Nr. 129 - 27. Juni 2004

   

2 x 100: Timo Weß und Sebastian Biederlack



Gegen wen anders als gegen Pakistan kann man zur Zeit sein 100. Länderspiel absolvieren? So feierte Timo Weß in Hamburg den Eintritt in den 100er-Club, dem bisher 52 Nationalspieler angehören. Und gestern kam als Nr. 54 Sebastian Biederlack dazu. Es war übrigens „die richtige“ pakistanische Mannschaft und ein „richtiges“ Spiel. Das anfangs auch gar nichts von dem späteren Ergebnis ahnen ließ. Beide Teams kannten sich nach den letzten Spielen aus dem „effeff“ und belauerten sich in taktischen Wartepositionen. Auch nach dem 2:0 hätte das Spiel noch ganz schnell kippen können. Pakistan hatte Ecken und 7m und Clemens Arnold musste mehrfach retten. Nur als die Pakis nach dem 4:0 geschlagen schienen, vermisste man ein weiteres Aufbäumen. Vielleicht sind sie nach einem vielwöchigen Europa-Aufenthalt ein wenig hockeymüde.


Das soll der Leistung unseres gestrigen Jubilars Buddy Basti Peter Biederlack keinen Abbruch tun. Er machte ein echtes Jubiläumsspiel und war voll auf der Höhe seiner jungen 22 Jahre. Wie Hamburg-Jubilar Timo Wesa Weß, der ebenso gut drauf ist, verliefen ihre Karrieren natürlich nahezu parallel. Schon mit 17 erhielt der bis dahin noch Naturrasenspieler beim SV Rissen, Sebastian Biederlack, seine erste Berufung. Eher ein wenig zufällig. Der DHB hatte das deutsche Pokalfinale, das es damals noch gab, nach Leipzig vergeben. Der Club an der Alster und der HTHC standen sich gegenüber und parallel musste die Nationalmannschaft für mehrere Länderspiele gegen Korea bestückt werden. Junioren-Bundestrainer Peters schickte dem Kollegen Lissek vier Junioren (Eike Duckwitz, Justus Scharowsky, Oli Hentschel und eben Buddy), die am 9. Juli 1999 zu ersten Länderspielehren kamen. Dann kann für Buddy eine ganze Weile nichts, erst Bernhard Peters holte ihn dann 2001 in sein Nationalteam.


Der geborene Mannschaftsführer: Timo Weß

Der Dort ging es am 26.2.01 auch für Wesa los. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Blutjunger Mann, 18 Jahre alt, erstes Länderspiel im voll besetzten Stadion in Bombay. Nach acht Minuten setzt er von hinten rechts einen seiner langen und wohl temperierten Schlenzer die Linie entlang zu Olli Domke, der damit abzieht und das erste Tor macht. So selbstbewusst und überzeugt vom eigenen Können spielt er noch heute. Noch immer fragen sich viele, wo der kleine Mann die Kraft für die langen Schlenzer herholt (alles Übung, viele Jahre im Sondertraining mit Bernhard Peters erarbeitet). So wie er sich diese Technik konsequent erarbeitet hat, so geht Wesa an alle Aufgaben heran. Er ist der geborene Mannschaftsführer, um- und weitsichtig, aber immer umgänglich und fröhlich und bei allen Lustbarkeiten dabei. Er hat immer alles auf der Reihe, hat nie etwas vergessen, immer alles bedacht. So war es wie für Witti kein Problem, sich gleichzeitig auf die Hockey-WM 2002 vorzubereiten und gleich nach dem WM-Finale sehr erfolgreich sein Abitur in Moers zu machen. Bei einer der wegen der Länderspielreisen zu schreibenden Nachklausuren lernte er Freundin Nele kennen. Inzwischen wohnen sie zusammen in Köln und studieren hier. Wesa Betriebswirtschaft, denn er will, wie er auf seiner Autogrammkarte als Berufsziel angibt, Unternehmer werden. Das ist er schon jetzt, denn er unternimmt eine Menge, auch wirtschaftlich.

Ganz das Gegenteil: Sebastian Biederlack

Da ist sein 100er-Pendant Buddy eher ein bisschen das Gegenteil. Immer ein wenig verschlust, mal fehlt hier ein Hemd, mal kommt er da wieder auf den letzten Drücker. Hupe, der die Mannschaftskasse führt, freut es. Buddy ist einer seiner wichtigen Finanziers. Trotzdem kann man dem Buddy (wie auch unseren Justus) nie böse sein. Sie verschleiern nichts und sind entwaffnend ehrlich. Ehrlich auch die Entscheidung Bastis, statt des für Spitzensportler lockeren Grundwehrdienstes Zivildienst mit täglicher Arbeitsanforderung (beim Olympiastützpunkt in Hamburg) zu machen. Inzwischen studiert Buddy, der mit der Fast-Nationalspielerin Martina Heinlein verbunden ist, in Hamburg Politologie. Weil er hinter die gesellschaftspolitischen Zusammenhänge, hinter Abhängigkeiten von Staaten schauen will. Zwei ganz unterschiedliche Typen, beide fast gleich alt, ihre sportlichen Karrieren fast kongruent, beide sehr verschieden, aber jeder auf seine Art einfach liebenswert.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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