Nr. 280 - 13. September 2006

   

Das Team hinter dem Team



ZDF-Reporter René Hiepen, der hier über die Tage der WM neben seiner Kommentatoren-Rolle auch in brillanter Weise die des Stadionsprechers zelebriert, hat gestern vor Spielbeginn das „Team hinter dem Team“ namentlich vorgestellt. Das bringt mich auf den Gedanken, das auch einmal für Sie zu tun. 14 Leute an der Zahl sorgen hier für das Wohl der Mannschaft. Natürlich ist die Teilnahme an der WM auch eine Anerkennung für die über die Jahre geleistete ehrenamtliche Arbeit. Denn bis auf die hauptamtlichen DHB-Trainer ist diese Tätigkeit ehrenamtlich. Auf ungefähr 120 Tage (die Hallen-EM und deren Vorbereitung eingerechnet) komme ich in diesem Jahr in der Begleitung der Junx. Da muss man eigentlich Geld mitbringen. Unser Arzt Dr. Rainer Koll hat sich ebenso wie Osteopath Andreas Papenfuß nicht zum ersten Mal in diesem Jahr von seiner Praxis verabschiedet. 14 Tage keine Patienten, vierzehn Tage keine Einnahmen. Auch Raumausstatter-meister Bernd Schöpf kann nur froh sein, eine verständnisvolle Geschäftspartnerin zu haben. Andere wie Physio Mario Plesse geben ihren gesamten Jahresurlaub dran. Aber wir wollen nicht klagen. Wir machen das freiwillig, das Zusammensein und das Miterleben der erfolgreichen Entwicklung dieser Mannschaft lohnen das vielfach.

Über den Headcoach, der uns in vier Tagen zu den Buffern verlassen wird, wissen Sie seit seiner dadurch erlangten Medienpräsenz sicherlich alles. Sein Assistent Torsten Althoff, im Team verantwortlich vor allem für die taktischen Analysen und das Beobachten der Gegner (das man jetzt Scouting nennt). Torsten denkt auch außerhalb des Spielfeldes nur an Vierer- und Fünferaufbau, Verschieben der Räume, und, und, und - und verplant darüber schon mal das eine oder andere. Es sei denn, ein hübsches Mädel kreuzt seinen Weg. Dann ist er hellwach und Hockey vergessen. Sein Zimmergenosse, unter dessen Spott er (nicht wirklich) schwer zu leiden hat, ist der Trainer unserer Stürmer, der Australier Andrew Meredith. Er tut so, als verstehe er kein Wort, weigert sich beharrlich, Deutsch zu sprechen („my teacher is ill“ – seit Januar) und blickt in jeder Beziehung voll durch. Im richtigen Leben ist er Internet-Designer.

Das Video-Team

Zu allen DHB-Teams seit Jahren dazu gehört „der Werner“ (Wiedersich). Bei großen Turnier immer als Video-Mann und Technik-Koordinator eingesetzt, ist er in der Vorbereitung der Spezialist für die Strafecken. Er ist hauptberuflich für den DHB und den Sächsischen Hockey-Verband tätig. Ein Stiller, der aber immer wieder im richtigen Moment die „big points“ setzt. Und seit Dezember 2005 Berufs-Opa von Hella.
Mit ihm auf dem hier leider zu flach geratenen Video-Turm (man kann hier die Szenen vor einem Tor nicht verwerten) Junioren-Trainer Uli Forstner. Die beiden sind vom ersten bis zum letzten Turnierspiel im Einsatz, filmen alle Spiele und kriegen doch selbst kaum etwas zu sehen. Ihr Blickfeld ist auf 4 x 4 cm reduziert. Und wenn alles im Kasten ist, sitzen sie oft noch bis nach Mitternacht, um die Aufnahmen für Bernhard Peters aufzubereiten, der dann am frühen Morgen mit den Schnitten beginnt, um unsere Spiele für doe Mannschaftsbesprechung vor- und nachzubereiten.

Für die Athletik der Spieler zeichnet Klaus Brosius verantwortlich. Der ehemalige Deutsche Meister über 3000 m Hindernis versieht diese Aufgabe seit vielen Jahren für die westdeutschen Kaderspieler. Seit zwei Jahren auch für alle Junx bei unseren Lehrgängen. Im richtigen Leben ist er Leiter des Schulsports bei der Stadt Oberhausen. Seit seiner Zeit als ehemaliger Athletiktrainer in der Fußballbundesliga sammelt er Sportkleidung. Er soll im Keller seiner Duisburger Villa die größte Sammlung Europas besitzen. Für die Torhüter ist Bernd Schöpf zuständig. Seine Torhüter erhalten anders als allgemein üblich besondere Trainingszuwendung während aller Lehrgänge. Bei den Spielen sitzt der neben Bernhard Peters auf der Bank und gleicht besonnen die von diesem ausgehende Hektik während des Spiels aus. „Frau Schuermann“, wie ihn die Spieler nennen, ist eigentlich der Vater der Truppe.

Die Bäderabteilung

Für die medizinische Betreuung der Mannschaft steht als Arzt Dr. Rainer Koll. Der ehemalige Nationalmannschaftsturner, der auch jetzt noch aus dem Stand und im Anzug einen Salto hinlegt, hat 15 Jahre die deutschen Fechter betreut und begeistert sich nun neu am Mannschaftssport. Er ist berüchtigt für sene Spritzen, doch diese zeigen kurzfristig Wunderwirkung. Das konnten Sie gestern selbst erleben. Witti, der sich seit Turnierbeginn mit seinen chronischen Rückenbeschwerden quälte, traute sich dann doch zur Spritze (er fürchtet wie ich derlei medizinisches Marterzeugs) und spielte gestern schmerzfrei auf wie ein junger Gott.
Zum medizinischen Team gehören seit kurzem auch „Gigi“, unser Osteopath aus dem Chiemgau, Gerhard Groß der zusammen mit seinem Kollegen Andreas Papenfuß, der zusätzlich auch Physioaufgaben übernimmt, für die „schweren Fälle“ zuständig ist. Wie Kollege „Pape“ betreibt er (er in Prien, Pape in Berlin-Grunewald) eine eigene (bis Januar ausgebuchte) Praxis. Pape hat früher selbst in der Bundesliga gespielt (Steglitzer TK) und ist absolut hockeyverrückt. Mitunter muss er vom Bundestrainer gebremst werden, wenn das Hockeyengagement mit ihm durchgeht und er die Mannschaft anfeuert. Er wechselt sich hier auf der Bank mit der Physio-Legende Mario Plesse ab. Der begeisterte Fußballer, Kegler (gleich in zwei Vereinen) und Schütze (sein Lebenstraum Offizier der Beverunger Schützengesellschaft) ist auch für die gute Stimmung im Team zuständig. Er kennt alle Witze dieser Welt, und wenn sein meckerndes Lachen durch die Gänge zieht, weiß jeder, Mario hat sich wieder einen Witz erzählt.

Der Seelendoktor

Für das seelische Wohl ist „HDH“, Hansdieter Hermann, unser Mentaltrainer aus Schwetzingen zuständig. Bernhard Peters hat ihn zwischenzeitlich an Klinsis Fußballer vermittelt. Aber hier steht er den Junx voll zur Verfügung. Nicht laut und sich selbst inszenierend mit irgendwelchen Sperenzchen, sondern als Vertrauter, der sein Augenmerk vor allem darauf richtet, die sportlichen Fähigkeiten der Junx auch im Kopf zu verankern. An unzulänglicher Betreuung kann das Ziel WM nicht scheitern.

PS

HockeyHerzliche Grüße auch an die Abschreiber von der „Hockeyzeit“. Wie gesagt, ich freue mich, wenn In-Teames gelesen und weitergegeben wird. Aber wenn man zitiert oder ganze Artikel übernimmt, dann darf man den Urheber nennen.

PPS

Philipp Crone wurde neben Pol Amat, Ryan Archibald /nZL), Teun de Nooijer, Jeroen Delmee,, Brent Livermore, Yong Bae Kim und Stephen Mowlam (AUS) für die Wahl zum "Player of the year 2006" nominiert. Diese Wahl wird, wie die zum "Men's Young Player of the Year", von den Teilnehmern dieser WM vorgenommen. Der Sieger am kommenden Samstag nominiert. Für den Juniorspieler des Jahres wurde u.a. auch Christopher Zeller nominiert.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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