bemerkt den Übergang von Köln-Delbrück nach Bergisch Gladbach überhaupt nicht. Erst nach und nach nur noch Einfamilienhäusern mit schönen Gärten. Etwas hüglig. Und doch eine 100.000-Einwohner-Stadt, wie mir unser Ex-Psycho Lothar Linz, der von hier kommt und natürlich ebenso wie Ex-Käptn Kunz an Bord war, will sagen am neuen Spielfeldrand. Aber eins nach dem anderen.
Natürlich wusste ich von den legendären Hockeygrößen Bergisch Gladbachs. Dem in Leverkusen reüssierenden Dieter Ledwig. Keiner hat wohl so viele Deutsche Meisterschaften mit Jugendmannschaften errungen wie er. Oder Susi Brundert (als sie noch hier spielte, hieß sie Schmidt) oder Steffi Bürger. Bergisch Gladbacher Pflanzen wie auch Paul Schneider, der Sportdirektor und ehemalige Nationalmannschaftstrainer des Schweizer Landhockey-Verbandes. Und das schon seit 17 Jahren. Der natürlich ebenfalls da war. Aber dass die beiden Länderspiele gegen die Schweiz in seiner alten Heimatstadt stattfanden, hatte damit nichts zu tun. Vielmehr hat es die rührige Hockeyabteilung des THC Rot-Weiß Bergisch Gladbach endlich geschafft, einen Kunstrasen zu bauen (bzw. mit Hilfe der Stadt und vielen Spendern des Vereins, die 100000 EUR aufbrachten bauen zu lassen). Und zur Einweihung verlegte der DHB die eigentlich schon für Krefeld geplanten Länderspiele nach hier. Keine schlechte Maßnahme, denn mehr als 1400 Zuschauer am ersten und noch einmal 800 Zuschauer heute säumten das gerade eben fertig gestellte neue Spielfeld und die festlich von den engagierten Gladbacher Ehrenamtlichen hergerichtete Anlage. Die 400 Mitglieder des Vereins und vor allem darunter die nahezu 200 Hockeyjugendlichen können nun auch wieder sportlich mit den Großen der Region mithalten. Es hat den Junx und uns allen viel Freude gemacht „hinter den sieben Bergen“. Und die Zuschauer haben sicherlich die 15 Tore genossen, die das deutsche Team in zwei Begegnungen gegen die Schweizer hinlegten. Deren Mannschaft befindet sich allerdings im Neuaufbau und war allenfalls für unseren Saisonstart der richtige Aufbaugegner. Mein Eindruck vom Zentrallehrgang in Leipzig hat sich bestätigt. Hier wächst ein interessantes junges Team heran. Voller Spielfreude und Spielintelligenz.
Timo Weß neuer Käptn
Als Bindeglied zwischen den Neuen und den schon etablierten Spielern wurde in Abstimmung mit Mannschaftsrat und Bundestrainer Timo Weß einmütig bestimmt. „Der geborene Mannschaftsführer“, schrieb ich in meinem ersten Portrait über ihn für „Short Corner“ im Juni 2001, als er beim damaligen Panasonic-Cup in Hamburg zum „most promising player“ gewählt wurde. Er hat seinen Weg gemacht und mit dem heutigen 117 Länderspiele in seinen 22 jungen Jahren absolviert, dabei mit dem heutigen 13 Länderspieltore erzielt. Eindrucksvoll fand ich, wie die Junx diese Wahl zwischen mehreren Alternativen offen vornahmen, das Für und Wider dieser Entscheidung, die auch die Nichtwahl eines anderen implizierte, diskutierten. Dabei einfühlsam und sensibel, ohne jemanden zu verletzen. Das hatte Format und die Wahl erfolgte absolut einvernehmlich.
Nicht alle konnten dieses Mal dabei sein. Florian Keller hat in diesen Tagen seine Abschlussprüfungen seiner Lehre zum Versicherungskaufmann zu absolvieren (viel Erfolg). Eike Duckwitz plagt sich mit einer tückischen Knieverletzung (gute Besserung Eike). Am Montag wird sich Dr. Müller-Wohlfahrt seiner annehmen. Direkt aus den Abschlussklausuren seiner Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann kam Oliver Hentschel gestern nachgereist, um heute dabei zu sein. Gestern wurde er von Sebastian Draguhn vertreten, der am Vortag noch bei den deutschen Junioren gegen Malaysia zwei Treffer erzielt hatte und auch gestern sein 1. Länderspieltor im A-Kader erzielte (genauso wie heute Till Kriwet). Gute Kunde gibt es auch vom Römer Crone. Er kann sich seinen beruflichen Traum erfüllen. Er hat, nachdem er im vergangenen Jahr erfolgreich das Diplom als Biologe absolviert hat, die Aufnahme auf die Journalistenschule München bestanden und darf hier im Herbst anfangen. Zielrichtung Wissenschaftsjournalismus. Hierzu wird er ab Juni ein Praktikum bei GEO absolvieren. Hupes „Neue Welt“ vielleicht bald dort? Neue berufliche Perspektiven auch bei Jan-Marco Montag. Seit Anfang des Monats nicht mehr Student der Wirtschaftswissenschaften, sondern Azubi zum Kaufmann der Wohnungswirtschaft. Und raten Sie mal, wer sein Lehrherr ist? Genau, der alte Käptn Kunz. Na warte Flocke, bis der erste Schleimbrief von mir kommt, in dem ich um Freistellung Deines Azubi für die nächsten Länderspielreisen bitte. Wohl nicht nötig, der sportfreundliche Ausbilder (soeben mit erfolgreicher Ausbildereignungsprüfung geadelt) ist bereits heftig dabei, mit der Berufsschule alles ins Reine zu bringen, damit Berufsausbildung und Spitzensport in Einklang harmonieren.
"In-Teames auch" hinter den Großen Bergen
So viel fürs Erste. Wir treffen uns ja nun wieder häufiger. Schon am nächsten Donnerstag zum Lehrgang in Köthen. Da werden Sie wieder ganz „in-team“ mit allen werden können.
Das sind, hinter den richtigen Bergen, wie mir der Schweizer Maurice Brozzo heute im Fahrstuhl mitteilte („bitte schreib nichts Schlechtes über uns“) auch die Schweizer Nationalspieler. Die im Übrigen „voller Ehrfurcht“ sind (so der beim BHC spielende Schweizer Mannschaftsführer Maurice Cottier heute auf dem Rückflug nach Berlin) vor den deutschen Hockeygrößen.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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