Kinderspielzeuge
Monate lang haben die Teilnehmerländer der CT ihre Teilnahme in Frage gestellt, weil sie um die Sicherheit ihrer Mannschaften fürchteten. Die Australier auf Geheiß ihrer Regierung sogar abgesagt. Die Pakistanis haben versichert, dass sie die Unversehrtheit aller jederzeit garantieren würden. Und das zeigen sie jetzt. War in den ersten Tagen nach unserer Ankunft die Lage noch relativ entspannt, nur ein paar bewaffnete Polizisten vor der Hoteltür und hinter der tat sich die heute schon fast als Haustür zum Alltag gehörende Sicherheitsschleuse auf, so hat sich die Lage verändert. Seit heute findet hier ein FIH-Coaching-Seminar statt (unter der Leitung von Paul Lissek. Über ihn und seine persönlichen und beruflichen Planungen in den nächsten Tagen mehr). Und bis auf Indien sind alle Mannschaften eingetroffen. Und nun ist alles voller bis an die Zähne bewaffneter Polizisten, oftmals die MP im Anschlag. Selbst den Morgenlauf konnten die Jungz nicht mehr einfach so in den Park auf der nächsten Straßenseite machen. Der Polizei-Häuptling, ein Original-Cover von Saddam Hussein, verlangte Information und schickte einige bewaffnete Polizei-Indianer mit. Und heute Abend nach der Rückkehr vom Training Sicherheitsleute bis vor unseren Gang. Gleich neben meinem Zimmer lauern zwei Kaftan-Träger, darüber die Uniformjacke und die MP geschultert. Unsere Busfahrt zum Stadion nur mit Polizeieskorte vorn und MP-Wagen hinten. Auch beim Training volle Bewachung. Das haben wir nun davon.
Ein anderes Kinderspielzeug haben sich heute in den Mittagsstunden einige der Jungz zugelegt. Ich saß gerade in der Bäderabteilung, als zunächst ein rotes, dann ein gelbes Fernlenkauto an der Tür zum Gang vorbeifuhr, gekonnt zurücksetzte und zielstrebig auf Physio Andreas Papenfuß zusteuerte, der gerade Michael Purps mit seinen Händen walkte. Und dann standen vier strahlende Jungmänner, allesamt mit ihrer Fernbedienung im Raum. Max, Jan-Marco, Carlos und „Menkes“ (im richtigen Leben Menke geheißen) hatten sich ein ferngelenktes Spielzeugauto (nur 8 US-Dollar) gekauft und strahlten. Menkes musste statt der kleinen Sportflitzer ein bisschen protzen und hatte für den doppelten Preis einen Monster-Truck erworben. Wenig später startete das Wagenrennen rund um Gänge, die sich balkonartig zur Hotellobby öffnen. Auch hier war „Speedy Gonzales“ mit seinem Mercedes SKL 500 der Schnellste. Als Bernhard Peters bei der abendlichen Besprechung davon hörte, wurde er gleich hellhörig. Weihnachten naht. Jan, bitte weghören! Du bekommst ja auch schon die Carrera-Bahn. „Alles weggekauft“, beschied ihn Max Weinhold, „für dich sind nur noch Kettenfahrzeuge übrig.“
Kinderspielzeuge ganz anderer Art hat fast jeder der Spieler heute im Gepäck. Man reist nicht mehr ohne Laptop. War das für die Junx noch vor allem Arbeitsmittel zur Vorbereitung auf Prüfungsklausuren, so leisten die Computer der neuen Generation, der Jungz, schon viel, viel mehr. Keine teueren Telefongespräche mehr, Man telefoniert kostenlos – so Maik Günther – übers Internet. Heute Abend saßen sieben Spieler mit ihren Laptops im Business-Center, um kostenlos per wireless lan zu surfen, e-mails zu lesen und zu verfassen, Musik zu hören. Und eben zu telefonieren. Eine neue Spielergeneration, mit neuen Spielzeugen.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
|