Nr. 188 - 19. August 2005

   

18 Steaks à 200 Gramm



Das war das Lebensgewicht unseres Torhüters Nr. 1, als dieser vor nun genau 30 Jahren und zwei Tagen, am 17.8.1975 um 10.32 Uhr, das Licht der Welt erblickte. 56 cm war er damals groß, inzwischen hat ihm die Natur noch 1,41 m dazu gegeben. Dieses die rein technischen Daten. Wir wissen inzwischen alles. Spätestens seit gestern. Denn zur Feier des Tages überraschte Christian Schultes Muter ihn und uns hier in Amsterdam und hielt eine wunder- und liebevolle Laudatio auf ihren Sohn. Aber nicht einfach so. Sondern in einem der gemütlichsten und berühmtesten Amsterdamer Speiselokale, dem seit 1939 existierenden Restaurant „d’ Vijff Vlieghen“ (die fünf Fliegen). Berühmte Künstler wie Walt Disney, John Wayne, Gary Cooper oder Bruce Springsteen speisten hier. Oder auch, wie wir dem Gästebuch entnahmen, AS Rom, Rosenborg FK oder Ajax Amsterdam. Seit gestern ist auch die deutsche Hockeynationalmannschaft hier zu finden.

Frau Schiefer, die Mutter Schütis, hatte schon vor Monaten begonnen, den Geburtstag ihres Sohnes zu planen. Nur ich war eingeweiht. Der Spieltag sah erfreulicher Weise einen Ruhetag vor. Alles passte. Und das den ganzen Abend lang. Auf dem Tagesprogramm stand für die Junx nur „aushäusig essen“. Auch Schüti ahnte von nichts. Seine Mutter hatte am Morgen noch mit einem Blumengruß aus Deutschland ihr Fernbleiben signalisiert. Und stand am Abend vor den Lokal mit allen Junx, als wir mit dem letzen Taxi vor dem malerisch an der Spuistraat direkt an einer der vielen Grachten gelegenen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert ankamen. Nicht ganz ahnungslos war Schüti dann leider doch. Denn kurz vor der Abfahrt hatte er, als ich dem Taxifahrer die Adresse des Lokals vom FAX seiner Mutter zeigte, deren Handschrift erkannt. Das sollte die Überraschung nicht schmälern. Die Mutter hatte einen Teil des Lokals für uns reservieren lassen und selbst hockeytypisch gestaltet. Mit extra gedruckten Speisekarten in Hockeyschlägerform, natürlich mit schwarz-rot-goldener Bewickelung. Kunstrasen auf den Tischen, Blumen, selbst gestaltete Servietten, Wimpel sogar mit den olympischen Ringen (das IOC liest hier ja nicht mit). Nach den leckeren, obwohl alkoholfreien Begrüßungscocktails gab es landestypisch Matjes mit Bohnen. Vor dem Hauptgang dann die angesprochene Laudatio, die Schütis junges und doch schon prall gefülltes Leben aufzeigte. Und den Dank der Mutter für einen wohlgeratenen Sohn zum Ausdruck brachte.
Zu Recht kann sie auf unseren Keeper-Animateur-Analytiker-gute-Laune-Bör-auf-der-Bank-kurz:guten-Geist-Schüti- stolz sein. Ich will nicht alles wiederholen, was ich irgendwann schon einmal „In-Team“ Ihnen schwelgend verraten habe. Von seiner Fähigkeit, sich auch auf der Bank ganz in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Der immer positiven Ausstrahlung. Der oft erfahrenen Demut des Bankdrückens. Erst in diesen Tagen hat ihn Bernhard Peters zum Torhüter Nr. 1 erkoren. Wie sehr er überall sein Engagement fürs Team entfaltet hat, war gestern an den Anrufen zu merken. Das Telefon des Neu-Dreissigers, seit Jahren auch Kapitän der Krefelder Bundesligaherren, stand nicht still. Beeindruckend auch, das stellte seine Mutter, aber auch Bernhard Peters in einer kleinen Geburtstagsrede noch einmal heraus, wie er beispielgebend Studium und Hochleistungssport vereinbart hat. Und nebenher (und viele Stunden pro Tag und Woche) auch den „Laden“ in Mutters Landhaus Schulte in Neuss schmiss. Ob am Empfang, in der Küche, der Buchhaltung oder auch als Haushandwerker.
Denn direkt nach dem Studium hat er noch eine Tischler-Lehre erfolgreich absolviert. Inzwischen hat er auch sein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen und ist seit einem Jahr Unternehmensberater bei der Fa. Mercuri in Düsseldorf (wenn Sie mal einen Marketing-Experten benötigen?). Und hat immer noch tierisch Lust auf Hockey, Spitzenhockey. Und träumt von Peking 2008. Dann 33 Jahre, das beste Alter für einen Torhüter. Nach der Laudatio der Mutter, von der wir auch sein Steakgewicht bei der Geburt und den Ausruf der Hebamme („was hat der für große Füße“) erfuhren, gab es dann „in echt“ wunderbare Kalbssteaks. Natürlich 200 Gramm. Eine viel zu knappe (war die lecker!!) Crème Brulée schloss das Schlemmer-Menü ab.
Ein wunderbarer Abend, in einer tollen Umgebung, ein unglaubliches Geschenk für uns alle. HockeyHerzlich: Danke Frau Schiefer!


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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