Die Stunden vor dem Anpfiff
Wie sieht der Tagesablauf aus an einem so wichtigen Tag, wo zur besten Fernsehzeit („prime time“ heißt die in Deutschland) um 20.15 Uhr bereits über Medaillen entschieden wird. Und, wie Björn Emmerling gestern Abend zusätzlich motivierend aufmerksam machte, auch über die mögliche Teilnahme im „Club der Besten“, dem alljährlichen Siegertreffen aller von der Sporthilfe geförderten Sportarten in einem Ferienclub oder wieder auf der AIDA, die in wenigen Wochen Kurs auf die Karibik nimmt. Natürlich ist mit der bereits erreichten guten Platzierung auch die weitere Teilnahme an der ChampionsTrophy gesichert. Und die auch künftig gegebene Spitzenförderung des DHB durch dessen Hauptsponsor, das Bundesinnenministerium. Und auch für die Junx spielt die Platzierung wirtschaftlich eine Rolle. Die hier auserwählten 18 können einer Prämie der Sporthilfe entgegensehen, die ihnen auf 10 Monate verteilt, im nächsten Jahr hilft, ihre Ausbildung mit ihrem Sport zu vereinbaren.
Aber solche Überlegungen stellen heute nur Außenstehende an. Für das Team zählt allein die Konzentration auf das Spiel. Und spätestens seit der Besprechung gestern Abend kribbelt es wieder.
Heute Morgen dürfen die Junx ausschlafen. Erst für 9.00 Uhr hat Bernhard Peters den Morgenlauf angesetzt. 9.30 Uhr Frühstück.
Um 11.30 Uhr die erste Besprechung. Erst „Ecken gegen“, dann die Beteiligten bei „Ecken für“. Schließlich alle gemeinsam. Bernhard Peters wird noch einmal an die markanten Punkte erinnern, die es gegen Spanien zu beachten gilt. Er wird vor allem gelungene Spielpassagen aus den letzten Begegnungen gegen die Iberer zusammenschneiden und aufzeigen, wie es gelingen kann, die spanische Abwehr zu knacken und zu vermeiden, von den überfallartigen Kontern der Spanier mit ihrem gut besetzten Weltklassesturm (Tubau, Amat, Freixa) überwunden zu werden. Und er wird die Mannschaftsaufstellung nennen und auch die Startformation (die ich Ihnen deshalb hier noch nicht sagen kann, sonst würden die Junx gleichsam „aus der Zeitung“ informiert. Ich weiß sie auch noch nicht.)
Ein stinknormaler Freitagabend
Um 13.30 Uhr das heute späte Mittagessen. Hier im Mercure-Hotel ganz vorzüglich. Küchenchef Offermann zaubert jeden Tag Erlesenes auf den Teller (wenn auch der Chronist wie sein Kollege Schöpf, - und wir haben schon einige bis zum australischen Trainer Barry Dancer angesteckt – tagtäglich wunderbare kleine Pellkartoffeln mit Kräuterquark bevorzugt. Einverstanden, Hans Braun? Oder zu einseitig?) Aber wir spielen ja auch nicht mit.
Nach der Mittagsruhe um 16.00 Uhr eine kurze zweite Besprechung (noch einmal Abrufen der wichtigsten Anforderungen fürs Spiel), ehe Bernhard Peters sich ins Stadion aufmacht, um den möglichen Gegner für Sonntag zu beobachten. Die Mannschaft wird um 17.30 Uhr noch eine Pasta-Mahlzeit einnehmen (die Kohlehydrate!). Danach beginnt die ganz heiße Phase. Einige der Rituale habe ich Ihnen kürzlich geschildert. Aus allen Zimmern dröhnt dann Heavy Metal. Um 19.00 Uhr dann Abfahrt zum Stadion. Übrigens immer mit demselben Bus und Busfahrer. Das ist inzwischen so abgesprochen, denn auch in dieser Kombination waren wir bisher unschlagbar. Dabei keiner der acht Hockeybusse der Gladbacher Verkehrsbetriebe, die hier seit einem Jahr auch für die WM-Werbung im normalen Einsatz waren, sondern einer im Borussia-Mönchengladbach-Design.
Vierzig Minuten vor dem Anpfiff beginnt das Aufwärmprogramm, zehn Minuten vorher geht es noch einmal in die Kabine. Acht Minuten vor dem Spielbeginn stellen sich die Mannschaften an der Seitenlinie zum Einmarsch auf. Und dann gilt es. Bernd Schöpf würde sagen: „Ein stinknormaler Freitagabend.“
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