Nr. 277 - 10. September 2006 |
|||||||
Aberglauben, Marotten, Rituale
Die meisten kleinen Rituale hatte Käptn Kunz für sich entwickelt. Er ging als Letzter aus der Kabine auf den Platz, erst dann musste ihm Mario seine Kapitänsbinde anlegen. Vom Aufwärmen verabschiedete er sich irgendwann, um – ein Handtuch über den Kopf – dem Spiel entgegenzusinnen. Bei den WM-Junx 2006 gibt es viel weniger Schrullen. Vielleicht sind sie noch zu jung, vieles muss sich vielleicht noch entwickeln. Natürlich schwören einige darauf, bereits im Trikot zum Spiel zu gehen und es auch beim Aufwärmen zu tragen (darum auch immer ein etwas uneinheitliches Bild). Die Trikotträger: Zells, Zello, Justus, Bubi Scholz, Mo, Schüti (die Spitznamen hat Hupe vor einiger Zeit in seiner Welt enthüllt). Nie ungeduscht zum Spiel Die heutige Spielergeneration legt eher großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Man feiert sein Länderspiel. Geht dorthin wie zu einem Festtag. Viele duschen (und gelen) noch einmal vor dem Spiel (Wesa, Mo, Carlos, Schüti). Schüti reinigt daheim sogar das Bad vor den Bundesligaspielen. Schüti und sein Zimmergenosse (seit 2001) Käptn Wess pflegen die meisten Rituale. Gemeinsam verfuttern sie am Abend vor einem Länderspiel eine Tüte Chips (seit Ernährungsberater Braun sich um unsere sportgerechte Verpflegung sorgt, nur noch fettarm, Hans!). Das Einspielen vor dem Spiel findet nur zwischen Wesa und Emmel statt und der Käptn betritt nie zuerst im Trikot das Stadion. Schüti hat dagegen immer eine frische schwarze Unterhose (honi soit qui mal y pense) drunter und ist frisch rasiert. Den Bart stehen lässt dagegen Björn Emmerling wie Niklas Meinert. Auch die Haare werden bei Emmel nicht geschoren, Wenn es in einem Turnier dann mal nicht laufen sollte und man das Bedürfnis hat, etwas zu verändern, kommen bei Emmel die Haare runter. So in Kuala Lumpur nach der Niederlage gegen Spanien. Auch nach dem Eröffnungsspiel hier gegen Indien hat sich Björn rasiert. Gestern hatte er – wie ich fand – allerdings Grund zu sprießendem Haarwuchs. Ähnliche Rituale pflegen auch Hupe und Tibor. Wenn es bei Hupe gut läuft, wird die Unterhose nicht gewechselt (wohl aber zwischendurch gewachsen). Tibor wirft seinen Schläger weg, wenn er zwei Spieler hintereinander schlecht mit diesem gespielt hat. Und fasst ihn nie mehr an. Dürfte aber nicht so häufig vorkommen. Der Schläger ist auch für Emmel Kennzeichen für die Bedeutung eines Spiels. Zu wichtigen Spiel wird das Griffband gewechselt. Hier in MG also 7 neue Griffbänder, in Kuala Lumpur gar deren neun. Und sonst? Die rituelle Wirkung des Kusses Die Zimmergenossen Jambo alias Curry und Dragon küssen vor dem Spiel das Stoffschwein, das Sebastians Freundin Elisa ihm geschenkt hat. Geküsst wird auch das Goldkettchen von Moritz Fürste, Geschenk von Freundin Stephanie. Allerdings nur nach Torerfolgen. Und von ihm allein. Da hat er ja doch häufiger Kussgelegenheit. Witti trägt dagegen den Kussmund seiner Freundin Milenka immer als Aufkleber auf seinem Schläger. Noch eine Marotte von ihm: nie das Kontaktspiel kurz vor Spielbeginn mitmachen. Hupe klatscht hier seit Jahr und Tag als Letztes mit dem jeweiligen Innenverteidigerkollegen ab. Carlos schwört auf das Schweißband, das ihm eine besonders wichtige Person verehrt hat (innen ist darauf „Go for gold“ gestickt). Dragon geht immer (ob Schnee, ob Eis) in Flip-Flops zum Spiel. Uli Bubolz zieht seine Rüstung immer in der Kabine an und trägt nie Stutzen, Ulln macht vor dem Aufwärmen mit dem Stock Zaubertricks mit dem Ball. Die Ungläubigen Hoffentlich ist durch die Veröffentlichung hier der Bann dieser Rituale nicht gebrochen. Zello pflegt inzwischen eh keine mehr. „Ich habe es aufgegeben, abergläubisch zu sein. Ich habe mit und ohne gewonnen oder verloren. Ganz Rationalist auch Bruder Zells, Eike („ich bin Atheist und konsequenter Weise auch ohne Aberglauben) und Buddy Biederlack. Von dem seine Mannschaftskameraden aber behaupten, er reibe und kratze sich vor dem Spiel Arme und Beine. Und dann ist da noch Justus „Ich dusche kalt vor der Abfahrt und die Nr. 13 ist meine Lieblingszahl und damit auch seit dem Abschied von Michael Green mein Wunschtrikot.“ Und sonst? „Mehr nicht, ich würde die meisten doch nur vergessen“. Bleiben Sie uns verbunden – |
Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels
« (HistoryBack)
|
||||||
|