Frühstück
Bernd Schöpf und ich sind senile Bettflüchter. Allmorgendlich, sowie der Frühstücksraum unserer jeweiligen Herbergen geöffnet wird, finden wir uns hier ein (manchmal müssen wir noch beim Eindecken helfen), um wie ein gemeinsam alt gewordenes, mallorquinisches Rentnerpärchen unser Müsli zu schlürfen. Dabei kann man viel beobachten. Kurz nach uns finden sich hier, unabhängig vom Spiel- und Trainingsplan, die koreanischen Mädchen ein. Immer in einheitlichem Frühstücksoutfit. Sie nehmen demütig Platz und jede weitere Spielerin, die erscheint, begrüßt ihre Mitspielerin mit drei devoten Verbeugungen, die mit einem freundlichen Kieksen erwidert werden. Diese Zeremonie dauert eine Weile (18 gegen 18 + Staff), dann heißt es im wahrsten Sinne schnell zu Potte zu kommen. Das Frühstück wird schweigend verschlungen, denn schon bald gibt es ein uns verborgenes Zeichen einer Vorturnerin, worauf sich alle Koreanerinnen blitzschnell erheben und geradezu panisch den Frühstückssaal räumen. Nur der Staff bleibt zurück und genießt. Wahrscheinlich isst man jetzt all die verbotenen Früchte des Frühstücksbüffets (aber damit ist es ja in Holland nicht so weit her, die Toastbrote kann man sich bekanntlich von der Decke pflücken, so luftig sind sie).
Kurze Zeit später erscheinen die Chinesinnen. Immer kompakt als Team. Immer im roten Trainingsanzug, ganz einheitlich. Sehr hübsche Mädchen übrigens. Gestern morgen zog es Bernd jedoch das Wasser im Munde zusammen. Als Vitaminstoß nahm jede Chinesin eine Zitrone zu sich, gerade eben so, wie man sich eine Apfelsine zubereitet. Auch die Chinesinnen sehen ein Frühstück ganz funktionell. Schon kurze Zeit später gemeinsamer Aufbruch. Auch hier bleibt nur der Staff zurück. Etwas später kommen dann, je nach Spielplan, die Europäer. Ganz in orange und ebenfalls immer einheitlich in verschiedenen Orange-Variationen ihrer Sponsoren die Holländer und die Oranje-Meisjes. Keine besonderen Vorkommnisse im Übrigen.
Heute zu guter Letzt die Deutschen. Erst einheitlich TK-gewandet wie immer in weiß unsere Mädels, rundum nett anzusehen. Und immer voller guter Laune. Endlich, ganz individuell, die Junx. Zur rechten Zeit, aber doch jeder für sich. Die meisten direkt vom Morgenlauf, der Käptn und Björn Michel dagegen vorbildlich. Erst duschen und trockene Sachen anziehen. Wenn alles sitzt, zelebriert Schüti seinen Auftritt. Erst ein zwei Runden ums Büfett, alles streckend, was sein Körper hergibt. Bis ins letzte Haupthaar und auch davon bietet er ja einiges. Wenn alle Damen im Saal ihn wahrgenommen haben, kann auch er sich dem Früchtemüsli widmen.
Während Hupe, der hamstergleich die Backen füllt, längst fertig ist. Rein-rauf-runter-raus – ist seine Devise. Ebenso schnell wie die Toasts in seinem Schlund verschwunden sind, hat er den Speisesaal schon wieder verlassen. Halt, heute gibt es ein Stocken. Er hat die Geburtstagstorte von Timo, der heute 22 wurde, ausgemacht. Und alle Schokoladen und Torten dieser Welt gehören eigentlich allein ihm. Schade, Timo, alles ist vorbei. Aber nicht allzu viel Mitleid, Timo hat ja noch das obligatorische Kilo Geburtstags-Gummibärchen aus dem Berliner Bärenland. Guten Appetit
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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