Das große Fressen
…das fand gestern nicht auf dem Hockeyplatz zwischen den Teams aus Holland und Deutschland statt. Wenn gleich diese Begegnung mit ihren acht Toren für die ca. 250 italienischen Hockeyfans, die gestern wieder die kleine Tribüne füllten, den Charakter eines Hockeyfestschmauses hatte. Ein ständiges Hin und Her der Angriffswellen, technische und spielerische Delikatessen, das eine oder andere technische Sahnehäubchen und Tore, Tore, Tore. Der Hockey-Gourmet kam gestern voll auf seine Kosten. Deutschland dabei spielerisch überlegen, wir hatten viel mehr vom Spiel. Aber Holland unheimlich gefährlich in seinen Kontern und der erfolgreichen Ausführung von Standard-Situationen. Besonders die Freischläge am Kreis machten uns – obwohl vom Vortag gewarnt und eigentlich auch gewappnet – zu schaffen. Sie werden – immer flach – mit Karacho in den Kreis gedonnert und die Abwehr hat kaum eine Chance, den Ball zu stoppen. Irgendeinen erwischt es dann, der Ball geht gegen den Fuß oder springt vom Schläger hoch. Ecke. Oder ein Holländer hält einen Schläger „rein“ - Stecher. Tor. So auch das 1:1. Alle wussten, was kommen würde. Trotzdem stand Rob Brouwer am langen Pfosten frei und musste den Ball nur über die Linie drücken.
Aber auch unser Spiel konnte sich sehen lassen. Wunderschöne Kombinationen, schnelle Angriffe über Christopher Zeller, der kaum vom Ball zu trennen ist. Die Italiener staunten. Da lassen die Deutschen sechs Spieler vom Samstag auf der Tribüne, und das Spiel läuft ohne Bruch genau wie am Tag zuvor.
In hervorragender Form derzeit Tibor Weißenborn. Oder ist es die Routine von 184 Länderspielen in seinen (jungen) 22 Jahren? Er erahnt, was der Gegner im Schilde führt, ist blitzschnell dazwischen und leitet – Fanfare, Attacke – zum Angriff über. Den Christian Wein dann schnell zum 2:1 abschließen konnte. Überall ist der quirlige Berliner zu finden. Wie eine Nähmaschine rattert er seine rechte Bahn herunter, versteht sich blind mit Rechtsaußen Björn Michel. Ist vorn wie hinten.
Der Höhepunkt des Hockeyfestschmauses aber gestern das „Oldie-Tor“ zum 4:3. Mit der geballten Kraft von mehr als 900 Länderspielen bereiteten die drei Meisterköche Michel, Bechmann, Green diesen Leckerbissen. Langer Diagonalball von der Mittellinie von Schupo auf Bechi vorne links, Mike war voll mitgelaufen und strebte dem Schusskreis zu. Genau dorthin kam der Querball von Bechi und – ganz der goalgetter – schrubbte der Doktor den Ball über den holländischen Torhüter ins Netz. Großer Jubel überall. Sein 4.Tor im 297. Länderspiel. Das kommt bei ihm wirklich alle Jubeljahre vor. Böser Spruch von Tibse: „Das war dein letztes Länderspieltor bei Deiner Quote“. Das sieht Mike ganz anders. Die Einschläge häufen sich. Benötigte er für das erste Länderspieltor fünf Jahr, sind seit dem letzten erst drei Jahre ins Land gegangen.
200. Länderspiel gestern auch für unseren Römer Christoph Eimer, „Kristow Nationalä“ wie er hier gefeiert wird. Wie populär er, obwohl erst ein halbes Jahr hier, ist, das konnten wir gestern Abend beim „Großen Fressen“ in Ariccia, einer kleinen Stadt an den Albaner Höhen, feststellen, wohin uns Shneez zum Essen geführt hatte. Eine urige „Hostaria da sora lella“. In einer Art Kellergarage lange Tische, Plastiktischdecken und Plastikgeschirr. Da kann man keine Fehler machen, wenn der süße, rote Spumante oder der frische Rotwein die Sinne trüben. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Antipasti ohne Ende. Vom Allerfeinsten. Und dazu das leckere italienische Weißbrot. Man vergisst, taktisch zu essen und auf die Höhepunkte der Hauptgänge zu warten, sondern nimmt, was kommt, es ist alles so lecker, so frisch: verschiedene Schinken, Geräuchertes, Salami, in Öl eingelegte Tomaten, Pilze, Auberginen, Gurken. Käse, Mozarella,… Wenn endlich die Spanferkel-Platten kommen, ist man schon völlig fertig. Und zwingt sich alles rein. So haben wir es gelernt. Es wird aufgegessen. Die Pasta-Runde droht. Und bricht herein. Pasta mit Tomatensosse, das Größte, normalerweise. Das Stochern nimmt zu. Pasta Carbonara, wird nicht mehr von allen goutiert. Der Patrone hat ein Einsehen und bricht ab. Weitere Pastagänge und vor allem das Hauptgericht entfallen mit Rücksicht auf den Zustand der Gäste. Keiner ist böse drum. Man hätte eh keinen Bissen mehr herunter bekommen. Selbst Schüti, der Nimmersatt in Stellvertretung Hupes, der wieder einmal der Diplom-Arbeit willen zu Hause bleiben musste (welches Opfer das darstellte, kann jeder ermessen, der um seine Fresslust weiß), selbst Schüti also war nichts mehr einzuverleiben. Keine schlechte Geschäftsidee übrigens, die Gäste mit Anti-Pasti (jetzt wissen wir, warum die wirklich so heißen) so voll zu stopfen, dass für Pasta und Hauptgericht kein Hohlraum mehr in Magen und Darm übrig ist. Als es gerade lustig wurde, Bernd begann, auf dem Tisch zu tanzen und einheimische Damen mit Rosensträußen zu überhäufen, blies Bernhard zum Abmarsch. Aber es musste niemand hungrig den Heimmarsch antreten.
Bleiben Sie uns verbunden –
HockeyHerzlichst
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